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Meier-Graefe, Julius
Pyramide und Tempel: Notizen während einer Reise nach Ägypten, Palästina, Griechenland und Stambul — Berlin, 1927

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https://doi.org/10.11588/diglit.27195#0285
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BENIHASAN

Im Neuen Reich ist Ramses II., der bedeutendste Herr-
scher der Zeit, der Zerstörer der Baukunst. Von da an geht
es mit Unterbrechungen bergab. Bis dahin? Die acht-
zehnte Dynastie, die nach Vertreibung der Fremden das
Reich wieder hergestellt hatte, brachte in der Baukunst
eine machtvolle Restauration, deren Höhe in die Zeit der
Hatschepsut und des Thutmosis fällt, eine Zeit, die per-
sönlichen Taten zugänglicher war als der Konsolidierung.
Die Differenzen zwischen der Königin und ihrem Gatten
haben auch die Formen ihrer Bauten geschieden. Bis da-
hin? Der Niedergang hängt mit der architektonischen Ver-
wendung der Kolossalplastik zusammen, die schon im Mitt-
leren Reich beginnt, aber wiederum nur Folge, kein Anlaß
war. Die Pfeiler mit dem großen Sesostris als Osiris, im
Museum von Kairo, könnten eine imposante und durchaus
formensichere Architektur geschmückt haben, aber waren
in der Glanzzeit des Alten Reichs undenkbar. Zwischen
diesem Sesostris und dem König, der zum erstenmal die
Figur in gleicher Größe vor den Pfeiler stellte und damit
aussprach, daß es ihm mehr auf seine Würde als die des
Raums ankomme, liegt ein großer Zeitraum, dessen Span-
nungen man ergründen möchte. Da erhaltene Bauten aus
dem Mittleren Reich ungemein selten sind, viel seltener
als die des Allen Reichs, beschlossen wir, auf dem Rück-
weg nach Kairo die Gräber von Benihasan bei Minje zu

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