72
engeren Verhältniss stehe, aber doch, wie Hermes, den Göt-
tern als Begleiterin und Dienerin beigesellt werde, diene als
Begleiterin der Demeter, als diese die Tochter suchen gehe,
wie Hermes auf den Sarkophagen dem Pluton Knappendienst
thue. Auch die Erscheinungsform entspreche: der wie ein Bo-
gen über dem Haupte ausgespannte Peplos sei ein sprechen-
des Symbol der Thaumantis, „quae arquato coelum curvamine
signat" (Ovid. Met. XI, 590). Aber jene Zusammenstellung
von Iris und Hermes ist jedenfalls nicht zulässig. Hermes er-
scheint ja, wenn er auch dem Pluton hilft, in dem ihm eigen-
thümlichen Berufe als Führer in die Unterwelt. Was aber die
gemuthmaasste Charakterisirung der Iris durch das bogenför-
mige Gewand anbetrifft, so passt dieselbe nicht zu den siche-
ren bildlichen Darstellungen der überall nur selten vorstellig
gemachten Göttin, wie sie denn auch durch jene Stelle Ovid's
und die andere Claud. B. Pros. III, 1 nicht den mindesten Schein
erhält. Das bogenförmige Gewand findet sich häufig bei den
Hören. Und in der That passt eine Hora noch besser als
eine Aura. Sind doch die Hören mit Demeter auf das engste
verbunden (Foerster Ann. a. a. 0. p. 96 fg.), so dass sie, wie
sie schon in der ältesten Poesie als Dienerinnen von Zeus und
Hera gelten, später auch als Dienerinnen und Begleiterinnen
der Demeter betrachtet werden. Man wird aber die eine
Hora nicht sowohl für die Vertreterin aller, als für die Re-
präsentantin der Zeit, in welcher Demeter ihre Tochter sucht,
zu halten haben. Nebenbei kann auch so die Figur zur Be-
zeichnung der Schnelligkeit, mit welcher Demeter dahinfährt,
dienen; zeigt doch auch die Darstellung selbst deutlich eine
der „veloces Horae,, (Ovid. Met. I, 118). Wie wir hinterdrein
sehen, ist der Gedanke an eine Hora schon vorlängst geäussert
(von Visconti Mus. Pio-Clement. T. V, p. 42), aber meist un-
beachtet geblieben und jüngst von Foerster aus dem Grunde
zurückgewiesen (vgl. Perseph. S. 141), weil die Hora vielmehr
in der auf anderen Sarkophagen, und auf manchen zugleich
mit der in Rede stehenden Figur vorkommenden geflügelten
Lenkeriii des Wagens der Demeter zu erkennen sei. Aber
diese hat man vielmehr als Nike zu fassen, wie anderswo
dargethan werden wird. In der Scene mit dem Raube, welche
von der nach links vom Beschauer durch einen Baum geschie-
den ist, gewahrt man, wie auch Zoega angiebt, hinter den er-
schrockenen Begleiterinnen der Pallas einen Vorhang ausgespannt.
Foerster hält das, was sich auf der früheren Abbildung noch
deutlicher als Baum ausnimmt, in Verbindung mit dem Kala-
thos, welcher unten an dem Stamme liegt, gewiss mit Unrecht,
für ein Füllhorn. Der Vorhang, meint er, diene vielleicht nur
zur Abhebung der Gruppe. Das hat aber auch keine Wahr-
scheinlichkeit. Vielmehr wird derselbe, ähnlich wie der an
derselben Stelle auf einigen anderen bezüglichen Sarkophagen
zum Vorschein kommende Altar, auf eine Behausung der De-
meter und Persephone bezogen werden müssen, vor welcher
die Blumenlese statt fand. Diese Tempelwolmung muss aber
von denen, welche jene Handlung nach Attica verlegten, eben-
sowohl hier angenommen worden sein, als bei der Ansetzung
des Raubes bei Henna in Sicilien bei diesem Orte, sodass für
das Local von Henna, an welches Foerster Ann, a. a. 0. f-
11 fg. betreffs des Altars auch hier denkt, aus der Andeutung
der Baulichkeit durchaus Nichts geschlossen werden kann. Ob
die Hora an der Ecke rechts so aufzufassen sei, wie Müller will,
ist schon deshalb sehr fraglich, weil sich die entsprechende Hora
links nicht in gleicher Weise als in näherer Beziehung zu der
betreffenden Scene stehend fassen lässt. Welcker nahm a. a. 0.
