DIE DRITTE DEUTSCHE KUNSTGEWERBEAUSSTELLUNG DRESDEN 1906
169
Heinrich Lassen-Königsberg: Diele eines bürgerlichen Landhauses für die Königsberger Immobilien- und
Baugesellschaft Amalienau — mit Marmorkamin und Galerie —Wandteppich, Die Auffindung Mosis, vom Maler
Otto Ewel — Tischdecke von Gertrud Peters
schließt sich an die kirchlichen Räume ein Friedhof
an, dessen Gesamtanlage der Dresdener Architekt
Max Hans Kühne entworfen hat. Nachdem der Plan
für die Dresdener Ausstellung bereits im Jahre 1904
veröffentlicht worden war, haben die Münchener
Künstler in ihrer vorjährigen kleinen Ausstellung auch
etwas Friedhofskunst vorweggenommen. Indes was
sie boten, entbehrte noch ganz des großen künstle-
rischen Wurfes. Den finden wir in der Schöpfung des
Dresdeners Max Hans Kühne. Der Friedhof ist als Ganzes
so einheitlich und stimmungsvoll, daß er zu den besten
Gesamtschöpfungen der Ausstellung gerechnet werden
muß. Eine kleine Kapelle, eine Urnenhalle und drei-
undvierzig einzelne Grabdenkmäler — darunter Werke
von Wilhelm Kreis, Fritz Schumacher, Karl Groß-
Dresden, Karl Baader-Berlin, Albin Müller-Magde-
burg, Hugo Wagner-Bre-
men und anderen — sind
auf dem Friedhof unter-
gebracht, so zwar, daß jedes
zur Geltung kommt und
sich doch in das Ganze
wohl einfügt.
Die Abteilung der pro-
fanen Raumkunst — Zim-
mereinrichtungen — ist in
dem Augenblick, wo wir
dies schreiben, noch nicht
ganz fertig; namentlich fehl-
ten noch sämtliche Mün-
chener Räume. Wir ver-
schieben daher eine ein-
gehendere Würdigung die-
ser Abteilung auf "einen
zweiten Aufsatz. Doch
möge schon jetzt gesagt sein,
daß sie als Ganzes überaus
bedeutsam von der Ge-
schlossenheit der deutschen
kunstgewerblichen Bewe-
gung der Gegenwart zeugt.
Nicht weniger als 144
Räume wird die Abteilung
nach Vollendung, die zu
Pfingsten zu erwarten ist,
umfassen. Der Hauptteil
dieser Räume ist im großen
Ausstellungspalast unterge-
bracht, dazu kommt das
sächsische Haus mit 26 Räu-
men und das Haus der
Dresdener Werkstätten für
Handwerkskunst mit 17 Räu-
men von Richard Riemer-
schmid. Die Säle und
Zimmer im Hauptpalast
umschließen außerdem fünf
Höfe mit Brunnen und einen
ovalen Saal, worin die Leip-
ziger Buchgewerbekünstler
unter Führung von Direktor
Professor Dr. Seliger allerlei ausgestellt haben, als:
Bucheinbände, Vorsatzpapiere, Buchschmuck, Titel,
Exlibris, Plakate, Anzeigen, Illustrationen usw.
