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Müller, Karl Otfried [Hrsg.]; Wieseler, Friedrich [Bearb.]
Denkmäler der alten Kunst (Band 2: Text) — Göttingen, 1877

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https://doi.org/10.11588/diglit.5924#0428

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Doppelchiton, in eiliger Bewegung, indem sie mit der rechten,
etwas vorgestreckten Hand eine Schlange, und in der linken,
angelegten eine Fackel hält. Die bisher so gut wie unbeach-
tet gebliebene Figur hat zudem allen Anschein nach einen
Kinnbart. Der Bart ist bis jetzt auf Bildwerken bei den Eri-
nyen noch nicht nachgewiesen, indessen, zumal da er sich bei
den Gorgonen findet, gar nichts so Abentheuerliches. Dazu
kömmt, dass, wie uns scheint, gerade ein Kinnbart als einer
Erinys angehörig in der Erzählung bei Suidas u. d. W.
tpalos und Diogen. Laert. VI, 9. bezeichnet wird, über wel-
che Böttiger „Furienmaske", S. 35 — ,,K1. Sehr.'', Bd. 1,
S. 210, schwerlich richtig urtheilt. Wandgemälde von Cor-
neto. Nach Hypogaei or sepulcr. Caverns of Tarquinia btj
the l. Byres, edil. Frank Howard, H. V, pl. 3.

n. 957. Eine mit Schulterflügeln, Kopfband aus Schlan-
gen, Schlangen um die Arme versehene, schwarzfarbige und
mit einem schwarzen Chiton bekleidete, zugleich durch eine
auffallend grosse, gekrümmte Nase entstehe Erinys setzt, aus
dem Erdboden aufsteigend, einen anscheinend bärtigen Mann,
der mit auf den Rücken gebundenen Händen auf einen Altar nie-
dergekauert ist, in Schrecken. Vor der Gruppe ein junger
Mann in leichter Kriegertracht, weichereinem Greis von königli-
chem Aussehen, der widerstrebend von einem jungen Weibe
herangebracht wird, ein Schwert zeigt, in welchem man si-
cherlich das Werkzeug zu erkennen hat, durch dessen Ge-
brauch sich der schutzsuchende Mann die Verfolgung der
Erinys zugezogen hat. Oberhalb des Altars eine gegliederte
Wollenbinde und ein Stierschädel, wie sie öfters zur An-
deutung von Baulichkeiten, namentlich Tempeln, dienen. Eine
sichere Deutung der Gesammtdarstellung ist noch nicht wohl
möglich. D'Hancarville {Antiquiles — du Cab de M. Hamil-
ton, T. II, p. 123) dachte an Orestes, Pylades, Thoas und
Iphigenia. Böttiger („Furienmaske", S. 29 & „Kl. Sehr."

Bd I, S. 206, Anm. ***) trägt eine Deutung auf Orestes, Py-
lades, Menelaos und Elektra vor, um sie gleich wieder zu
verwerfen und an den Alkmäon nach Euripides zu erinnern,
ohne jedoch darzuthun, in wiefern sich „nach den wenigen
noch vorhandenen Fragmenten Vieles in diesen Figuren bes-
ser auslegen lassen würde". Die schwarze Hautfarbe und
Kleidung findet sich, obgleich Aschylos seine Eumeniden so auf
die Bühne brachte (Conject. in Aesch. Eum. I, p. CXXXVIIjfü.),
auf den Bildwerken bei einer Erinys nur noch ein Mal (O.
Jahn „Vasenbilder", Taf. I). Über die grosse krumme Nase
vgl. O. Jahn „Arch. Beitr.", S. 424, Anm. 33. Nach d'Han-
carville a. a. O., T. II, pl. 41.

n. 958. Eine, wie es scheint, ausnahmsweise am Kopf be-
flügelte Erinys in dem auf späteren Monumenten gewöhnli-
chen Jägercostüm, mit Fackel und Schwert in den Händen
dahinschreitend. Kopfflügel und Schwert sind seltene Attri-
bute, aber uns schon oben, Taf. XXXVII, n. 441, bekannt
geworden. Fackel und Schwert unserer Erinys finden sich
wieder bei dem Hades auf dem Monumente gleicher Herkunft
- in Inghirami's Monum. Etruschi Ser. I, P. 1, t. 9, n. 2 (bei
Guigniaut Rel. de l'Anliq., pl. CLV, n. 592 b). Stein-
sculptur aus Etrurien. Nach Inghirami a. a. O., /. 30, n. 1.
Erinyen in der Unterwelt Th. I, Taf. LVI, n. 275 a; Th. II, Taf.
LXVIII, n. 862 (eigenthümlich), Taf. LXIX, n. 863. Erinyen bei Ore-
stes zu Delphi Th. II, Taf. XIII, n. 148; bei Pentheus Th. II, Taf.

XXXVII, n. 437; bei Lykurgos Th. II, Taf. XXXVII, n. 441. u. Taf.

XXXVIII. n. 442 (eigenthümlich).

8. Zeit.

A. Hören und männlichcRepräsentanten der
Jahrszeiten. H. d. A. §. 399, 1 u. 2.

n. 959.a.u.b. Die drei Hören, um eine runde Säule wie im
Tanz herumschreitend. Sie sind bei vollständiger, gleichmässiger
 
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