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Müller, Karl Otfried [Editor]; Wieseler, Friedrich [Oth.]
Denkmäler der alten Kunst (Band 2: Text) — Göttingen, 1877

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https://doi.org/10.11588/diglit.5924#0094

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dern auch von Fröhner Notice n. 16, p. 47 bezeugt wird), als
auch auf anderen entsprechenden (Welcker a. a. 0.). Auf dem
Neapolitanischen Relief befindet sich die auch auf einer Säule
oder einem hohen Cippus stehende Apollofigur allem Anscheine
nach im Adyton des Delphischen Orakeltempels. Sie streckt
auch den rechten Arm aus, aber ohne eine Schale in der Hand
desselben zu halten, hat in der Hand des am Körper herab-
hängenden linken Arms den Bogen und ist nicht ganz nackt,
sondern mit einem den Oberkörper nur wenig bedeckenden Ge-
wände versehen. Dass der Platz, welchen das Bild auf den
Votivreliefs hat, nicht beweis't, dass jenes nicht einem im Ady-
ton befindlichen entsprechen könne, liegt wohl auf der Hand.
Auch wird man nicht von vornherein in Abrede stellen dürfen,
dass die im Obigen erwähnten Bilder sämmtlich oder bis auf
eins auf dasselbe Original zurückgehen sollen. Rücksichtlich
des Neapolit. Reliefs könnte man immerhin annehmen, dass
Gewand und Bogen eigenmächtiger oder auf genauerer Ueber-
lieferung beruhender Zusatz seien. Nur erwähnt Pausanias X,
24, 4 als im Tempel befindlich nur zwei Bilder Apollons: das
des MoipaYsxYjt; in der Cella und ^puaouv exepov a^aXp-a im
Adyton. Von dem letzteren ist bei späteren Schriftstellern
mehrfach die Rede; s. die Anführungen bei Lobeck Aglaoph.
p. 572 fg. und Bötticher Tektonik d. Hellen. Bd. II, S. 318,
Anm. 72. Ueber Stellung, Bekleidung, Attribut wird ausdrück-
lich Nichts berichtet; doch hat es nach Plutarch. de Pyth. orac.
XVI und im Sulla XII wohl Wahrscheinlichkeit, dass die be-
treffende Figur mit einer Kithar versehen war. Nun kennen
wir durch die Delphischen Münzen drei solche Bilder, die unter
n. 134,a und 134,b und das, für welches die Belege im Text
zu n. 134, c beigebracht werden. Die beiden ersteren werden
sicherlich nicht als Nachbildungen des goldenen Apollon im
Adyton gelten dürfen. Dagegen ist das in Betreff des dritten
sehr wohl möglich. Aber auch bei Annahme dieses Umstandes
hat es grössere Wahrscheinlichkeit, dass das Bild auf den Re-
liefs sich auch auf ein im Adyton befindliches beziehe, als dass
es „eins jener uralten Götterbilder" sei, „die ihrer Puppen-
gestalt wegen auf hohe Pfeiler gestellt werden mussten und
als Weihegeschenke in dem Gehege des Tempels aufgestellt
wurden" (Friederichs a. a. O. S. 89). Man wird eben an ein
älteres Cultusbild zu denken haben, dem später das goldene
Bild zur Seite gesetzt wurde, welches dann vorwiegendes An-
sehen erhielt. Danach stellt sich die Frage, ob das Bild der
vorliegenden Münze für dasselbe zu halten ist, wie das auf

den höheren Untersatz gestellte der Reliefs, oder etwa für die
von Pausanias erwähnte Statue in der Cella. Hierauf genügend
zu antworten, ist schwer, ja für den, welcher nicht alle be-
treffenden Delphischen Münztypen nach den Originalen oder
zuverlässigen Abbildungen vergleichen kann, so gut wie un-
möglich. Darum sei hier nur noch das bemerkt, dass nach
dem Mus. Bauelement. I, 2, p. 221 u. p. 238 zwei Delphische
Münzen vorhanden sind, die erste mit dem Kopfe des Antoni-
nus Pius, die andere mit dem der älteren Faustina, deren Re-
verstypus den Apollo angeht. Jene, die nur durch Beschrei-
bung bekannt ist, zeigt ein „Caput facie puerili" mit Strahlen-
kranz; diese, von welcher sich eine Abbildung auf Taf. XXII,
165 findet, eine deutlich mit der Chlamys bekleidete Büste,
welche sonst ganz den Eindruck eines Weibes macht, wofür
sie auch von Mionnet Suppl. III, p. 500, n. 46 gehalten wird. —
Nach Millingen Med. Gr. ined. pl. II, n. 12.]

n. 134, a. Apollon [in dem Costüm und in der Handlung
des Kitharodos] auf einer [autonomen] Bronze-Münze von Delphi
(AEA<DQN). Millingen Medailles Gr. inedites pl. II, n. 10. [Die-
selbe Figur findet sich auch auf dem Avers anderer autonomen
Bronzemünzen (s. d. Text zu n. 134, c) und auf dem Revers
einer unter Hadrian geprägten Bronzemünze der Delpher (Se-
stini Mus. Fontana P. II, t. IV, fiy. 12 = Mus. Tpedenar. t. X,
fig. 3). Sie erinnert, abgesehen vom Stil, an die archaistische
Figur des Apollon Kitharodos auf mehreren der im Text zu
n. 134 erwähnten „Votivreliefs" und ist sicherlich Nachbildung
einer berühmten, dem Ideal des Skopas (Bd. I, Taf. XXXH,
n. 141,a—c), entsprechenden Statue, die jedoch schwerlich mit
Millingen a. a. 0. p. 41 fg. und Peint. de Vases Gr., p. 49, als
die vornehmste im Apollinischen Tempel zu betrachten ist. An
eine Nachbildung „der Statue des Apollon Pythios im Delphi-
schen Tempel" denkt auch Welcker „A. Denkm." II, S. 50.
Eine Statue, welche dem Typus der vorliegenden Münze ent-
sprach, passte ganz besonders auch für das Delphische Theater,
in welchem die musischen Agonen der Pythien abgehalten
wurden.]

n. 134, b. Apollon mit Lorbeerkranz und langem Lorbeer-
zweig (den er von Tempe geholt), die Kithar neben sieh, vor
dem Dreifuss auf dem heiligen [mit Wollenbinden umgebenen]
Omphalos sitzend, als der reine, entsühnte Gott. [Vielmehr:
Apollon als Sänger und Prophet auf dem Mittelpunkte des
Weltalls im Adyton zu Delphi sitzend; vgl. Piaton Resp. D7, 5,
Eurip. Ion. 5 fg., und unter den Bildwerken zunächst das Va-
 
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