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Frieling, Kirsten O.; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Sehen und gesehen werden: Kleidung an Fürstenhöfen an der Schwelle vom Mittelalter zur Neuzeit (ca. 1450 - 1530) — Mittelalter-Forschungen, Band 41: Ostfildern, 2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.34757#0072

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2.1 Terminologie und Typologie

61

ihn die historische Textilforschung für Stoffe des 15. Jahrhunderts generell konsta-
tiert, demzufolge nicht festgestellt werden.290

2.1.3 Pelze
Kleidung bestand im 15. und frühen 16. Jahrhundert nicht nur aus Stoffen, sondern
auch aus Pelzen.291 Als Pelze werden haltbar gemachte und veredelte Tier feile be-
zeichnet, sobald sie zu oder in Kleidung verarbeitet sind. >Pelz< ist damit zu trennen
von >Rauchwerk<, das sich auf eben solche behandelten, aber losen Tierfelle be-
zieht.292 Bei der Identifizierung spätmittelalterlicher Pelze ist in Rechnung zu stel-
len, daß viele zeitgenössische Benennungen nicht auf lebende Tiere verweisen; des-
halb ist das Pelz-Vokabular mitunter schwierig zu entschlüsseln.293
In den betrachteten Schriftzeugnissen findet sich eine Reihe von Pelzbezeich-
nungen. Gräfin Anna von Württemberg erhielt 1420 in ihrer Brautausstattung un-
ter anderem einen mit Marder und Zobel gefütterten goldenen Samtrock sowie ei-
nen roten und einen grün gemusierten Rock aus Samt, beide mit einem
Rückenfeh-Futter ausgestattet. Des weiteren bekam sie einen vnderbeltz von ruckfehe
mit in die Ehe.294 Markgraf Kasimir von Brandenburg hinterließ bei seinem Tod
zum Beispiel einen mit Zobelkehle gefütterten Koller aus schwarzem Samt, ein
schwarzes leibrocklein aus Zendal mit einem Futter aus Marder und Zobel295, einen
schwarzen, einen karmesinroten sowie einen braunen Rock aus Damast, die alle
drei mit Zobel gefüttert waren, und einen schwarzen Wollrock mit einem Marder-
futter. Ebenfalls jeweils mit Zobel unterfüttert waren ein schwarzer und ein roter
Samtrock.296 Im Besitz Eberhards VI. von Württemberg befanden sich 1497 einige
Kleidungsstücke, die augenscheinlich aus dem Besitz des ein Jahr zuvor verstorbe-
nen Eberhards im Bart stammten, darunter eine mit Leopard297 gefütterte braune

290 Vgl. Markowsky, Europäische Seidengewebe, 1976, S. 54. Die Textilkunde gewinnt diesen Ein-
druck gestützt auf den Bestand aller erhaltenen, vor allem liturgischen Textilien und gestützt
auf bildlich dargestellte Textilien. Somit deckt sich der Befund zur Reichsfürstenkleidung nur
bedingt mit dem breiteren, allgemeineren Befund der historischen Textilforschung.
291 Zu Pelzen im Spätmittelalter vgl. Delort, Le commerce des fourrures, 1978. Zu Pelzen im Früh-
mittelalter siehe Müller, Die Kleidung, 2003, S. 205. Zu Pelzen vor allem im Früh- und Hoch-
mittelalter vgl. Delort, Les animaux et l'habillement, 1985, S. 685-700. Generell zu Pelzen in
der mittelalterlichen Kleidung siehe Piponnier, Mane, Se vêtir, 1995, S. 33-34.
292 Der Begriff pelz ist ab dem 15. Jahrhundert immer regelmäßiger gebräuchlich. Kühnei (Hrsg.),
Bildwörterbuch der Kleidung und Rüstung, 1992, S. 189; Delort, Le commerce des fourrures,
1978, S. 11-12. Bringemeier, Priester- und Gelehrtenkleidung, 1974, S. 128, setzt >Rauchwerk<
und >Pelz< gleich.
293 Vgl. zu den terminologischen und methodischen Prämissen einer Erforschung von Pelzen des
späten Mittelalters Delort, Le commerce des fourrures, 1978, bes. S. 7-24.
294 HStA Stuttgart, A 602 WR 66, Bl. 2.
295 GhStA Berlin, BPH, Rep. 41II K 2, fol. 3v.
296 Ebd., fol. 5r-5v.
297 Leopard begegnet ansonsten im gesichteten Quellenmaterial nicht. Da im späten Mittelalter
zumeist nicht zwischen verschiedenen Wildkatzenarten differenziert wurde, könnte es sich
hierbei auch um Luchspelz gehandelt haben. Dennoch ist auch tatsächlich die Verwendung
von Leopardpelz möglich, denn dieser wurde im 15. Jahrhundert etwa von venezianischen
Kaufleuten gehandelt und aus dem Maghreb nach Venedig eingeführt. Siehe Delort, Le com-
merce des fourrures, 1978, S. 170-171.
 
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