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BUCHBINDEKUNST
diesSchmuckstückeinzugliedern,ein filigranartig ganz mit
Goldstempeln überzogener Einband der Oxford Preß:
das dürften die Haupterscheinungen in dieser Richtung
sein. Aber wie geschickt haben daneben andere die
Motive altenglischer Einbände mit neuen Gedanken
belebt. De Sauty nimmt vom orientalischen Band
das längliche Mittelfeld, in dem zarte Goldfäden
sich verschlingen als Stengel der dichtgestellten gol-
denen Blüten, die den Rand ausfüllen. Ein mehrfach
wiederkehrendes Flechtmotiv, besonders bei Sangorskl
& Sutcliffe über-
zieht den Deckel
mit festem Gerüst,
dem sich gotisie-
rende Blattranken
gefällig einfügen.
Andere füllen die
ganze Fläche in
schachbrettartig
mit farbigem Leder
unterlegten Fel-
dern mit einem
kleinen Blätter-
stempel. Schöne
Schrift-Typen sind
in der Weise der
Gotik zu Friesen
benutzt, die den
Rand umziehen —
zum höchsten
Reichtum erhebt
sich ein kleiner
Band von San-
gorskl, dem als
Mittelstück des mit
Rosenranken ge-
füllten Raumes ein
Pfau eingefügt ist,
die Radfedern mit
kleinen Opalen be-
lebt. Es ist un-
möglich, in dieser
Besprechung allen
gerecht zu werden
— doch sei als Be-
sonderheit der eng-
lischen Buchbin-
dung derverdienst-
volle Anteil hervor-
gehoben, den die
englischen Damen als Binderinnen und Vergolderinnen
für sich in Anspruch nehmen.
Die beiden italienischen Aussteller Cechi & Flgllo,
Florenz und A. Casciani, Rom, treten, abgesehen von
einigen Blinddruckpressungen des letzteren, im wesent-
lichen mit dem prächtigen Effekt auf, den spitzen-
artig geordnete kleine Goldstempel auf Pergament
immer hervorrufen. Ein großes Album von Cechi
mit rautenförmiger Anordnung der Stempel gehört
zu den Prunkstücken der Ausstellung.
Eine eigentümliche Stellung nimmt die durch
J. SANGORSKI
das technologische Gewerbemuseum Prag vertretene
böhmische Buchbindekunst ein. Auf alle Tradition
verzichtend zeigen die technisch gut ausgeführten
Bände das Bestreben, in ihrem Dekor eine stilistische
Sonderstellung zum Ausdruck zu bringen. Dagegen
pflegt der Prager Buchbinder Spott in seinen meister-
haft ausgeführten Vergoldungen fast ausschließlich die
historischen Stile.
Unter den deutschen Buchbindern der Ausstellung
sucht man vergeblich nach einer führenden Er-
scheinung. Nur
wenige erheben
sich aus dem all-
gemeinen Niveau,
das es uns nur zu
deutlich zum Be-
wußtsein bringt,
wie bescheidene
Anforderungen das
deutsche Publikum
bisher an die Ar-
beit seiner Buch-
binder stellte und
wie karg es über
die Bewertung die-
ser Arbeiten denkt.
Handwerkliche
Tüchtigkeit ist den
meisten durchaus
eigen; die Nach-
bildung alter Ein-
bände ist mancher-
orts, besonders bei
den recht konser-
vativen Frankfur-
tern in einer Weise
vertreten, die vol-
les Lob fordert.
Dagegen zeigen die
Versuche modern
zu sein, oft wirr
auseinandergehen-
de Richtungen,
Lesefrüchte aus
den Modejournalen
des Kunstgewerbes
neben manchen
wilden Erzeugnis-
sen eigner Phan-
tasie. Nicht einmal
da, wo die Mitwirkung bekannter Führer der mo-
dernen Ornamentik in Anspruch genommen ist, macht
sich immer eine sichere Leitung geltend. Wohl
kann man diese bei den von van de Velde beein-
flußten Arbeiten Pfannstiels in Weimar finden, Schulze-
Düsseldorf hat nach Ehmkes geistreichem Entwurf
ein sehr schönes Album in weißem Leder ausgeführt,
Cissarz' Zeichnung zu einem von der Firma A. Oster-
/■/^/z-Frankfurt ausgeführten ebenfalls weißen, farbig
unterlegten Band verdient uneingeschränktes Lob.
