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Österreichisches Archäologisches Institut [Hrsg.]
Jahreshefte des Österreichischen Archäologischen Institutes in Wien — 2.1899

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Groag, Edmund: Sulpicia Dryantilla
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https://doi.org/10.11588/diglit.22624#0217

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207

Natürlich soll mit diesen Ausführungen nicht gesagt sein, dass Dryantilla zur
Zeit Aurelians regiert haben müsse; aber im allgemeinen entspricht ihre Frisur
doch der Art, wie etwa im sechsten und siebenten Jahrzehnt des dritten Jahr-
hunderts die Damen ihre Haare ordneten.

Das Herrschaftsgebiet der Dryantilla scheint nur die Donaulandschaften der
beiden Pannonien umfasst zu haben, da ihre Münzen ausschließlich in Nieder-
und Oberösterreich, in Carnuntum und bei Raab gefunden wurden.9) Die Her-
stellungsart ihrer Antoniniane spricht für kurze Dauer ihrer Regierung". Immer-
hin ist bemerkenswert, dass mehrere Stempel zur Verwendung kamen.10)

Etwas weiter werden wir durch die Bemerkung Eckhels11) gebracht, dass
die Münzen des Usurpators P. C. Regalianus,12) der nach dem Bericht der
historia Augusta13) um das Jahr 259/260 n. Chr. in Illyricum vom moesischen Heere
als Gegenkaiser gegen Gallienus aufgestellt wurde,14) in Charakter und Über-
prägungsweise mit denen der Dryantilla übereinstimmen und überdies gleich-
falls im Donaugebiete gefunden wurden. Eckhel hat daraus den Schluss gezogen,
dass Dryantilla die Gemahlin Regalians war. Cohen15) ist ihm hierin gefolgt,
und Rohde hat dieser Ansicht noch größere Wahrscheinlichkeit gegeben
durch den Hinweis auf Regalianusmünzen, deren Reverslegenden mit Augg.
endigen.16)

Dies ist, was uns die Münzen über Sulpicia Dryantilla lehren. Ein glück-
licher Fund gibt uns nun wenigstens Kunde von der Familie, der Dryantilla
entstammte.

E. Petersen hatte auf dem Trümmerfeld von Oinoanda in Lykien sechs Quadern
einer großen Inschrift bloßgelegt, die sich als Genealogie einer lykischen Familie
herausstellte.17) Heberdey und Kalinka haben dann fast alle übrigen Theile
dieser Inschrift aufgefunden und in den Denkschriften der kaiserlichen Akademie
der Wissenschaften1S) veröffentlicht. Von der Stammtafel, die sie auf Grund
der Inschrift entworfen haben, gebe ich hier den uns interessierenden Theil
wieder:

®) Kubitschek a. a. O. 82.

10) Vgl. Rohde a. a. O. 239.

11) Doctrina numorum VII 463 f.

12j Rohde a. a. O. 239 f.

13) Trig. tyr. 10. Die Einzelheiten der Erzäh-
lung sind unzuverlässig. Vgl. Prosopogr. R0111. I
244 n. 2, wo die sonstigen Quellen über Rega-
lianus angeführt sind. Die Zeit der Erhebung Rega-
lians wird durch Vict. Caes. 33, 2 und Trig. tyr.

10, I, verglichen mit Trig. tyr. 9, 1, bestimmt.

14) Vgl. Kubitschek a. a. O. 82.

la) Descript. hist, des monnaies VI 2 11.

10) Eine mit der Umschrift CONCORDIA
AVGG zeigt Kaiser und Kaiserin einander zuge-

o o

wendet, Rohde a. a. O. 240 f.

1() Reisen im südwestl. Kleinasien II 180 f.

15) Phil.-hist. Classe XLV 1897, 41 ff. Vergl.
A. Wilhelm, Arch.-epigr. Mittheil. XX 77.
 
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