KUNSTGEWERBLICHE RUNDSCHAU
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gewirkt hat, alle Ehre
machen. Die wunder-
volle Eleganz der Er-
scheinung stempelt die-
ses Stück zu einem
Meisterwerk moderner
Metallkunst; die heitere
Symbolik, die über dem
Ganzen schwebt, zeugt
für einen Künstlergeist,
von dessen glücklicher
Erfindungsgabe und
leicht beflügelter Phan-
tasie wir noch manches
ähnliche köstliche Stück
erwarten dürfen.
Als reinen Plastiker
stellen wir den Meister
in einem archaistisch
behandelten Grabrelief
vor, das zwar älteren
Datums ist, aber nichts-
destoweniger für das
Talent des ehemaligen
Goldschmiedes als Bild-
hauer beredtes Zeugnis
ablegen dürfte, a. B.
ZUR GESCHICHTE
DER
GLASMALEREI
Man nimmt gewöhn-
lich an, daß die gemal-
ten Glasfenster nicht
weiter als auf die Zeit
Karls des Großen zu-
rückgehen. Erst im
II. Jahrhundert finden
sich Aufzeichnungen
über solche in kirch-
lichenDokumentenjund
speziell aus dem Jahre
1066 ist für die Kapelle
von Monte Cassino be-
zeugt, daß sie gemalte
Fensterscheiben hatte.
Als eines der aller-
frühesten erhaltenen Glasfenster ist ein solches von Augsburg
bekannt, doch erst die Kathedralen von Le Mans, Chartres,
Angers und andere mehr aus Frankreich liefern reichhaltigere
Beispiele derGlasmalerei aus dem 12. Jahrhundert. Nunmehr
ist aber in das Victoria and Albertmuseum eine Glasmalerei
oder besser gesagt durchsichtige Glasmosaik aufgenommen
worden, welche diese Art der Glaskunst einige Jahrhunderte
vor Karl den Großen zurückführt; denn der Stil ist der der
Mosaiken von Ravenna; und das in dem Londoner Museum
jetzt befindliche Glasporträt, das von der Vorderseite wie
Rückseite mit ausführlichem Text in dem letzten »ArtJournaU
abgebildet ist, erinnert stark an die Theodora von San
Vitale in Ravenna. Die Technik stellt sich Mr. Lewis F. Day
folgendermaßen vor: das Bild wird in Glaswürfeln auf einer
Glasplatte aufgebaut; dann wirdpulverisiertesGlasodersonst
ein Bindemittel — aber nicht Zement wie bei den Mosaiken
— darüber gestreut, so daß alle Ritzen damit ausgefüllt sind.
Hierauf wird das Ganze dem Schmelzofen übergeben, bis
es eine zusammenhängende Masse geworden ist. Zuweilen
DECKEL DES TRINKl'OKALS VON HANS ZEISSIO,
sind denn auch die
Tesserae zusammen-
gelaufen und nicht mehr
trennbar. Zu der Ver-
bindung sind verschie-
denartig gefärbte Glas-
pulver verwandt; z. B.
blaues bei Nimbus und
Hintergrund. Diese Art
der Glastechnik, von
der nur dieses einzige
Spezimen erhalten ist,
ist das fehlende Glied
zwischen eigentlicher
Glasmosaik und Glas-
malerei. Mit alten Mille-
fiore - Glasfragmenten
ist es leicht, diese Tech-
nik nachzuahmen und
in der Tat waren auf
der Pariser Ausstellung
von 1900 einige auf
solche Weise ausge-
führte Tafeln von Mr.
Daumont Tournel aus-
gestellt. Das Victoria
and Albertmuseum hat
dieses Unikum früh-
byzantinischer Glas-
technik durch Flinders
Petries Vermittelung er-
worben, der es auch in
das 6. Jahrhundert setzt.
Mr. Lewis F. Day legt
übrigens seinen Ausfüh-
rungen in »The Art
Journal« die Reserve
auf, daß er die Durch-
sichtigkeit als keine ab-
sichtlich gewollte hin-
stellt. Nichtsdestoweni-
ger muß das Porträt
in dem Londoner Mu-
seum nunmehr eine
Rolle in der Geschichte
derGlasmalerei spielen,
denn die zusammen-
gesetzten und zusam-
mengeschmolzenen
Glaswürfel geben ein durchsichtiges, von beiden Seiten
erkennbares Glasgemälde. m.
ALBUM DER ERZEUGNISSE DER EHEMALIGEN
WÜRTTEMBERGISCHEN MANUFAKTUR
ALT-LUDWIGSBURG
Nebst kunstgeschichtlicher Abhandlung von Professor
Dr. Bertold Pfeiffer. — Mit allerhöchster Ermächtigung
Sr. Majestät des Königs herausgegeben von Otto Wanner-
Brandt. 131 Lichtdrucktafeln mit Q3i Abbildungen und
78 Seiten Text; Größe 23,5:57,5 cm. Querformal. — Preis
gebunden Mit. 45,—. Verlag von Otto Wanner-Brandt,
Stuttgart, Königstraße 35.
