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Paulus, Eduard [Editor]; Württemberg / Statistisch-Topographisches Bureau [Editor]
Beschreibung des Königreichs Württemberg (Band 60): Beschreibung des Oberamts Balingen: mit fünf Tabellen, einer geognostisch kolorirten Karte des Oberamts und drei lithographirten Ansichten — Stuttgart, 1880

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https://doi.org/10.11588/diglit.12697#0039
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Boden.

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tiges Urtheil zu bilden. Die Bodenfrage ist und bleibt die
wichtigste Frage zur Benrtheilung der Gegend, der Volkszustände,
Sitten und Gebränche, eine Frage, die aber ohne die Kenntnis
des Untergrundes von Niemand richtig beantwortet werden kann.
Die gewöhnliche Ausstellnng von Zeugnissen, welche den Böden
ertheilt werden, wie „fruchtbar, ziemlich sruchtbar, mittelsrnchtbar,
unsrnchtbar^, hat wenig Werth, indem die Erträgnisse des Bodens,
nach welchem derselbe prädizirt wird, ebenso von deni Fleiß
und Verstand des einzelnen Banern abhängen, als von der
natürlichen Beschasfenheit des Terrains. Nicht minder werthlos
sind die Bezeichnungen der Böden als „schwere Böden, kalte
Böden, leichte Böden^ n. s. w., indem auch ans ursprünglich un-
günstigen Bodenverhältnissen durch richtige und rationelle Behand-
lung günstige Resnltate erzielt werden. Die Hanptsrage bleibt
die Frage nach der Leichtigkeit oder Schwierigkeit der Behandlung
der von Natnr d. h. durch die natürliche Verwitterung entstandenen
Böden. Jn dieser Beziehnng hat jeder der verschiedenen Schichten-
böden seine eigenartige Gestaltung.

Die günstigsten Verhältnisse unter sümmtlichen Böden zeigen
gerade diesenigen, welche dem Ort, anf dein sie setzt liegen, ent-
schieden fremd nnd von ihren Schichtenunterlagen unabhängig
sind. Es sind dies die Schuttböden und L e h m e. Ans
ihrem theilweise Meilen-weiten Transport haben sie die größt-
mögliche Lockerung des Gesteinsmaterials und die größtmögliche
Mengnng des gelockerten Materials erfahren; gerade diesem Um-
stand der Lockerung nnd der Mengung aber ist es zuzuschreiben,
daß dem Lehm der Vorzug vor allen anderen Böden gebührt. Leider
liegt derselbe nur selten über größere Flächen verbreitet, wie
solches aus den Triasflächen des Unterlandes der Fall ist, wes-
halb im Allgemeinen der Landbau ini Oberamt Balingen weit-
aus schwieriger ist als in der Neckargegend. Der Lehm beschränkt
sich im unteren Bezirk auf einzelne Theile der Markungen von
Ostdors, Engstlatt, Balingen, Frommern, Waldstetten, Weilheim
und Dürrwangen. Am verbreitetsten ist er aus der Ostdorser
Markung, welche das beste Bauland hat und die Ostdorfer Ge-
meinde zur wohlhabendsten des Bezirkes macht. 7 — 8 Scheffel
Dinkel von 9 Sri. Aussaat ist das Mittel, von 3 Sri. Gerste
4 — 7 Sch., 100—150 Sri. Kartofsel pr. Morgen. Zweimähdige
Wiesen liefern 23—45 Ctr. Heu und Oehmd. Ein Vergleich
mit benachbarten Oberämtern zeigt nur in den Orten der Baar,
wie Thalheim, Thuningen, Weigheim, bessere Erträge, wo die
 
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