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Österreichisches Archäologisches Institut [Hrsg.]
Jahreshefte des Österreichischen Archäologischen Institutes in Wien — 2.1899

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Cuntz, Otto: Topographische Studien
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https://doi.org/10.11588/diglit.22624#0112

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102

die gleichberechtigte Lesart von P in Erwägung gezogen. Schubring84 85 *) gibt
die alte, handschriftlich nicht begründete Form Gelensium, Holm80), Gelasium.
Man hat Gelasium als Genetiv des Ethnikon von Gela angesehen. Aber dann
muss man erstens die Form beanstanden, an deren Stelle Gelensium oder Gela-
norum erwartet werden müsste, und zweitens die Stellung, denn Philosophianis
müsste nach der Analogie vieler anderer Ortsnamen vorangehen. Fasst man es
nicht als Genetiv, so ist einmal schon der Doppelname höchst auffallend; und
wie kommt der Nominativ neben den Ablativ, der Singular ohne Verbindung
neben die Pluralform? Während to schwere Bedenken entgegenstehen, gibt P
einen vortrefflichen Sinn. ,Gela, das auch Philosophiana genannt wird', findet
eine Analogie innerhalb der sicilischen Routen in 87, i : Tamaricio sive Palma
und g 1, 2: Aquis Segestanis sive Pincianis. Die ältere Namensform geht voran,
die jüngere wird mit siue angeschlossen.80) Philosophianis ist ebenso wie Pincianis
eine der in römischer Zeit auftauchenden und ältere Namen verdrängenden
Bezeichnungen großer Landgüter.

Setzen wir nun Gela ein, so ist die ganze bisherige Auffassung' der Route
als einer durchweg binnenländischen, wie sie noch von Holm kürzlich vertreten
ist,87) unhaltbar. Gela lag' an der See auf der Stelle des heutigen Terranova.88)
An die Küste weist uns aber auch mit vollster Deutlichkeit die späte Erwähnung
von Philosophiana in der Lebensbeschreibung des heiligen Gregor von Agrigent,89)
die Holm citiert, ohne sie zu verwerten.90) Es heißt dort von Gregors Feinden
in Agrig'ent:91) ,et vero ad illum (exarchum) scripserant, ut praesto iam esset,
erat enim apud Philosophianos necessaria comparans ad navigationem: Romani
quippe navig'are cogitabatW) Endlich stimmen auch die gesicherten Zahlen des
Itinerars. Ich messe von Terranova nach Girgenti in der Luftlinie 43 m. p.;
45 oder 46 genügen für die Küstenstraße über Licata und Palma vollständig,
treffen gerade die Distanz. Damit ist mein Beweis geschlossen.93) Das Itinerar

84) Hist.-geogr. Studien über Altsicilien, Rh.
Mus. XXVIII II7.

8o) Gesch. Siciliens III 1898 S. 260.

8G) Für Tamaricio vgl. Holm a. O. I 81.

S7) a. O. III 260.

85) a. O. I 392.

89) Octavius Caietanus, Vitae Sanctorum Siculo-

rum, 1657 I 188 ff.: De vita et miraculis sancti

Gregorii Agrigent. episcopi auctore Leontio presbytero,

Ann. Ch. 564, 23. Nov.

") a. O. III 482; 490.

01) S. 206.

92) S. 207: interea fugam etiam arripuerat Exar-
chus atque ad Pliilosophianorum civitatem concesserat.

93) Schubring (a. O. II7) gleicht Philosophiana
mit heut. Soffiana, einer Gegend etwas südlich (10
Kilometer) von Piazza am Flusse Gelas (Nocciara),
Carrera (bei Holm III 482) Petilianis mit heut.
Petiliana bei Delia. Vielleicht darf man die Bezirke
Philosophiana (vita Gregorii: civitas) und Petiliana
von der Küste so weit nördlich erstrecken.
 
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