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Deutscher Altphilologenverband [Editor]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 26.1983

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Nr. 1
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Buchbesprechungen
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Nickel, Rainer: [Rezension von: Freya Stephan-Kühn, Viel Spaß mit den Römern! Spiel- und Lesebuch zur römischen Geschichte]
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https://doi.org/10.11588/diglit.33083#0026

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Buchbesprechungen

Freya Stephan-Kühn: Viel Spaß mit den Römern! Spiel- und Lesebuch zur römischen
Geschichte. Illustrationen von Rolf Rettich, Würzburg (Arena) 1982. 144 S. DM 24,80
Freya Stephan-Kühn hat ein „Spiel- und Lesebuch zur römischen Geschichte“ vorgelegt,
das Jungen und Mädchen ab 10 zweifellos „viel Spaß mit den Römern“ garantiert. Dazu
tragen abgesehen von attraktiven Texten und Fotos die gelungenen Zeichnungen von Rolf
Rettich bei. Die äußere Aufmachung des Buches, die Anordnung der Texte, die Auswahl
der Bilder, die treffliche Verbindung seriöser archäologischer Zeugnisse und historischer
Dokumente mit heiterer Unterhaltung reizt nicht nur Kinder zum Anschauen und Lesen,
zum Mitspielen und Mitraten. Die Autorin leitet uns dazu an, spielend und rätselnd histori-
sche Kenntnisse zu erwerben und ein Bewußtsein von Geschichte und geschichtlicher Be-
deutung zu entwickeln. Die vorzügliche Mischung von fröhlichem Spaß und ernsthafter In-
formation bietet dem Leser gleichermaßen kurzweilige Belehrung wie anhaltendes Vergnü-
gen. Wir finden Anregungen zu Würfelspielen, um die Aeneas-Sage kennenzulernen, werden
zu einem Urlaub ins Reich der alten Römer eingeladen und geraten dabei, ohne es richtig
zu merken, in eine Unterrichtsstunde über Mittelmeer-Geographie. Die beiden Hauptper-
sonen der durchgehenden Erzählung, die Kinder des Webers Minucius, Aulus Minucius,
genannt Pfifficus, und Minucia, genannt Mini, lassen uns am römischen Alltagsleben teil-
nehmen. Im Jahre 79 nach Chr. waren sie gerade mit ihren Eltern in Rom. Eigentlich
wohnten sie in Pompeji, und der Besuch bei den Großeltern hat sie vor dem Unglück in
ihrer Heimatstadt bewahrt. Die Ankunft der Familie in Rom wird in einer Comic-Szenen-
folge geschildert. Die Zeichnungen sind so lebendig, daß sie einen vorzüglichen Eindruck
von römischer Topographie und dem Leben und Treiben in den Straßen der Stadt vermitteln.
Ganz nebenbei erhalten wir wichtige Informationen: „Pfifficus: Guck mal, da vorn! Der
kleine runde Tempel brennt. Wir müssen die Feuerwehr holen. Minucius: Unsinn! Das ist
der Tempel der Vesta. Darin wird von den Vestalinnen, die nicht heiraten dürfen, ein im-
mer brennendes Feuer gehütet. Aber wir können uns jetzt nicht alle Tempel ansehen. Wir
wollen nur noch nachsehen, ob die Tore des Ianustempels geschlossen sind; denn das ist
ein Grund zur Freude, weil dann nirgendwo im Römischen Reich Krieg ist ...“
Im Haus desGroßvaters laufen die Vorbereitungen für die Hochzeit von Tante Terentia,
genannt Paula, die Kleine. Opa Romulus hat sich mit den Kindern in den Garten zurückge-
zogen, um ihnen die Sage von der Gründung der Stadt zu erzählen. Später diktiert Mini
dem Sklaven Theodorus einen reizenden Brief an Kusine Ursula in der Colonia Claudia
Ara Agrippinensium (CCAA). Sie berichtet vor allem über die Hochzeitsfeierlichkeiten und
-gebräuche: „... Am Abend vor der Hochzeit hat Paula ihre Puppen und ihre anderen
Spielsachen den Ehegöttern geopfert. Ich fand das schade, denn die Puppen waren noch
sehr schön, aber Paula sagte, das sei nun mal Sitte, und sie wolle nichts verkehrt machen,
und außerdem sei sie jetzt erwachsen ..." FünfTage nach der Hochzeit erfährt die Familie
vom Untergang ihrer Heimatstadt. In den kaiserlichen Acta Diurna vom 28. August des rö-
mischen Jahres 832 ist ein ausführlicher Bildbericht des Sonderberichterstatters C. Plinius
Secundus aus Misenum abgedruckt. Glücklicherweise kann die Familie in Rom bleiben,
und die Kinder haben, da sowieso noch Ferien sind, reichlich Zeit zum Spielen: Mühle,
das Paar- oder Unpaarspiel, Federball, Fliege-Fangen usw. Dem jungen Leser bietet die
Autorin zudem ein Kaisermemory an: „Man kann aber nicht nur wie die Römer spielen,
man kann auch mit ihnen spielen ..." Selbstverständlich kommt Pfifficus in Rom in die
Schule, die freilich schon vor Sonnenaufgang beginnt. Mini erhält endlich eine Antwort auf
ihren Brief an Kusine Ursula aus der CCAA. Ursulas Mutter ist übrigens eine Ubierin, die
manchmal germanisch spricht: „...Aber ich finde diese Sprache reichlich umständlich.
Stell dir vor, die Germanen bezeichnen so einfache Dinge wie Thermen und Aquädukte
mit komplizierten Wörtern wie Badeanstalt und Wasserleitung.“
Mit einem Preisrätsel erhält man die Chance, einen kostenlosen Aufenthalt in der CCAA
zu gewinnen, die seit ihrer Aufwertung zur Colonia ein wichtiges und mit ihren 28 Türmen

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