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Frieling, Kirsten O.; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Sehen und gesehen werden: Kleidung an Fürstenhöfen an der Schwelle vom Mittelalter zur Neuzeit (ca. 1450 - 1530) — Mittelalter-Forschungen, Band 41: Ostfildern, 2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.34757#0078

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2.1 Terminologie und Typologie

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bestand Barbaras von Württemberg gehörte 1491 ein Hut aus Zobel.341 Auch für Her-
zog Johann Friedrich von Sachsen wurde 1530/31 eine Zobel-Mütze angefertigt.342
Während die Formen dieser Pelzhauben und -hüte aus dem schriftlichen
Quellenmaterial nicht ersichtlich werden, ist vom sogenannten Biberhut bekannt,
daß er in der Regel einen großen zylindrischen, sich nach oben ein wenig erwei-
ternden Kopf und eine breite Krempe aufwies. Strenggenommen gehörte der Biber-
hut nicht zu den Pelzen, sondern bestand aus einem Filz, der aus den Wollhaaren
des Bibers hergestellt wurde.343 Für den Erzbischof von Mainz wurde im Mai 1436
in Köln ein breiter schwarzer Biberhut für einen Gulden und zwei Weißpfennige
gekauft und dazu eine Elle schwarzer Atlas für einen Gulden, womit dieser gefüt-
tert werden sollte.344 Im Besitz Eberhards VI. von Württemberg befanden sich 1497
drei Biberhüte sowie ein weiterer Biberhut, den er offenbar nebst einem Hut aus
Zobel von Eberhard im Bart übernommen hatte.345 Auf bildlichen Darstellungen
sind Pelz-, Filz- und Samthüte optisch häufig kaum voneinander zu unterscheiden,
weshalb es in der kunst- und kostümhistorischen Forschung immer wieder zu
Fehldeutungen gekommen ist. Jutta Zander-Seidel hat unter Einbeziehung erhalte-
ner Sachzeugnisse überzeugend dargelegt, daß es sich bei vielen abgebildeten Hü-
ten, die von der Kunst- und Kostümgeschichte pauschal als Pelz- und Samthüte
angesehen worden sind, weniger um Pelz- oder Samt- und vielmehr um Filzhüte
mit aufgenähtem Faserflor handelt.346 Möglicherweise wird der Biberhut aus die-
sem Grund ebenfalls mitunter fälschlicherweise als Pelzhut eingeordnet.

2.1.4 Leder
Im Vergleich zu Stoffen und Pelzen spielte Leder als Material für Kleidung an deut-
schen Fürstenhöfen in der zweiten Hälfte des 15. und im frühen 16. Jahrhundert
augenscheinlich eine untergeordnete Rolle. Von Tierhaaren befreite, gegerbte und
dadurch haltbar gemachte Tierhäute fanden vorwiegend Verwendung für Gürtel
und Riemen, Schuhe und Stiefel, Schnürungen, Handschuhe und Teile der Rüs-
tung.347 Auch Kopfbedeckungen wurden aus Leder hergestellt, wie das Gewand-
verzeichnis Eberhards VI. von Württemberg aus dem Jahre 1497 zeigt, welches acht
Hüte aus Hirschleder (hirschhutt)348, einen weißen Hut aus Rehleder sowie drei wei-
341 HStA Stuttgart, A 602 WR 380a, Bl. 16.
342 StA Coburg, LA A Nr. I960, fol. 17r.
343 Kühnei (Hrsg.), Bildwörterbuch der Kleidung und Rüstung, 1992, S. 30. Nach Boehn, Die Mode,
1986, S. 106, galten diese Filzhüte aus Biberhaar als Kostbarkeit. Delort führt hingegen Biber als
Pelz, der in Westeuropa für kaum etwas anderes als Kopfbedeckungen und gelegentlich Hand-
schuhe verwendet wurde. Vgl. Delort, Le commerce des fourrures, 1978, S. 108-114, bes. S. 111.
344 Die Rechnungen der mainzischen Verwaltung in Oberlahnstein, hrsg. von Volk, 1990, S. 98.
Die bei Kühnei (Hrsg.), Bildwörterbuch der Kleidung und Rüstung, 1992, S. 30, getroffene
Aussage, wonach die erste Erwähnung eines Biberhutes für das Jahr 1509 verbürgt ist, wird
damit hinfällig.
345 HStA Stuttgart, A 602 WR 448, Bl. 21, Bl. 17.
346 Vgl. Zander-Seidel, >Item ein Zottechter Huet<, 2002.
347 Kühnei (Hrsg.), Bildwörterbuch der Kleidung und Rüstung, 1992, S. 156; Piponnier, Mane, Se
vêtir, 1995, S. 34-35. Für Herzog Johann Friedrich I. von Sachsen beispielsweise fertigte ein
Schneider hirseli henczschuch an. StA Coburg, LA A Nr. I960, fol. 18v.
348 HStA Stuttgart, A 602 WR 448, Bl. 20.
 
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