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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 17.1905-1906

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Kunstgewerbliche Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.4870#0231

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KUNSTGEWERBLICHE RUNDSCHAU

architektonische Aufstellung der mythologischen Denkmäler
in unseren alten, barocken Gärten auch für die neuen
Monumente bindend wird. Waren die barocken Gärten
Götterhaine, so können unsere modernen Gärten, künstle-
risch behandelt, Dichterhaine werden.

DIE PUNSCHBOWLE DES HAMBURGISCHEN
RATSSILBERSCHATZES,

nach Gottfr. Sempers Entwurf ausgeführt
von Alex. Schönauer.

Die hundertste Wiederkehr von Gottfried Sempers Ge-
burtstag hat vor anderthalb Jahren mehrerwärts den Anlaß
zu theoretischen Erwägungen darüber gegeben, in welchem
Verhältnis das Lebenswerk des Mannes zu dem Einsetzen
und der seitherigen Entwickelung der jungen kunstgewerb-
lichen Bewegung steht.

In Hamburg, der Nachbarstadt von Sempers Geburts-
ort, ist man in anderer Weise auf die Ehrung und die
Stiftung eines dauernden Gedächtnisses seines Wertes be-
dacht gewesen. Der Anregung folgend, die damals der
Direktor des Museums für Kunst und Gewerbe, Justus
Brinckmann, gab, hat im Auftrage eines Hamburger Groß-
kaufmanns, Alexander Schönauer den Semperschen Ent-
wurf einer Punschbowle als Ehrengabe für den Senat der
Stadt ausgeführt.

Alexander Schönauer ist ein Goldschmied, wie ihn die
moderne kunstgewerbliche Bewegung wünschen mochte,
ein Künstler, der sein Handwerk und die Bedingungen
und Anforderungen seines Stoffes aus eigener Arbeit
kennt, und der bewiesen hat, daß er die dem Metall zu-
stehenden Formen selbständig zu erfinden befähigt ist. Er
vereinigt in sich durchaus den entwerfenden und den
ausführenden Künstler: ein großer Teil des jungen
Hamburgischen Ratssilberschatzes ist nach Form und
Arbeit sein Werk.

Auch bei dieser letzten und größten Arbeit war es
nicht die Ausführung allein, die gefordert wurde. Die
Anlage im Großen und alle Details der einen Schauseite
freilich waren in der ausgeführten Semperschen Zeichnung
gegeben, die das Hamburgische Museum für Kunst und
Gewerbe, dank einer Schenkung Manfred Sempers, bewahrt,
und für das Maß der Vergoldung einzelner Teile bot
ein Abschnitt im zweiten Bande des »Stiles«, den eben jener
Sempersche Entwurf zu erläutern bestimmt war, allen
wünschbaren Anhalt, aber für den ganzen Schmuck der
abgewandten Seiten des Gefäßes und den reichverzierten
Sockel war der ausführende Künstler ganz auf seine eigene
Erfindung angewiesen. Es muß bedingungslos zuge-
standen werden, daß hier überall die Intentionen Sempers
vollkommen erreicht sind.





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Gottfried Semper. Entwurf für eine Bowle. Bleistiftzeichnung. Hamburgisches Museum für Kunst und Gewerbe
 
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