HEINRICH VOGELER
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FROSCHKÖNIG. ORIGINALRADIERUNO VON HEINRICH VOOELER
englische Erscheinung, die in die Saiten greift, um
der vor ihr im satten, sommerreifen Grase sitzen-
den, sylphidenhaft anmutenden blonden Frau das
große selige Geheimnis der
Schöpfung zu enthüllen. Über
eine breite Taltrift hinweg irrt
das Auge über den hohen Zug
des Weyerberges fort zum
blauen Horizont. In diesem
Bilde steckt der Geist der rein-
sten Madonnenmaler des italie-
nischen Quattrocento. Einen
ähnlichen Ausdruck hat nur
der gottgefällige Mönch von
San Marco, Fiesole, hat nur
Botticelli seinen Gottesjung-
frauen zu geben vermocht.
Frühling ist in der Worpsweder
Heide eingezogen. Schlanke
Birkenstämme zeigen das erste
Grün. Zwei jener kleinen
Sänger der Natur singen aus
voller Kehle dem lieben Herr-
gott ihr Loblied. Ein Mäd-
chen sitzt träumend im Grase.
Ihre Augen gehen sehnsuchts-
voll hinauf zu den
In solchen Blättern
sönliche Erlebnis in
hellen Sängern auf den Ästen.
und Gemälden hat das per-
des Künstlers Leben Gestal-
tung genommen. Daneben
ist es die deutsche Märchen-
welt, die immerfort seine Phan-
tasie anregt und begeistert.
DasMärchen vom Froschkönig,
Hansel und Gretel, das Mär-
chen von Melusine und ähn-
liche Stoffe haben seiner rei-
chen Gestaltungskraft immer
neue Bilder entlockt. Immer
sind es Frühlingslieder, in
denen die ganze Sehnsucht
seiner eigenen Dichterseele
widerklingt. Nur einmal hat
er Worpswede auch im Winter
gemalt, auf jenem unvergleich-
lichen Bilde »Wintermärchen«,
wo der heilige Dreikönigs-
zauber den Vorwand zu einer
Naturschilderung abgibt, die
die ganze Pracht des in tiefen
Schnee eingehüllten Moor-
dorfes enthüllt. Vogeler wäre
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FROSCHKÖNIG. ORIGINALRADIERUNO VON HEINRICH VOOELER
englische Erscheinung, die in die Saiten greift, um
der vor ihr im satten, sommerreifen Grase sitzen-
den, sylphidenhaft anmutenden blonden Frau das
große selige Geheimnis der
Schöpfung zu enthüllen. Über
eine breite Taltrift hinweg irrt
das Auge über den hohen Zug
des Weyerberges fort zum
blauen Horizont. In diesem
Bilde steckt der Geist der rein-
sten Madonnenmaler des italie-
nischen Quattrocento. Einen
ähnlichen Ausdruck hat nur
der gottgefällige Mönch von
San Marco, Fiesole, hat nur
Botticelli seinen Gottesjung-
frauen zu geben vermocht.
Frühling ist in der Worpsweder
Heide eingezogen. Schlanke
Birkenstämme zeigen das erste
Grün. Zwei jener kleinen
Sänger der Natur singen aus
voller Kehle dem lieben Herr-
gott ihr Loblied. Ein Mäd-
chen sitzt träumend im Grase.
Ihre Augen gehen sehnsuchts-
voll hinauf zu den
In solchen Blättern
sönliche Erlebnis in
hellen Sängern auf den Ästen.
und Gemälden hat das per-
des Künstlers Leben Gestal-
tung genommen. Daneben
ist es die deutsche Märchen-
welt, die immerfort seine Phan-
tasie anregt und begeistert.
DasMärchen vom Froschkönig,
Hansel und Gretel, das Mär-
chen von Melusine und ähn-
liche Stoffe haben seiner rei-
chen Gestaltungskraft immer
neue Bilder entlockt. Immer
sind es Frühlingslieder, in
denen die ganze Sehnsucht
seiner eigenen Dichterseele
widerklingt. Nur einmal hat
er Worpswede auch im Winter
gemalt, auf jenem unvergleich-
lichen Bilde »Wintermärchen«,
wo der heilige Dreikönigs-
zauber den Vorwand zu einer
Naturschilderung abgibt, die
die ganze Pracht des in tiefen
Schnee eingehüllten Moor-
dorfes enthüllt. Vogeler wäre