DIE DRITTE DEUTSCHE KUNSTGEWERBE AUSSTELLUNG DRESDEN 1906
175
sich aus Hessen, darunter ein Schrank aus einer Mühle
bei Aich von 1624 und ein messingenes Bügeleisen
von 1670, aus Elsaß, darunter zwölf charakteristische
Kleienkotzer aus elsässischen Dorfmühlen, neun reich-
verzierte Faßriegel und sieben Stuhllehnen, aus Dres-
den (besonders noch ein reichbesetzter sächsischer
Tellerschrank mit blauweißem Geschirr), aus Bremen
(eichenes Himmelbett von 1821, ein Bauernwagen
und anderes), aus Tilsit (Lichtkronen und Hausfleiß-
webereien), aus Mecklenburg (bemalte Holzschachteln)
und Flensburg (geschnitzte und gemalte Mangelbretter).
Endlich ist noch ein besonderes Gebäude innerhalb
der Abteilung Volkskunst zu nennen: das Vierländer
Albin Müller-Magdeburg: Trauzimmer (mit Vorraum) des Standesamtes der Stadt Magdeburg — Wandvertäfelung
Traupult, Sessel und Stühle in hellem Kiefern- und Aliornholz mit grauen Wildlederbezügen — gestickter Behang
von Frl. Langbein-Magdeburg — Kamin in gepunztem Metall mit glasierten Fliesen von F. v. Heider — Standes-
amtsbuch vom Maler Rettelbusch
Haus, das der Verein für Vierländer Kunst und
Heimatkunde, Vorsitzender Pastor Friedrich Holtz in
Altengamme, errichtet hat. Mag es infolge des be-
schränkten Raumes auch nicht einen vollen Begriff
von der Eigenart des Vierländer Hauses geben, so
zeigt es doch in seiner Bauart und Ornamentik wie
in der Innenausstattung (eingelegte Wandvertäfelung
und Möbel, gestickte Stuhlkissen usw.), wie der Verein
bemüht ist, die alte volksmäßige Überlieferung in den
Vierlanden aufrecht zu erhalten.
Noch sind außerhalb des Ausstellungspalastes eine
Reihe selbständiger Bauten zu erwähnen. Sie alle
zeigen den Ernst und die Sachlichkeit, mit der unsere
jüngere Künstlerschaft an
der Verwirklichung der
Gegenwartsideale arbei-
tet. Von der üblichen
Kulissenarchitektur, von
dem Jahrmarktsrummel
des »Vergnügungsecks«
und dem Aufputz mit
Türmchen, Erkerchen,
Fahnen usw. ist nirgends
die Rede. Die Wahrheit,
die charakteristische sach-
liche Bauweise, welche
in ihrem Äußeren ihren
Zweck kundgibt, ist über-
all in ihr Recht gesetzt,
alle Bauten, die man
sieht, sind echt und solid
bis ins kleinste durch-
geführt.
Das gilt vor allem
von dem sächsischen
Hause, einer Schöpfung
von Professor Wilhelm
Kreis. Es ist gedacht
etwa als Klubhaus oder
als Wohnung eines rei-
chen Kunstfreundes, dem
so viel Raum zur Ver-
fügung steht, daß an
Obergeschosse nicht ge-
dacht zu werden braucht.
Auf dieser Grundlage
geplant, ist das Haus mit
seinen 27 Räumen um
einen Garten gruppiert
und in seiner Verbindung
mit dem davor liegenden
Festplatze so wohlge-
schlossen angelegt, so
harmonisch in seinen Ver-
hältnissen und soanmutig
gruppiert, daß man sich
nicht leicht etwas Reiz-
volleres an der Stelle den-
ken kann. Wilhelm Kreis,
der Meister des Monu-
mentalen, hat hier gezeigt,
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sich aus Hessen, darunter ein Schrank aus einer Mühle
bei Aich von 1624 und ein messingenes Bügeleisen
von 1670, aus Elsaß, darunter zwölf charakteristische
Kleienkotzer aus elsässischen Dorfmühlen, neun reich-
verzierte Faßriegel und sieben Stuhllehnen, aus Dres-
den (besonders noch ein reichbesetzter sächsischer
Tellerschrank mit blauweißem Geschirr), aus Bremen
(eichenes Himmelbett von 1821, ein Bauernwagen
und anderes), aus Tilsit (Lichtkronen und Hausfleiß-
webereien), aus Mecklenburg (bemalte Holzschachteln)
und Flensburg (geschnitzte und gemalte Mangelbretter).
Endlich ist noch ein besonderes Gebäude innerhalb
der Abteilung Volkskunst zu nennen: das Vierländer
Albin Müller-Magdeburg: Trauzimmer (mit Vorraum) des Standesamtes der Stadt Magdeburg — Wandvertäfelung
Traupult, Sessel und Stühle in hellem Kiefern- und Aliornholz mit grauen Wildlederbezügen — gestickter Behang
von Frl. Langbein-Magdeburg — Kamin in gepunztem Metall mit glasierten Fliesen von F. v. Heider — Standes-
amtsbuch vom Maler Rettelbusch
Haus, das der Verein für Vierländer Kunst und
Heimatkunde, Vorsitzender Pastor Friedrich Holtz in
Altengamme, errichtet hat. Mag es infolge des be-
schränkten Raumes auch nicht einen vollen Begriff
von der Eigenart des Vierländer Hauses geben, so
zeigt es doch in seiner Bauart und Ornamentik wie
in der Innenausstattung (eingelegte Wandvertäfelung
und Möbel, gestickte Stuhlkissen usw.), wie der Verein
bemüht ist, die alte volksmäßige Überlieferung in den
Vierlanden aufrecht zu erhalten.
Noch sind außerhalb des Ausstellungspalastes eine
Reihe selbständiger Bauten zu erwähnen. Sie alle
zeigen den Ernst und die Sachlichkeit, mit der unsere
jüngere Künstlerschaft an
der Verwirklichung der
Gegenwartsideale arbei-
tet. Von der üblichen
Kulissenarchitektur, von
dem Jahrmarktsrummel
des »Vergnügungsecks«
und dem Aufputz mit
Türmchen, Erkerchen,
Fahnen usw. ist nirgends
die Rede. Die Wahrheit,
die charakteristische sach-
liche Bauweise, welche
in ihrem Äußeren ihren
Zweck kundgibt, ist über-
all in ihr Recht gesetzt,
alle Bauten, die man
sieht, sind echt und solid
bis ins kleinste durch-
geführt.
Das gilt vor allem
von dem sächsischen
Hause, einer Schöpfung
von Professor Wilhelm
Kreis. Es ist gedacht
etwa als Klubhaus oder
als Wohnung eines rei-
chen Kunstfreundes, dem
so viel Raum zur Ver-
fügung steht, daß an
Obergeschosse nicht ge-
dacht zu werden braucht.
Auf dieser Grundlage
geplant, ist das Haus mit
seinen 27 Räumen um
einen Garten gruppiert
und in seiner Verbindung
mit dem davor liegenden
Festplatze so wohlge-
schlossen angelegt, so
harmonisch in seinen Ver-
hältnissen und soanmutig
gruppiert, daß man sich
nicht leicht etwas Reiz-
volleres an der Stelle den-
ken kann. Wilhelm Kreis,
der Meister des Monu-
mentalen, hat hier gezeigt,
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