an, dass man die beiden Hören hier wie in den andern Fällen
ihres Vorkommens „gleichsam als Rahmen des Bildes zwischen
ihnen, als Angeln, worin der grosse Kreislauf sich umdreht,
als den zwischen Erwachen und Entschlummern der Natur im-
mer gegenwärtigen Segen, gewissennassen der Erde imd dem
Meer an beiden Endpunkten entsprechend" zu fassen habe.
Sicherlich sollen die Hören in gar keinem unmittelbaren Zu-
sammenhange mit den um sie herum befindlichen bildlichen
Darstellungen stehen, sondern selbständig einen ähnlichen Ge-
danken ausdrücken wie diese Darstellungen, nämlich den, das
auch der Todte im Sarkophage seine wpa haben werde (Handb.
d. Arch. §.397, A. 2). Als ornamentale Eckfiguren die, ver-
möge ihrer Bedeutung ein passender Schmuck eines Sarkophags,
um so passender seien, als sie als Eckfiguren eines Sarkophags,
der den Mythus vom Raube darstelle, mit dessen zwei Haupt-
figuren Demeter und Persephone in innerer Gemeinschaft ste-
hen, fasst sie, unserer Ansicht zumeist entsprechend, jetzt auch
Foerster. Zu der Nebenseite rechts, welche auch in Hirt's
„Bilderbuch" Tat'. IX, n. 6 abgebildet und daraus in Millin's
Gal. myth. ^/.LXXXVIII, n.Ml wiederholt ist, vgl. Taf. LXVHI,
n. 857 nebst Text. Hermes hat den linken Arm an Perse-
phone gelegt, um dieselbe unter Einwilligung Plutons empor-
zuführen. Das auf dem entsprechenden Sarkophagrelief hinter
dem thronenden Paar dargestellte Weib kann immerhin für
die Weise, wie Müller die beiden Nebenseiten des vorliegenden
engeren Verhältniss stehe, aber doch, wie Hermes, den Göt-
tern als Begleiterin und Dienerin beigesellt werde, diene als
Begleiterin der Demeter, als diese die Tochter suchen gehe,
wie Hermes auf den Sarkophagen dem Pluton Knappendienst
thue. Auch die Erscheinungsform entspreche: der wie ein Bo-
gen über dem Haupte ausgespannte Peplos sei ein sprechen-
des Symbol der Thaumantis, „quae arquato coelum curvamine
signat" (Ovid. Met. XI, 590). Aber jene Zusammenstellung
von Iris und Hermes ist jedenfalls nicht zulässig. Hermes er-
scheint ja, wenn er auch dem Pluton hilft, in dem ihm eigen-
thümlichen Berufe als Führer in die Unterwelt. Was aber die
gemuthmaasste Charakterisirung der Iris durch das bogenför-
mige Gewand anbetrifft, so passt dieselbe nicht zu den siche-
ren bildlichen Darstellungen der überall nur selten vorstellig
gemachten Göttin, wie sie denn auch durch jene Stelle Ovid's
und die andere Claud. B. Pros. III, 1 nicht den mindesten Schein
erhält. Das bogenförmige Gewand findet sich häufig bei den
Hören. Und in der That passt eine Hora noch besser als
eine Aura. Sind doch die Hören mit Demeter auf das engste
verbunden (Foerster Ann. a. a. 0. p. 96 fg.), so dass sie, wie
sie schon in der ältesten Poesie als Dienerinnen von Zeus und
Hera gelten, später auch als Dienerinnen und Begleiterinnen
der Demeter betrachtet werden. Man wird aber die eine
Hora nicht sowohl für die Vertreterin aller, als für die Re-
präsentantin der Zeit, in welcher Demeter ihre Tochter sucht,
zu halten haben. Nebenbei kann auch so die Figur zur Be-
zeichnung der Schnelligkeit, mit welcher Demeter dahinfährt,
dienen; zeigt doch auch die Darstellung selbst deutlich eine
der „veloces Horae,, (Ovid. Met. I, 118). Wie wir hinterdrein
sehen, ist der Gedanke an eine Hora schon vorlängst geäussert
(von Visconti Mus. Pio-Clement. T. V, p. 42), aber meist un-
beachtet geblieben und jüngst von Foerster aus dem Grunde
zurückgewiesen (vgl. Perseph. S. 141), weil die Hora vielmehr
in der auf anderen Sarkophagen, und auf manchen zugleich
mit der in Rede stehenden Figur vorkommenden geflügelten
Lenkeriii des Wagens der Demeter zu erkennen sei. Aber
diese hat man vielmehr als Nike zu fassen, wie anderswo
dargethan werden wird. In der Scene mit dem Raube, welche
von der nach links vom Beschauer durch einen Baum geschie-
den ist, gewahrt man, wie auch Zoega angiebt, hinter den er-
schrockenen Begleiterinnen der Pallas einen Vorhang ausgespannt.