Die Literatur der liebenswürdigen Kunst des Por-
zellans weist noch immer starke Lücken auf; vor allem
fehlt es an monographischen und möglichst vollständig
illustrierten Darstellungen der großen Manufakturen des
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Meisterwerk moderner
Metallkunst; die heitere
Symbolik, die über dem
Ganzen schwebt, zeugt
für einen Künstlergeist,
von dessen glücklicher
Erfindungsgabe und
leicht beflügelter Phan-
tasie wir noch manches
ähnliche köstliche Stück
erwarten dürfen.
Als reinen Plastiker
stellen wir den Meister
in einem archaistisch
behandelten Grabrelief
vor, das zwar älteren
Datums ist, aber nichts-
destoweniger für das
Talent des ehemaligen
Goldschmiedes als Bild-
hauer beredtes Zeugnis
ablegen dürfte, a. B.
ZUR GESCHICHTE
DER
GLASMALEREI
Man nimmt gewöhn-
lich an, daß die gemal-
ten Glasfenster nicht
weiter als auf die Zeit
Karls des Großen zu-
rückgehen. Erst im
II. Jahrhundert finden
sich Aufzeichnungen
über solche in kirch-
lichenDokumentenjund
speziell aus dem Jahre
1066 ist für die Kapelle
von Monte Cassino be-
zeugt, daß sie gemalte
Fensterscheiben hatte.
Als eines der aller-
frühesten erhaltenen Glasfenster ist ein solches von Augsburg
bekannt, doch erst die Kathedralen von Le Mans, Chartres,
Angers und andere mehr aus Frankreich liefern reichhaltigere
Beispiele derGlasmalerei aus dem 12. Jahrhundert. Nunmehr
ist aber in das Victoria and Albertmuseum eine Glasmalerei
oder besser gesagt durchsichtige Glasmosaik aufgenommen
worden, welche diese Art der Glaskunst einige Jahrhunderte
vor Karl den Großen zurückführt; denn der Stil ist der der
Mosaiken von Ravenna; und das in dem Londoner Museum
jetzt befindliche Glasporträt, das von der Vorderseite wie
Rückseite mit ausführlichem Text in dem letzten »ArtJournaU
abgebildet ist, erinnert stark an die Theodora von San
Vitale in Ravenna. Die Technik stellt sich Mr. Lewis F. Day
folgendermaßen vor: das Bild wird in Glaswürfeln auf einer
Glasplatte aufgebaut; dann wirdpulverisiertesGlasodersonst
ein Bindemittel — aber nicht Zement wie bei den Mosaiken
— darüber gestreut, so daß alle Ritzen damit ausgefüllt sind.
Hierauf wird das Ganze dem Schmelzofen übergeben, bis
es eine zusammenhängende Masse geworden ist. Zuweilen
DECKEL DES TRINKl'OKALS VON HANS ZEISSIO,
sind denn auch die
Tesserae zusammen-
gelaufen und nicht mehr
trennbar. Zu der Ver-
bindung sind verschie-
denartig gefärbte Glas-
pulver verwandt; z. B.
blaues bei Nimbus und
Hintergrund. Diese Art
der Glastechnik, von
der nur dieses einzige
Spezimen erhalten ist,
ist das fehlende Glied
zwischen eigentlicher
Glasmosaik und Glas-
malerei. Mit alten Mille-
fiore - Glasfragmenten
ist es leicht, diese Tech-
nik nachzuahmen und
in der Tat waren auf
der Pariser Ausstellung
von 1900 einige auf
solche Weise ausge-
führte Tafeln von Mr.
Daumont Tournel aus-
gestellt. Das Victoria
and Albertmuseum hat
dieses Unikum früh-
byzantinischer Glas-
technik durch Flinders
Petries Vermittelung er-
worben, der es auch in
das 6. Jahrhundert setzt.
Mr. Lewis F. Day legt
übrigens seinen Ausfüh-
rungen in »The Art
Journal« die Reserve
auf, daß er die Durch-
sichtigkeit als keine ab-
sichtlich gewollte hin-
stellt. Nichtsdestoweni-
ger muß das Porträt
in dem Londoner Mu-
seum nunmehr eine
Rolle in der Geschichte
derGlasmalerei spielen,
denn die zusammen-
gesetzten und zusam-
mengeschmolzenen
Glaswürfel geben ein durchsichtiges, von beiden Seiten
erkennbares Glasgemälde. m.
ALBUM DER ERZEUGNISSE DER EHEMALIGEN
WÜRTTEMBERGISCHEN MANUFAKTUR
ALT-LUDWIGSBURG
Nebst kunstgeschichtlicher Abhandlung von Professor
Dr. Bertold Pfeiffer. — Mit allerhöchster Ermächtigung
Sr. Majestät des Königs herausgegeben von Otto Wanner-
Brandt. 131 Lichtdrucktafeln mit Q3i Abbildungen und
78 Seiten Text; Größe 23,5:57,5 cm. Querformal. — Preis
gebunden Mit. 45,—. Verlag von Otto Wanner-Brandt,
Stuttgart, Königstraße 35.
Die Literatur der liebenswürdigen Kunst des Por-
zellans weist noch immer starke Lücken auf; vor allem
fehlt es an monographischen und möglichst vollständig
illustrierten Darstellungen der großen Manufakturen des
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