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Müller, Karl Otfried [Editor]; Wieseler, Friedrich [Oth.]
Denkmäler der alten Kunst (Band 2: Text) — Göttingen, 1877

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https://doi.org/10.11588/diglit.5924#0060

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nähme. Hinter ihm gewahrt man eine Andeutung von Meeres-
wellen und einen Delphin. Cavedoni macht nur die Bemerkung,
dass es sich bei der Baulichkeit im Hintergrunde um ein in
Italien belegenes Werk handeln werde. Garrucci, der die
männliche Figur für Marc Aurel als Poseidon hält, denkt sich
dieselbe „in atteggiamento d' indicare alcun passaggio per
mare." An einer auf dem Lande, aber am Strande, etwa an
einem Hafen befindlichen Mauer mit einem Thore darin ist
doch wohl nicht zu zweifeW. Man wird lebhaft an den ähn-
lichen Bau unten Taf. XXII, n. 238 erinnert. Vermuthlich ist
ein Neptunus Redux gemeint, wie auch wohl auf Taf. VI, n.
70, a der Gott als solcher oder als Retter der Schiffe zu fassen,
ist. Das Setzen des einen Fusses auf das Schiffsvordertheil
findet sich auch bei dem inschriftlich als N. Red. bezeichne-
ten Gotte auf den Bronzemünzen Hadrians bei Cohen Med.
imp. T. H, p. 226, n. 981 fg. und Overbeck Münztaf. VI, n. 5,
und bei dem ohne Zweifel ebenso zu fassenden desselben Kaisers
bei Cohen a. a. 0. p. 115, n. 124 fg. und Overbeck a. a. 0.
n. 6, während der Gott bald ein Akrostolion, bald einen Del-
phin in der einen Hand hält. Auf dem geschn. Steine bei
Overbeck Gemmentaf. II, n. 4 steht vor dem auf ein Schiffs-
vordertheil tretenden Poseidon die Inschrift PROPITIVS, welche
doch wohl zur Bezeichnung des Gottes der günstigen Seefahrt
dient (Overbeck S. 30), so dass es sich um einen der nicht
zahlreichen Fälle handelt, in denen auf Gemmen die Beinamen
der Götter mit Uebergehung ihrer Hauptnamen angebracht
sind (Stephani zu Köhler's Ges. Sehr. IH, S. 238, Anm. 193).
Auch die Geberde, welche der Neptun des in Rede stehenden
Medaillons mit der Rechten macht, passt recht wohl zu einem
Redux. Rückseite eines Bronzemedaillons von Marc Aurel
aus dem Jahre 159 n. Chr. G, da der Kaiser zum dreizehnten
Male die tribunicia potestas und zum zweiten Male das Con-
sulat bekleidete (TR POT XIII COS H). Nach H. Cohen
Med. Imper. T. H, pl. XVI, n. 385.]

4. Demeter (Ceres).

Einzelne Figuren [und Köpfe.] H. d. A. §.357.

Taf. VTfl, n. 87. Demeter thronend [oder genauer: sitzend,] mit
[der Stephane auf dem nach hinten verscldeierten Kopfe,] Aeh-
ren und Fackeln in den Händen, welche indess restaurirt zu
sein scheinen, [wonach freilich die Beziehung auf Demeter

schwankend werden würde. Indessen bezeichnet Overbeck
Kunstmyth. I, S. 335, Anm. a das Werk, doch wohl nach
genauerer Kunde, als eine der nicht eben zahlreichen sicheren
Statuen der Göttin.] Statue des Palastes Rondanini. [Weder
über die Ergänzungen noch über den jetzigen Aufbewahrungs-
ort der auch in Clarac's Mus. de Sculpt. T. IH, pl. 433, n. 786
wiederholten Figur mit vertieften Pupillen der Augen ist ge-
nauere Kunde vorhanden.] Guattani Monum. ined. 1787 No-
vembr. tv. 2.

n. 88. Demeter auf einem prächtigen, mit einem Gewände
belegten Thronsitz, mit Aehren um den Kopf [von welchem
ein Schleier herabhängt, während gelös'te Haarflechten auf die
Schultern herabfallen,] und in der linken Hand nnd mit einem
vollen Fruchtkorbe (Kalathos) vor ihren Füssen, in der Rech-
ten eine lange Fackel oder Leuchte [?] haltend. [Links vom
Throne ein von Heibig Wandgem. Campan. n. 175, nicht erwähn-
ter Gegenstand, viereckter Feueraltar, nach Panofka „Proben
e. arch. Comment. z. Pausan." in den Berl. Akademieschr. a. d.
J. 1853, S. 46, zu Taf. I u. II, n. 11, welcher Gelehrte auch
der Ansicht ist, dass das oberhalb vom linken Arm herabfal-
lende Kleid zur Bezeichnung der Hitze diene, indem er an-
nimmt, dass das vorstehende Demeterbild den Sommer andeu-
ten solle. Vgl. z. Taf. II, n. 16. Dagegen fasst E. Braun
„Vorsch. d. Kunstmyth." S. 17, zu Taf. 28, die Göttin als die
Königin des Erndtefestes, bei welcher der unverkennbare Zug
der Wehmuth im Antlitz auf den Trennungsschmerz hinweise,
der beim herannahenden Jahreswechsel aufs neue an ihr Herz
herantrete; eine Auffassung, durch welche noch eine andere
Erklärung der Entblössung geboten wird, die wir in weit auf-
fallenderer Weise auf Taf. LX, unter n. 103, treffen. Anders
wiederum urtheilt Conze Her.- u. Götter-Gest. d. Gr. Kunst S.
301, z. Taf. LV, dass Demeter „in möglichster Steigerung die
Würde der Göttin repräsentirt, doch nicht ohne nach Art spät-
griechischer Kunst überhaupt den Character auf Kosten einer
allgemeinen Liebenswürdigkeit der Erscheinimg geglättet und
verwischt zu zeigen."] Pompejanisches Gemälde. Zahn „Wand-
gemälde in Pompeji" Taf. 25. Mus. Borbonico T. VI, tv. 54.

n. 89. Demeter [ohne Schmuck des gelös't auf die Schultern
herabfallenden Haars,] mit der Fackel und den Aehren thro-
nend [oder genauer: sitzend;] zu ihren Füssen erhebt sich eine
Schlange. Revers einer Silber-Münze von dem Geschlecht
der Memmier, von denen einer als Aedil in Rom zuerst die
Cerealien gefeiert hatte (MEMMIUS AEDHJS CERIALIA
 
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