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Müller, Karl Otfried [Editor]; Wieseler, Friedrich [Oth.]
Denkmäler der alten Kunst (Band 2: Text) — Göttingen, 1877

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https://doi.org/10.11588/diglit.5924#0070

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stellenden Reliefs Attisches Local vorauszusetzen, indem er in den
beiden Figuren Triptolemos, „oder wenn man auf Grund specieller
Ueberlieferung eine Scheidung vornehmen will, in dem Sämann
Triptolemos, in dem Pflüger seinen Vater Keleos, welchem De-
meter die Ackergeräthe geschenkt hatte," dargestellt erachtet. Der
letztere, von Foerster selbst herrührende Erklärungsversuch hat
aber keine Wahrscheinlichkeit, nicht bloss deshalb, weil Ke-
leos seinem Sohne gegenüber nicht unbärtig dargestellt sein
würde, sondern namentlich auch deshalb, weil Triptolemos grade
als Erfinder des Pfluges galt (Vergil. Georg. I, 19) und mit
diesem auch auf Bildwerken, sei es ruhig dastehend, sei es
pflügend, mehrfach dargestellt ist, vgl. unten n. 113 f u. g, wäh-
rend dieses, unseres Wissens, von Keleos, der allerdings bei
Nonnos Dion. XXVII, 285 eüdpoto; heisst, noch nicht nach-
gewiesen ist. Uebrigens ist es sehr die Frage, ob man in
der oberen Figur einen „Pflüger" (wenn auch nur dem Vor-
haben nach) zu erkennen hat. Der Platz, auf welchem sich
Mensch und Stiere befinden, erscheint auf der Houel'schen Ab-
bildung deutlich als ebenes Felsplateau. Schubring bezeichnet
ihn als „ein Postament in halber Höhe." Das spricht, in Ver-
bindung mit dem Umstände, dass ein Pflug durchaus nicht
angedeutet ist, dafür, dass man sich die Stiere als zum Aus-
dreschen des Getraides auf der Tenne zusammengejoeht zu
denken habe, vgl. schon Homer. //. XX, 496. Auch diese
Thätigkeit, die als letzte zur Gewinnung des Getraides nöthige
der ersten, dem Säen, passend gegenübergestellt wird, darf
man auf den Triptolemos noch eher als auf den Keleos be-
ziehen.]

n. 104 (103). Der Raub der Kora aus dem Kreise ihrer
Nymphen, unter welche sich auch Pallas gemischt hat, die
den Räuber aufzuhalten sucht. Der Wagen des Hades sinkt
bereits durch die Nysei'sche Höhle in die Unterwelt hinab.
Demeter sitzt, wenig bekleidet, auf den Fruchtkorb gestützt,
in dem Früchte der Erndte gesammelt sind, von dem Orte der
Entführung abgewandt, ohne etwas davon zu bemerken. Doch
scheint Hekate-Selene, welche durch den kreisförmig wallen-
den Schleier bezeichnet wird, hinter der Demeter, das Schicksal
der Kora zu erspähen, und ihre Verwunderung darüber aus-
zudrücken. [Die Erklärung des vorstehenden Werks, welcher
sich früher besonders Zoega in Welcker's Zeitschr. für Kunst,
S. 45 fg. und Welcker Annali d. Inst. arch. Vol. V, p. 146 fg.,
dann der zweite Herausgeber dieser Denkm. und nach ihm
Fröhner Notice de la Sc. ant. du Louvre I, n. 64, p. 89 fg., so

wie jüngst R. Foerster Perseph. S. 149 fg. unterzogen haben,
ist bedeutend gefördert durch die Bekanntmachung eines in
der Petersburger Ermitage befindlichen Sarkophagreliefs. aut
welchem sich die Scene des Raubes in wesentlich gleicher
Weise wiederholt, von Seiten L. Stephani's Parerga arch.XW I
(aus Bull, de l Ar. imp. de St. PHerab. T. XII, p. 373 fg.)
p. 3 fg. u. auf der dazu gehörenden Täf. n. 2, und namentlich
durch die Bekanntwerdung einer Zeichnung aus der Mitte des
sechszehnten Jahrhunderts, welche das Werk selbst in seinem
damaligen Zustande genauer wiedergiebt als die von O. Jahn
in den Ber. d. Sächs. Ges. d. Wiss. 1868, S. 217, n. 181 be-
rührte Zeichnung im cod. Pighianus, vgl. Fr. Matz in den
Monatsber. d. K. Akad. d. Wiss. zu Berlin vom 16. Octob.
1871, S. 487, n. 169, durch dessen Güte uns eine Durobzeich-
nung vorliegt. Auf dem Petersburger Relief, welches dem Be-
schauer links von der Scene des Raubes die verfolgende I De-
meter auf dem mit Drachen bespannten Wagen zeigt, nach
rechts hin aber ziemlich an derselben Stelle, wie das vorste-
hende, abgebrochen ist, nur dass noch ein viertes Ross vor
Pluto's Wagen zum Vorschein kommt, findet sich die von Müller
als „Hekate-Selene," von Zoega und Welcker als Iris gefasste
Figur, welche, entsetzt über die Gewaltthat, beide Hände zum
Himmel emporliebt, in der Scene des Raubes. Man kann sie
zunächst nur als eine der die Persephone begleitenden Nym-
phen betrachten. Von der Fackel, welche sie nach Fröhner'
auf dem vorliegenden Werke in der linken Hand haben soll,
findet sich auch in der Coburger Zeichnung (wo die Figur ganz
wie auf der hier wiederholten Abbildung, aber mit abgestosse-
nem Gesicht, erscheint) keine Spur. Da nun die beiden nach
rechts hin folgenden, ganz den auf dem vorstehenden Werke
entsprechenden weiblichen Figuren sich in Betreff der Tracht
durchaus nicht wesentlich von jener unterscheiden und auch in
der Coburger Zeichnung keine auf Wesen anderer Art hin-
deutende Attribute haben, so kann es scheinen, als ob die,
welche den Schild der Athena berührt, nicht als Aphrodite,
und die sich zur Flucht anschickende nicht als Artemis zu
fassen sei, wie wir in der zweiten Ausgabe bemerkten, sondern
beide auch als gewöhnliche Okeaniden. Dass aber jene Deu-
tung doch die richtige sei, erhellt auch daraus, dass uns auf
dem kürzlich genauer bekannt gewordenen Sarkophagrelief der
Sammlung Sloane zu London (Klügmann in Gerhard's Ges.
akad. Abhandl. H, S. 408, 34), von welchem uns ebenfalls auf
einer der Coburger Zeichnungen eine Abbildung erhalten ist
 
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