Foerster hält das, was sich auf der früheren Abbildung noch
deutlicher als Baum ausnimmt, in Verbindung mit dem Kala-
thos, welcher unten an dem Stamme liegt, gewiss mit Unrecht,
für ein Füllhorn. Der Vorhang, meint er, diene vielleicht nur
zur Abhebung der Gruppe. Das hat aber auch keine Wahr-
scheinlichkeit. Vielmehr wird derselbe, ähnlich wie der an
derselben Stelle auf einigen anderen bezüglichen Sarkophagen
zum Vorschein kommende Altar, auf eine Behausung der De-
meter und Persephone bezogen werden müssen, vor welcher
die Blumenlese statt fand. Diese Tempelwolmung muss aber
von denen, welche jene Handlung nach Attica verlegten, eben-
sowohl hier angenommen worden sein, als bei der Ansetzung
des Raubes bei Henna in Sicilien bei diesem Orte, sodass für
das Local von Henna, an welches Foerster Ann, a. a. 0. f-
11 fg. betreffs des Altars auch hier denkt, aus der Andeutung
der Baulichkeit durchaus Nichts geschlossen werden kann. Ob
die Hora an der Ecke rechts so aufzufassen sei, wie Müller will,
ist schon deshalb sehr fraglich, weil sich die entsprechende Hora
links nicht in gleicher Weise als in näherer Beziehung zu der
betreffenden Scene stehend fassen lässt. Welcker nahm a. a. 0.
an, dass man die beiden Hören hier wie in den andern Fällen
ihres Vorkommens „gleichsam als Rahmen des Bildes zwischen
ihnen, als Angeln, worin der grosse Kreislauf sich umdreht,
als den zwischen Erwachen und Entschlummern der Natur im-
mer gegenwärtigen Segen, gewissennassen der Erde imd dem
Meer an beiden Endpunkten entsprechend" zu fassen habe.
Sicherlich sollen die Hören in gar keinem unmittelbaren Zu-
sammenhange mit den um sie herum befindlichen bildlichen
Darstellungen stehen, sondern selbständig einen ähnlichen Ge-
danken ausdrücken wie diese Darstellungen, nämlich den, das
auch der Todte im Sarkophage seine wpa haben werde (Handb.
d. Arch. §.397, A. 2). Als ornamentale Eckfiguren die, ver-
möge ihrer Bedeutung ein passender Schmuck eines Sarkophags,
um so passender seien, als sie als Eckfiguren eines Sarkophags,
der den Mythus vom Raube darstelle, mit dessen zwei Haupt-
figuren Demeter und Persephone in innerer Gemeinschaft ste-
hen, fasst sie, unserer Ansicht zumeist entsprechend, jetzt auch
Foerster. Zu der Nebenseite rechts, welche auch in Hirt's
„Bilderbuch" Tat'. IX, n. 6 abgebildet und daraus in Millin's
Gal. myth. ^/.LXXXVIII, n.Ml wiederholt ist, vgl. Taf. LXVHI,
n. 857 nebst Text. Hermes hat den linken Arm an Perse-
phone gelegt, um dieselbe unter Einwilligung Plutons empor-
zuführen. Das auf dem entsprechenden Sarkophagrelief hinter
dem thronenden Paar dargestellte Weib kann immerhin für
die Weise, wie Müller die beiden Nebenseiten des vorliegenden