Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Müller, Karl Otfried [Editor]; Wieseler, Friedrich [Oth.]
Denkmäler der alten Kunst (Band 2: Text) — Göttingen, 1877

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.5924#0019

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
17

Kopf, sowie das Schild und ein Theil des Schwertes, oberhalb
des Weibes mit dem Kinde zum Vorschein kommt. Auf
der jetzt wiedergegebenen erblickt man an der Stelle des Ko-
pfes einen undeutlichen runden Gegenstand, von dem Schwerte
keine Spur, der Schildrand aber nimmt sich ganz so aus, als
gehöre er zu dem bogenförmigen Gewände des Weibes. Gewiss
hat Mionnet mehr Recht, wenn er von drei Kureten spricht,
als Overbeck, wenn er die Frau nur von zweien umgeben sein
lässt, Der dritte tritt uns an derselben Stelle nicht bloss auf
der anderen Münze von Apameia, sondern auch auf der von
Mäonia [Mon. d. Inst, arch. I, t XLIX, A, n. 2 = Overbeck
Münztaf. V, n. 8) und auf der mit dieser zunächst zusammen-
zustellenden von Seleukeia am Kalykadnos in den Berlin. Blätt.
für Münzkunde, Bd. V, 1870, Taf. LVI, n. 31 entgegen. Ueber
die Dreizahl der Kureten in Pbrygien vgl. Eckhel Doctr. Num.
vet. Vol. III, p. 160. Dass das Weib auf den Münzen von
Apameia ebensowohl wie auf denen von Laodikeia in Phrygien
für Rhea zu halten ist, unterliegt keinem Zweifel. Wenn Over-
beck S. 3:35 einen solchen zulässt, indem er bemerkt: „da wir
von der Wendung des Mythus, welchen Phrygien sich angeeignet
hatte, nicht wissen, ob sie eine besondere Nymphe als Pflegerin
des Zeuskindes kannte, so können wir den Namen des Weibes
mit unbedingter Sicherheit nicht bestimmen", so ist dagegen zu
erinnern, dass, nach den Münztypen zu urtheilen, die Phrygi-
sche Sage wesentlich mit der Kretischen übereinstimmte, ja dass
Adrasteia und Ida, die später auf Kreta zu den ernährenden
(oder besser: pflegenden) Nymphen hinzutreten, eigentlich nach
Kleinasien gehören (Preller Griech. Mythol. Bd. I, S. 103 d. zw.
Aufl.). Dass aber auf den in Rede stehenden Münzen eine die-
ser Nymphen eher zu erkennen sei als Rhea selbst, hat schon
an sich keine Wahrscheinlichkeit und verliert vollends allen
Schein durch den Umstand, dass die bekannteste Pflege- und
Nährnymphe Amalthea durch die Ziege vertreten ist.

n. 33, a. Diktynna (öikTYNNA), mit dem kurzen Chiton und
den Stiefeln der Jäger angethan und mit einem Pfeile oder Speere
in der rechten Hand versehen, hält, auf einem Felsen, vermuth-
lich des Bergs Ida, sitzend, den Knaben Zeus im linken Arme.-
Herum zwei Kureten oder Korybanten. Die wahrschein-
lichste Beschreibung und Deutung einer mehrfach behandelten,
unter Trajan geschlagenen Silbermünze der Bewohner von
Kreta (KPHTäv) vgl. (Hoeck „Kreta" Bd. H, S. 168 fl., Guig-
niaut Relig. de l'Antiq. pl. XC, n. 325, a, Eckhel Doctr. Num.
H, p. 303, Mionnet Descr., Suppl. IV, p. 297, n. 8, Lenormant

Nouv. Gal. myth., p. 21 u. pl. IV, n. 15, Overbeck Kunstmyth.
a. a. 0. S. 330 fg. u. S. 332, z. Münztaf. V, n. 4, (wo das zweite
Wort der Aufschrift nicht wiedergegeben ist). Tristan's von
Eckhel a. a. 0. angeführte Meinung, dass es sich um ein be-
liebiges Kind handle, welches Diktynna als Diana-Lucina
pflege, kann bei der Anwesenheit der Kureten nicht auf Billi-
gung rechnen. Allerdings fehlt für Diktynna als Pflegerin des
Zeuskindes ein scluiftliches Zeugniss. Aber das kann rein zu-
fällig sein. Dass die Wärterinnen jenes in der Kretischen Sage
mannigfach wechselten, ist bekannt. — Die vorstehende Münze
war bis jetzt die einzige bekannte den Namen Diktynna ent-
haltende. Kürzlich hat Kenner „Die Münzsammlung des Stiftes
St. Florian in Ober-Oesterreich" Taf. HI, Fig. 13 eine auch
unter Trajan auf Kreta geprägte Bronzemünze herausgegeben,
welche die AIKTYNNA 2EBA2TH als jagende Artemis zeigt.
Nach Lenormant a. a. O.

n. 34. Zeus als Besieger eines Giganten, vermuthlich des
Typhoeus. Der zu Fuss kämpfende Gott, welcher mit der
Linken ein oben sich bogenförmig bauschendes Gewand wie
als Schutzwaffe hält, zückt mit der Rechten den (sich wie ein
kurzer Dreizack ausnehmenden, vgl. unten Taf. LXVI, n. 843)
Blitz gegen seinen erschreckten, keine Gegenwehr versuchen-
den, eher um Gnade bittenden schlangenbeinigen Gegner. Von
einem vertieft geschnittenen Steine in der Galer. d. Uffizj zu
Florenz. Nach Lippert's Daktylioth., Supplem. n. 33. Abge-
bildet in Gori's Mus. Florent. T. H, t. XXXV, n. n, in Win-
ckelmann's Mon. ant. med. n. 4, und in Ch. Lenormant's Nouv.
Gal. myth. pl. IV, n. 8, hier ohne Zweifel nach einem Abdruck,
aber nicht nach einem von dem Carneol des Berliner Muse-
ums bei Winckelmann Pierr. grav. de Stosch Class. H, n. 115
und Toelken ErkL Verzeichn. HI, 1, 55, auf welchen im Text
irrthümlich verwiesen wird, sondern etwa nach dem Abdruck
bei Lippert a. a. 0., wohl nicht nach der modernen Paste, die
von Winckelmann a. a. 0. H, 109 beschrieben wird, welche
aller Wahrscheinlichkeit nach der Abbildung in dessen Mon.
ined. a. a. O. zu Grunde liegt. Dann hat jüngst Overbeck
Kunstmyth. I, Gemmentaf. V, n. 1 „einen Sardonyx des Floren-
tiner Cabinets" in Abbildung gegeben, wie es scheint nach
Cades' Impr. gemm., Cl. I, A, n. 110, und S. 390 fg. besprochen.
Er hält die Darstellung für die der „stumpfen" Berliner Paste,
des Abdrucks bei Lippert und der Abbildungen bei Gori und
Lenormant. Aber seine Abbildung gleicht weder in Betreif
der Form des Steins noch in einigen Einzelheiten vollständig.
 
Annotationen