Sehen und
gesehen werden
Kleidung an Fürstenhöfen an der Schwelle
vom Mittelalter zur Neuzeit
In der spätmittelalterlichen Gesellschaft wurde
Kleidung eine starke soziale Verweisfunktion
zugeschrieben, spiegelte sie doch nach Auf-
fassung der damaligen Zeitgenossen Rang,
Stand und Geschlecht einer Person unmittelbar
wider. Just diese vermeintliche »Lesbarkeit der
Welt< machte den vestimentären Auftritt jedoch
zugleich attraktiv, um Statusfragen zu ver-
handeln. Auch Kleidungspraktiken an Fürsten-
höfen um 1500 sind in diesem Spannungs-
verhältnis von Konformität und Individualität,
von sozialen Konventionen, wie sie sich in
Dresscodes konkretisieren, und Geltungs-
ansprüchen anzusiedeln. Gewandschnitte,
-materialien, -färben und -Verzierungen
markierten Rang, familialen Status, national-
kulturelle Unterschiede und Hofzugehörigkeit,
wurden aber ebenso als Distinktionsmerkmale
genutzt.
THORBECKE