Dagegen haben die Kräfte, die das Kaufhaus Ober-
O. SUTCLIFFE, LONDON. GANZLEDERBAND, NIGER-MAROQUIN
AMT HANDVERGOLDUNG UND BLINDDRUCK
BUCHBINDEKUNST
diesSchmuckstückeinzugliedern,ein filigranartig ganz mit
Goldstempeln überzogener Einband der Oxford Preß:
das dürften die Haupterscheinungen in dieser Richtung
sein. Aber wie geschickt haben daneben andere die
Motive altenglischer Einbände mit neuen Gedanken
belebt. De Sauty nimmt vom orientalischen Band
das längliche Mittelfeld, in dem zarte Goldfäden
sich verschlingen als Stengel der dichtgestellten gol-
denen Blüten, die den Rand ausfüllen. Ein mehrfach
wiederkehrendes Flechtmotiv, besonders bei Sangorskl
& Sutcliffe über-
zieht den Deckel
mit festem Gerüst,
dem sich gotisie-
rende Blattranken
gefällig einfügen.
Andere füllen die
ganze Fläche in
schachbrettartig
mit farbigem Leder
unterlegten Fel-
dern mit einem
kleinen Blätter-
stempel. Schöne
Schrift-Typen sind
in der Weise der
Gotik zu Friesen
benutzt, die den
Rand umziehen —
zum höchsten
Reichtum erhebt
sich ein kleiner
Band von San-
gorskl, dem als
Mittelstück des mit
Rosenranken ge-
füllten Raumes ein
Pfau eingefügt ist,
die Radfedern mit
kleinen Opalen be-
lebt. Es ist un-
möglich, in dieser
Besprechung allen
gerecht zu werden
— doch sei als Be-
sonderheit der eng-
lischen Buchbin-
dung derverdienst-
volle Anteil hervor-
gehoben, den die
englischen Damen als Binderinnen und Vergolderinnen
für sich in Anspruch nehmen.
Die beiden italienischen Aussteller Cechi & Flgllo,
Florenz und A. Casciani, Rom, treten, abgesehen von
einigen Blinddruckpressungen des letzteren, im wesent-
lichen mit dem prächtigen Effekt auf, den spitzen-
artig geordnete kleine Goldstempel auf Pergament
immer hervorrufen. Ein großes Album von Cechi
mit rautenförmiger Anordnung der Stempel gehört
zu den Prunkstücken der Ausstellung.
Eine eigentümliche Stellung nimmt die durch
J. SANGORSKI
das technologische Gewerbemuseum Prag vertretene
böhmische Buchbindekunst ein. Auf alle Tradition
verzichtend zeigen die technisch gut ausgeführten
Bände das Bestreben, in ihrem Dekor eine stilistische
Sonderstellung zum Ausdruck zu bringen. Dagegen
pflegt der Prager Buchbinder Spott in seinen meister-
haft ausgeführten Vergoldungen fast ausschließlich die
historischen Stile.
Unter den deutschen Buchbindern der Ausstellung
sucht man vergeblich nach einer führenden Er-
scheinung. Nur
wenige erheben
sich aus dem all-
gemeinen Niveau,
das es uns nur zu
deutlich zum Be-
wußtsein bringt,
wie bescheidene
Anforderungen das
deutsche Publikum
bisher an die Ar-
beit seiner Buch-
binder stellte und
wie karg es über
die Bewertung die-
ser Arbeiten denkt.
Handwerkliche
Tüchtigkeit ist den
meisten durchaus
eigen; die Nach-
bildung alter Ein-
bände ist mancher-
orts, besonders bei
den recht konser-
vativen Frankfur-
tern in einer Weise
vertreten, die vol-
les Lob fordert.
Dagegen zeigen die
Versuche modern
zu sein, oft wirr
auseinandergehen-
de Richtungen,
Lesefrüchte aus
den Modejournalen
des Kunstgewerbes
neben manchen
wilden Erzeugnis-
sen eigner Phan-
tasie. Nicht einmal
da, wo die Mitwirkung bekannter Führer der mo-
dernen Ornamentik in Anspruch genommen ist, macht
sich immer eine sichere Leitung geltend. Wohl
kann man diese bei den von van de Velde beein-
flußten Arbeiten Pfannstiels in Weimar finden, Schulze-
Düsseldorf hat nach Ehmkes geistreichem Entwurf
ein sehr schönes Album in weißem Leder ausgeführt,
Cissarz' Zeichnung zu einem von der Firma A. Oster-
/■/^/z-Frankfurt ausgeführten ebenfalls weißen, farbig
unterlegten Band verdient uneingeschränktes Lob.
Dagegen haben die Kräfte, die das Kaufhaus Ober-
O. SUTCLIFFE, LONDON. GANZLEDERBAND, NIGER-MAROQUIN
AMT HANDVERGOLDUNG UND BLINDDRUCK