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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 17.1905-1906

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Kunstgewerbliche Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.4870#0122

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KUNSTGEWERBLICHE RUNDSCHAU

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MODELLIERT VON PROF. FRITZ HAUSMANN, FRANKFURT A. M

erdrückt, noch aus Rücksicht auf ein malerisches Gesamt-
bild um ihre individuelle Sprache gebracht werden. Wand-
bespannung, Schauschränke und sonstige Ausstattung lassen
nur ganz andeutungsweise den Charakter der Stilperiode
anklingen. Von direkter Imitation hat man sich ganz fern-
gehalten. — Als eine wesentliche Neuerung gibt sich auch
die Ausgestaltung des ersten Museumszimmers zu einem
eigentlichen Eintritts- und Empfangsraum. Seine künstle-
rische Austtattung erhielt dieser Saal im Sinne moderner
Raumkunst nach einem Entwürfe von W. Thiele, Lehrer
an der hiesigen Kunstgewerbeschule. Eine einfache Täfe-
lung aus geräuchertem Eichenholz umkleidet die Wände;
als wirkungsvoller Schmuck sind Scharffeueremail-Fliesen
von J. Scharvogel in München und landschaftliche Holz-
intarsien von Karl Spindler verwendet. Während hier
moderne Medaillen und Plaketten die einzigen Ausstellungs-

objekte bilden, sind nunmehr die übrigen
neuzeitigen Arbeiten in einem angren-
zenden besonderen Räume vereinigt.
Ein Teil derselben ist in einem Schau-
schrank von Bernh. Pankok zur Ausstel-
lung gekommen. Der für wechselnde
Ausstellungen bestimmte Oberlichtsaal
des Museums hat ebenfalls eine durch-
greifende Umgestaltung erfahren, die
seine Lichtverhältnisse ganz wesentlich
verbessert hat.

VON DER 3. DEUTSCHEN
KUNSTGEWERBE-AUSSTEL-
LUNG DRESDEN 1906

Für die Kunstgewerbeausstellung
Dresden igoö hat Professor Otto Guß-
mann in Dresden ein Plakat entworfen,
das in seiner Stimmungsgewalt und
Schlichtheit ein Beispiel vornehmer de-
korativer Kunst ist und unwillkürlich
dieBlicke des Beschauers auf sich lenkt.
Auf einer spiegelnden Fläche wandelt
mit nackten Füßen eine hohe, schwer-
mütig das Haupt neigende Frauen-
gestalt. Tristan- und Isoldenstimmung
umgibt die Erscheinung. Wie ein
Schleier fallen unter der Krone die
dichten goldbraunen Haare über das
Antlitz. Aus einem Gewand mit stili-
sierten Blumen schimmert leise der zarte
Frauenleib. In den Händen trägt die
fragend uns anblickende Gestalt wie ein
Kleinod aus dem Reich des heiligen Gral
einen aus Blüten und Dornen ver-
schlungenen stilisierten Rosenbusch, der
sich aus einem goldenen Sockel erhebt.
Das Plakat trägt als Inschrift die Worte:
»Dritte Deutsche Kunstgewerbeausstel-
lung Dresden Mai—Oktober 1906«. Diese
Inschrift ist in künstlerisch trefflich
durchgeführten Buchstaben gehalten,
dazu in gefälliger Anordnung und wohl
leserlich. So ist das vornehme Plakat
in jeder Beziehung mustergültig. Das
Plakat ist soeben erschienen und über-
all ausgehängt worden.

Die Anmeldungen für die Abtei-
lung Kunstindustrie sind so zahlreich
eingegangen, daß außer dem zuerst ge-
planten großen Gebäude noch ein zweites Gebäude er-
richtet werden muß, welches die Gruppe der kunstgewerb-
lichen Vorbilder und die dem Kunstgewerbe dienenden
Maschinen aufnehmen soll. Hier werden unter anderem
mehrere Stanzmaschinen und eine Töpferei im Gange vor-
geführt, auch ein Modelltheater mit elektrischem Betrieb
gezeigt werden. Die Halle wird ferner unter anderem
Öfen, Verkaufsautomaten, Bade-, Wasch- und Klosettvor-
richtungen, sowie Herde in mustergültigen Formen vor-
führen. Weiter werden sich hier hervorragende Muster
von Automobilen, Segeljachten und Ruderbooten, sowie
Modelle von Kriegsschiffen vorfinden, dazu einzelne schau-
fensterartige Anordnungen von Gebrauchsgegenständen in
verschiedenartigen Materialien, Maschinenteile und Werk-
zeuge, eine Achatschleiferei und verschiedenes andere.

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