236 BEMERKUNGEN ZUR 3. DEUTSCHEN KUNSTGEWERBE AUSSTELLUNG DRESDEN 1906
Gefäße in glasiertem Steinzeug. Ausgeführt von R. Hanke in Höhr
Glasierte Tonwaren. Entworfen
Diez. Ausführung: Kunstgewerbliche Anstalt J. A. Pecht in Konstanz
land Kräfte gibt, denen man
die Dekorierung eines Por-
zellanservices oder derglei-
chen mit guter Zuversicht
anvertrauen kann, die aber
natürlich bisher so gut wie
ganz ohne derartige Aufträge
geblieben sind. Es scheint
wirklich recht schwer zu sein,
daß Kunst und Industrie sich
zusammenfinden.
Unter den Steinzeugarbeiten
fehlen leider gänzlich die
von Scharvogel, damit die
interessantesten Deutschlands
überhaupt. Dagegen ist die
eigentliche Steinzeuggegend,
die von Höhr und Grenz-
hausen im Westerwald, durch
eine Kollektivausstellung ver-
treten. Diese Ausstellung
zeigt, daß auch in dieser
Gegend der Trieb zu Neuem
erwacht, daß der alte Lands-
knechthumpen seine Rolle
ausgespielt hat. Auf die
mannigfachste Weise sucht
man hier dem »Modernen«
beizukommen, meist in der
allerredlichsten Absicht. Doch
auch diese Bestrebungen sind
zum Teil wieder ein Beweis,
wie schwer die Industrie die
richtigen Künstler, die ihr
wirklich helfen können, fin-
det. Tadellos ist, was Rie-
merschmid, der sich in allen
Techniken fast spielend zu-
rechtfindet, hier geleistet hat:
er hat das Unbestimmte, Far-
bige der Keramik wunderbar
getroffen. Auch die Erzeug-
nisse mit farbigen Glasuren
erfreuen, so wenig sie an sich
auch im Westerwalde boden-
ständig sind. Doch die starre
Linienkunst, die hier van de
Velde und Peter Behrens ein-
geführt haben, sie läuft so
allem keramischen Gefühl
entgegen, daß allgemein die
armen Fabrikanten bedauert
werden, die hier ihre so
dankbare Kunst auf so falsche
Wege haben locken lassen!
Es ist nun einmal die Tat-
sache nicht aus der Welt zu
schaffen: scharfe, dünne Li-
nien eignen sich nicht für
die keramische Kunst, die
immer etwas Unbestimmtes,
Steinzeuggefäße. Entworfen von R. Riemerschmid, ausgeführt von Merckelbach & Wick in Grenzhausen
Gefäße in glasiertem Steinzeug. Ausgeführt von R. Hanke in Höhr
Glasierte Tonwaren. Entworfen
Diez. Ausführung: Kunstgewerbliche Anstalt J. A. Pecht in Konstanz
land Kräfte gibt, denen man
die Dekorierung eines Por-
zellanservices oder derglei-
chen mit guter Zuversicht
anvertrauen kann, die aber
natürlich bisher so gut wie
ganz ohne derartige Aufträge
geblieben sind. Es scheint
wirklich recht schwer zu sein,
daß Kunst und Industrie sich
zusammenfinden.
Unter den Steinzeugarbeiten
fehlen leider gänzlich die
von Scharvogel, damit die
interessantesten Deutschlands
überhaupt. Dagegen ist die
eigentliche Steinzeuggegend,
die von Höhr und Grenz-
hausen im Westerwald, durch
eine Kollektivausstellung ver-
treten. Diese Ausstellung
zeigt, daß auch in dieser
Gegend der Trieb zu Neuem
erwacht, daß der alte Lands-
knechthumpen seine Rolle
ausgespielt hat. Auf die
mannigfachste Weise sucht
man hier dem »Modernen«
beizukommen, meist in der
allerredlichsten Absicht. Doch
auch diese Bestrebungen sind
zum Teil wieder ein Beweis,
wie schwer die Industrie die
richtigen Künstler, die ihr
wirklich helfen können, fin-
det. Tadellos ist, was Rie-
merschmid, der sich in allen
Techniken fast spielend zu-
rechtfindet, hier geleistet hat:
er hat das Unbestimmte, Far-
bige der Keramik wunderbar
getroffen. Auch die Erzeug-
nisse mit farbigen Glasuren
erfreuen, so wenig sie an sich
auch im Westerwalde boden-
ständig sind. Doch die starre
Linienkunst, die hier van de
Velde und Peter Behrens ein-
geführt haben, sie läuft so
allem keramischen Gefühl
entgegen, daß allgemein die
armen Fabrikanten bedauert
werden, die hier ihre so
dankbare Kunst auf so falsche
Wege haben locken lassen!
Es ist nun einmal die Tat-
sache nicht aus der Welt zu
schaffen: scharfe, dünne Li-
nien eignen sich nicht für
die keramische Kunst, die
immer etwas Unbestimmtes,
Steinzeuggefäße. Entworfen von R. Riemerschmid, ausgeführt von Merckelbach & Wick in Grenzhausen