Die Raumkunstabteilung muß aus verschiedenen
Gründen als das Rückgrat der Dresdener Ausstellung
bezeichnet werden. In gleich umfassender impo-
nierender Weise ist die deutsche Raumkunst noch
nicht gesammelt aufgetreten. Von den Karlsruhern
abgesehen, die — heute wohl nicht mehr zu ihrer
eigenen Genugtuung ■— fehlen, sind wohl sämtliche
führenden Künstler Deutschlands auf diesem Gebiete
vertreten. Können und Eigenart sind in der viel-
seitigsten Weise entfaltet. Abgesehen von Wohn-,
Speise- und Schlafzimmern finden wir die mannig-
fachsten Aufgaben, die an den Raumkünstler heran-
treten, in künstlerischen Lösungen vorgeführt: da ist
169
Heinrich Lassen-Königsberg: Diele eines bürgerlichen Landhauses für die Königsberger Immobilien- und
Baugesellschaft Amalienau — mit Marmorkamin und Galerie —Wandteppich, Die Auffindung Mosis, vom Maler
Otto Ewel — Tischdecke von Gertrud Peters
schließt sich an die kirchlichen Räume ein Friedhof
an, dessen Gesamtanlage der Dresdener Architekt
Max Hans Kühne entworfen hat. Nachdem der Plan
für die Dresdener Ausstellung bereits im Jahre 1904
veröffentlicht worden war, haben die Münchener
Künstler in ihrer vorjährigen kleinen Ausstellung auch
etwas Friedhofskunst vorweggenommen. Indes was
sie boten, entbehrte noch ganz des großen künstle-
rischen Wurfes. Den finden wir in der Schöpfung des
Dresdeners Max Hans Kühne. Der Friedhof ist als Ganzes
so einheitlich und stimmungsvoll, daß er zu den besten
Gesamtschöpfungen der Ausstellung gerechnet werden
muß. Eine kleine Kapelle, eine Urnenhalle und drei-
undvierzig einzelne Grabdenkmäler — darunter Werke
von Wilhelm Kreis, Fritz Schumacher, Karl Groß-
Dresden, Karl Baader-Berlin, Albin Müller-Magde-
burg, Hugo Wagner-Bre-
men und anderen — sind
auf dem Friedhof unter-
gebracht, so zwar, daß jedes
zur Geltung kommt und
sich doch in das Ganze
wohl einfügt.
Die Abteilung der pro-
fanen Raumkunst — Zim-
mereinrichtungen — ist in
dem Augenblick, wo wir
dies schreiben, noch nicht
ganz fertig; namentlich fehl-
ten noch sämtliche Mün-
chener Räume. Wir ver-
schieben daher eine ein-
gehendere Würdigung die-
ser Abteilung auf "einen
zweiten Aufsatz. Doch
möge schon jetzt gesagt sein,
daß sie als Ganzes überaus
bedeutsam von der Ge-
schlossenheit der deutschen
kunstgewerblichen Bewe-
gung der Gegenwart zeugt.
Nicht weniger als 144
Räume wird die Abteilung
nach Vollendung, die zu
Pfingsten zu erwarten ist,
umfassen. Der Hauptteil
dieser Räume ist im großen
Ausstellungspalast unterge-
bracht, dazu kommt das
sächsische Haus mit 26 Räu-
men und das Haus der
Dresdener Werkstätten für
Handwerkskunst mit 17 Räu-
men von Richard Riemer-
schmid. Die Säle und
Zimmer im Hauptpalast
umschließen außerdem fünf
Höfe mit Brunnen und einen
ovalen Saal, worin die Leip-
ziger Buchgewerbekünstler
unter Führung von Direktor
Professor Dr. Seliger allerlei ausgestellt haben, als:
Bucheinbände, Vorsatzpapiere, Buchschmuck, Titel,
Exlibris, Plakate, Anzeigen, Illustrationen usw.
Die Raumkunstabteilung muß aus verschiedenen
Gründen als das Rückgrat der Dresdener Ausstellung
bezeichnet werden. In gleich umfassender impo-
nierender Weise ist die deutsche Raumkunst noch
nicht gesammelt aufgetreten. Von den Karlsruhern
abgesehen, die — heute wohl nicht mehr zu ihrer
eigenen Genugtuung ■— fehlen, sind wohl sämtliche
führenden Künstler Deutschlands auf diesem Gebiete
vertreten. Können und Eigenart sind in der viel-
seitigsten Weise entfaltet. Abgesehen von Wohn-,
Speise- und Schlafzimmern finden wir die mannig-
fachsten Aufgaben, die an den Raumkünstler heran-
treten, in künstlerischen Lösungen vorgeführt: da ist