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Meier-Graefe, Julius
Pyramide und Tempel: Notizen während einer Reise nach Ägypten, Palästina, Griechenland und Stambul — Berlin, 1927

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https://doi.org/10.11588/diglit.27195#0426
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DURCH DEN PELOPONNES

Dome, griechisches Spiel in allen begnadeten Formen
wahrnimmt, wenn einem die Vision der Antike, der
gesammelte und gereinigte Begriff höher steht als die
Löwenmäuler.

Neulich traf ich einen Historiker der neueren Ge-
schichte bei Thomas, und wir kamen auf den Fridericus
Hegemanns, unsere Reiselektüre auf dem Schiffchen in
Nubien. Der Professor meinte, was dieser Architekt als
seine Erfindung ausgebe, wüßten sie schon längst. —

Der Ton auf Architekt zermalmte den Autor des Fride-
ricus zu Streuselkuchen, und ich beeilte mich, dem Pro-
fessor zu versichern, daß ich in dem Architektenberuf
Hegemanns die wesentlichste Gewähr für die Gültigkeit
seiner Darlegungen erblicke, die übrigens, da auf Doku-
mente gestützt, nicht den Nimbus von Erfindungen bean-
spruchten. Offenbar verdanke er dem Baufach den Vor-
zug, das Wissenswerte, das zu sagen sei, zu wissen. Mit
diesem Besitz sei die Wissenschaft unserer berufsmäßigen
Historiker keineswegs identisch, sonst wäre uns nicht auf
Schule und Hochschule und bei dreitausend mehr oder
weniger ernsthaften Gelegenheiten die höchst lückenhafte
preußische Legende immer wieder vorgesetzt worden. Die-
ser Lücken wegen sollte man nur geprüften Architekten
Lehrstühle für Geschichte einräumen.

Thomas fuhr plötzlich auf und begriff nicht, welchen
Nutzen es für uns Deutsche haben könne, eine uns teure
und von Menzel mit vorbildlicher Sachlichkeit verherr-
lichte Heldengestalt zu verkleinern. Die Argumente des
Herrn seien doch nur Bagatellen. — Die Brille funkelte.

0 du süßer, o du putziger Thomas, Thomassimus, sieh mal
an! — Plötzlich war er für strammste Synthese und dul-
dete visionäre Geschichte. Er hatte Hegemann nicht nur
nicht gelesen, sondern wies die Vermutung, ihn gelesen
zu haben, als schmutzigen Anwurf zurück. Auch un-
gelesen waren Hegemanns Argumente belanglos.—Homer

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