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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 17.1905-1906

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Luthmer, Ferdinand: Buchbindekunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.4870#0177

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152

BUCHBINDEKUNST

PAUL KERSTEN-BERLIN
OANZLEDERBAND, GRÜNES ECRASE MIT HANDVERGOLDUNG GANZLEDERBAND, BRAUNES ECRASE UND PERGAMENT

UND GRAUER LEDERAUFLAGE MIT HANDVERGOLDUNG

dadurch zum Ausdruck zu bringen, daß er das Deckel-
ornament, meist zarte, scharf leuchtende Goldlinien,
vom Rücken aus das Buch überziehen läßt. Da
merkwürdigerweise keine Periode der Vergangenheit
sich dies Motiv zu Nutzen gemacht hat, so tritt
Kersten mit diesen von glücklichem Geschmack ge-
leiteten Versuchen durchaus als Neuerer auf. Neben
//^/««--Frankfurt, der dasselbe Motiv in etwas an-
derer Weise verwendet, finden wir etwas ähnliches
in den schönen Einbänden der Buchbinderklasse von
der Elberfelder Kimstgewerbeschule. Nur wird hier
der freie Zug des Ornaments da-
durch beeinträchtigt, daß es, wie
beim Halbfranzband auf einen
Streifen nächst dem Rücken be-
schränkt ist. Das eigentümliche,
an Javanische Vorbilder erinnernde
Ornament, sowie auch die Heran-
ziehung der Batik-Technik deuten
auf holländischen Einfluß.

Für den in Deutschland so weit-
verbreiteten Lederschnitt kommt
außer dem schon erwähnten Pfann-
stiel-Weimar vor allem sein älte-
ster Vertreter, O. //«/ße-Hamburg
in Betracht. Von seinen zahl-
reichen Arbeiten, deren Wert
längst anerkannt ist, verdienen
die Einbände zu Wagnerschen
Opernpartituren wohl den Vorzug
vor dem Versuch, das Aussehen
Jahrhunderte alter, verstaubter
Bände mit rostigen Beschlägen
nachzuahmen.

Aus Österreich haben nur die
Wiener Werkstätten ausgestellt.
Diese aber in einer Weise, die
uns den Weg zeigt, auf dem ein

WIENER WERKSTATTEN. GANZLEDRBAND

MIT HANDVERGOLDUNG

NACH ENTWURF VON ADOLF BOEHM

(Mit Genehmigung der »Deutsche Kunst und

Dekoration«, Darmstadt)

völlig von der Vergangenheit losgelöster Buchstil sich
entwickeln kann. Die eigentümlich kühle, fast ab-
weisende Ornamentik dieser Gruppe Wiener Künstler
ist bekannt. Da sie stets von vollendeter Technik
und einem vornehmen Geschmack getragen ist und
in vielen ihrer Äußerungen auch im Zusammenhang
mit der gesamten modernen Wiener Raumkunst be-
urteilt sein will, so werden wir, auch wenn wir ihr
fremd gegenüberstehen, ihr die hohe Anerkennung
nicht versagen, deren eine zielbewußte, in sich ge-
schlossene Kunstübung immer sicher ist.

Zum Schluß noch einige
kurze Bemerkungen über die
Vorsatz- und Buntpapiere, die
von 36 Ausstellern eingesandt
sind. Eine Hauptübersicht über
alles, was die moderne Flächen-
kunst auf diesem Gebiete schafft,
bietet die große Sammlung, die
Hofrat Bartsch in Wien zur Ver-
fügung gestellt hat. Unter den
Produzenten selbst umfaßt eine
Gruppe, vertreten durch die
AschaffenburgerhkilzngzszWschaHi,
Haase (Prag), E. Hochdanz
(Stuttgart), die durch Lithographie
hergestellten Muster, die fast aus-
nahmslos die moderne Richtung
in spielender, auf geschmack-
voller Verteilung von Linienzügen
und Farbflecken beruhende Or-
namentik zeigen. Einen beson-
deren, ausgezeichneten Platz neh-
men unter diesen die mit japa-
nischen Anklängen durch eine
Art von Reservage-Technik her-
gestellten Papiere von Frau Laura
Lange (München) ein.
 
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