I B R A H I M 11.
schleppten immer neueBallen heran, aber nie war eins der
Muster aus der Bibliothek darunter. Jedesmal erklärte unser
Freund die Stoffefür die besten inKairo. Es war mir unange-
nehm, die Leute zu bemühen und unsern Freund gewisser-
maßen zu enttäuschen. Er ließ uns seidne Kostüme zeigen,
die Babuschka ebensowenig gefielen. Solche Dinge, so be-
deutungslos sie sind, können geradezu peinlich werden, und
ich war froh, als wir den Bazar hinter uns hatten. Wir
fuhren nach Bab el Luk zurück und lobten das Wetter.
Jeder Tag war ein Gnadengeschenk. Der syrische Priester
hatte etwas Nachdenkliches in den weichen Zügen. Auf
unserm Stockwerk angekommen, nötigte er uns mit
freundlicher Gebärde in seine Stube, die voll von Kisten
war. Wir wagten nicht nach dem Bett zu blicken. Zum
erstenmal befanden wir uns in seiner Klause. Er zeigte
uns ein paar illuminierte Korane, natürlich nicht so schön
wie die der Bibliothek, aber immerhin geschmackvoll und
interessant. Für das eine Stück, das uns am besten gefiel,
hatte man ihm dreißig Pfund geboten.
Als wir wieder bei uns waren, kriegte Babuschka das
Grinsen.
— „Was lachst du?“ fragte ich.
— „Nichts!“ — Sie grinste weiter.
Ich setzte mich an den Schreibtisch, begann den Brief an
Hans. Wieder hatte man einen Tag mit Albernheiten ver-
trödelt. Ihr stand immer noch das Lachen auf dem Gesicht.
— „Also was?“ —
SiegingzurTür, die immer offen steht, schloßsie, legteden
Finger an den Mund und zeigte auf die Wand des syrischen
Priesters. Ich kann solche Bilderrätsel nicht ausstehen.
— „Tu doch nicht so!“ sagte sie.
— „Wieso denn?“ —
Sie nickte nach der Wand hin und flüsterte: „Ibrahim!“
Frauen sind furchtbar. Das schlimmste aber war, daß
ich längst denselben Gedanken hatte.
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schleppten immer neueBallen heran, aber nie war eins der
Muster aus der Bibliothek darunter. Jedesmal erklärte unser
Freund die Stoffefür die besten inKairo. Es war mir unange-
nehm, die Leute zu bemühen und unsern Freund gewisser-
maßen zu enttäuschen. Er ließ uns seidne Kostüme zeigen,
die Babuschka ebensowenig gefielen. Solche Dinge, so be-
deutungslos sie sind, können geradezu peinlich werden, und
ich war froh, als wir den Bazar hinter uns hatten. Wir
fuhren nach Bab el Luk zurück und lobten das Wetter.
Jeder Tag war ein Gnadengeschenk. Der syrische Priester
hatte etwas Nachdenkliches in den weichen Zügen. Auf
unserm Stockwerk angekommen, nötigte er uns mit
freundlicher Gebärde in seine Stube, die voll von Kisten
war. Wir wagten nicht nach dem Bett zu blicken. Zum
erstenmal befanden wir uns in seiner Klause. Er zeigte
uns ein paar illuminierte Korane, natürlich nicht so schön
wie die der Bibliothek, aber immerhin geschmackvoll und
interessant. Für das eine Stück, das uns am besten gefiel,
hatte man ihm dreißig Pfund geboten.
Als wir wieder bei uns waren, kriegte Babuschka das
Grinsen.
— „Was lachst du?“ fragte ich.
— „Nichts!“ — Sie grinste weiter.
Ich setzte mich an den Schreibtisch, begann den Brief an
Hans. Wieder hatte man einen Tag mit Albernheiten ver-
trödelt. Ihr stand immer noch das Lachen auf dem Gesicht.
— „Also was?“ —
SiegingzurTür, die immer offen steht, schloßsie, legteden
Finger an den Mund und zeigte auf die Wand des syrischen
Priesters. Ich kann solche Bilderrätsel nicht ausstehen.
— „Tu doch nicht so!“ sagte sie.
— „Wieso denn?“ —
Sie nickte nach der Wand hin und flüsterte: „Ibrahim!“
Frauen sind furchtbar. Das schlimmste aber war, daß
ich längst denselben Gedanken hatte.
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