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Frieling, Kirsten O.; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Sehen und gesehen werden: Kleidung an Fürstenhöfen an der Schwelle vom Mittelalter zur Neuzeit (ca. 1450 - 1530) — Mittelalter-Forschungen, Band 41: Ostfildern, 2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.34757#0073

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2. Von Stoffen und Gewändern

Schaube aus Samt, eine braune Schaube aus Atlas mit einem Luchsfutter und eine
mit Zobel gefütterte Schaube aus schwarzem Atlas. Dazu kamen eine blaue Atlas-
schaube mit einem Zobelfutter, eine schiller siden Schaube, die mit schönem vech ge-
füttert war, ein Leibrock aus schwarzem Samt und mit Hermelin gefüttert, ein
eschenfarben, mit Rückenfeh gefütterter Wollmantel und eine aus Zwillich beste-
hende und mit Zobel gefütterte Joppe.298 Auch ein offenbar nicht eingenähtes lassa-
tinfutt[er] mitsampt stack darinn wird unter den Gewändern Eberhards im Bart auf-
geführt.299 Von den drei Mänteln Markgraf Sigismunds von Brandenburg, die aus
seidenem Grobgrün bestanden, wies einer ein Futter aus Grauwerk und Aufschläge
aus Marder auf.300
Von den zahlreichen Pelzarten wurden für die Kleidung der Reichsfürsten
und Reichsfürstinnen in der zweiten Hälfte des 15. und den ersten Jahrzehnten des
16. Jahrhunderts vor allem Hermelin-, Marder-, Zobel- und Eichhörnchenfelle ver-
wendet, die sich abgestuft nach Qualität schließlich auch als Rangzeichen in fürst-
lichen Amtsroben nieder schlugen.301 Zu den wertvollsten Pelzsorten gehörte im
späten Mittelalter das Winterfell des Hermelins. Während das Sommerfell dieser
Wieselart ins Braun-Gelbliche spielte, wechselte das Hermelin im Winter innerhalb
weniger Tage die Farbe und bekam - bis auf die schwarz bleibende Schwanzspitze -
ein gänzlich weißes Fell, aus welchem der so charakteristische weiße, mit schwar-
zen Tupfern durchsetzte Pelz produziert wurde. Bevorzugte Verwendung fanden
skandinavische und russische Hermelinfelle, deren ausgezeichnete Qualität auf
den längeren und ausgeprägteren Kälteperioden in Nord- und Osteuropa beruh-
te.302 In den untersuchten Rechnungen, Inventaren und Festbeschreibungen findet
Hermelin weitaus weniger Erwähnung als etwa Zobel oder Marder, was darauf
schließen läßt, daß er seltener in reichsfürstlicher Kleidung verarbeitet wurde, und
sicherlich als Indiz für die Kostbarkeit dieses Pelzes gelten kann.
Als Lasten (auch Lasteken) wurde der weiße Winterpelz des russischen Wie-
sels bezeichnet. Wie das Hermelin wechselte das russische Wiesel unter dem Ein-
fluß der winterlichen Kälte seine Fellfarbe und bekam ein schneeweißes Winterfell.
Anders als beim Hermelin färbte sich seine Schwanzspitze jedoch ebenfalls weiß -
ein kleiner, aber feiner Unterschied, der einerseits dazu führte, daß Lasten weniger
wertvoll war als Hermelin, und andererseits bewirkte, daß Fürsten in Europa beide
Wieselarten gleichermaßen häufig und gerne trugen.303 Welche Bedeutung dieser
Differenz als Distinktionsmerkmal zukommen konnte, wird die eingehendere Be-

298 HStA Stuttgart, A 602 WR 448, Bl. 17.
299 Ebd., Bl. 18.
300 GhStA Berlin, BPH, Rep. 30 Via, fol. 2r.
301 Siehe unten S. 185-186, S. 190-191.
302 Vgl. Delort, Le commerce des fourrures, 1978, S. 135-138. Kühnei (Hrsg.), Bildwörterbuch der
Kleidung und Rüstung, 1992, S. 114-15, ist hier ungenau, definiert er doch Hermelin ganz
allgemein als kostbaren Pelz und spezifischer als gelegentliche »Bezeichnung für den Winter-
pelz verschiedener heimischer Wieselarten«.
303 Siehe Delort, Le commerce des fourrures, 1978, S. 138-139; Piponnier, Mane, Se vêtir, 1995,
S. 192. Delort, Le commerce des fourrures, 1978, S. 138, geht sogar davon aus, daß die europa-
weite Nachfrage nach Hermelin, »vu la vogue de cette fourrure, n'aurait pu s'en satisfaire si les
létisses n'avaient eu strictement le même usage«.
 
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