Overview
Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Österreichisches Archäologisches Institut [Hrsg.]
Jahreshefte des Österreichischen Archäologischen Institutes in Wien — 2.1899

DOI Artikel:
Groag, Edmund: Sulpicia Dryantilla
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.22624#0219

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
209

[Ajgrippinus (CIL VI 2103) ist vielleicht der Bruder der Platonis, Claudius
Caesius Agrippinus.

Demnach gehört der Gemahl • der Claudia Ammiana Dryantilla, Sulpicius
Pollio, auvxXyjuxog, ungefähr in die Zeit gegen Ende des zweiten Jahrhunderts
und seine Kinder Sulpicius Iustus, 6 aV'ö’UTtaxeüaag Au%'locc, %od Ila|_icpu/U'a£, Sulpicius
Pollio, 6 Tipeaßeuaag auv xw dSeXcpw, und Sulpicia Agrippina, fj . . [Sjoaaüp

OdXxoi[v]t Ö7üaTCx[(J)], in den Anfang des dritten Jahrhunderts. Der jüngere Pollio
ist also der in den Arvalakten der Jahre 213, 214 und 218 genannte frater Arvalis
C. Sulpicius Pollio23) und Sosius Falco ist der consul Ordinarius des Jahres 193
Q. Sosius Falco.24)

War Dryantilla demnach die Tochter entweder des Sulpicius Iustus oder des
jüngeren Pollio, so stand sie zur Zeit ihrer ephemeren Regierung bereits in vor-
gerücktem Alter, etwa im 50. Lebensjahr. Daher dürfte denn auch Regalianus,
wenn er wirklich ihr Gemahl war, damals mindestens das gleiche Alter erreicht
haben. Dem widersprechen jedoch die jugendlichen Gesichtszüge seines Münz-
bildes. Während alle anderen Kaiser und Usurpatoren der Zeit des Gallienus
mit Ausnahme der jugendlichen25) bärtig sind, trägt Regalianus keinen Bart, was
kaum durch persönliche Abneigung gegen die herrschende Mode, sondern wohl
nur durch seine Jugend zu erklären sein dürfte.26) Überdies wird man, wenigstens
meines Erachtens, bei genauer Vergleichung der Münzporträts Dryantillas und
Regalians eine trotz der Kleinheit derselben auffallende Ähnlichkeit zwischen den
Gesichtszügen beider wahrnehmen.27) Es sind dieselben scharf geschnittenen, etwas
gepressten Züge, es ist dieselbe gerade Nase, dieselbe hohe und gewölbte Stirn,
dieselbe starke Unterlippe, dasselbe hervortretende Kinn. LTnd dabei hat es doch
den Anschein, als ob die Münzbilder der Kaiserin und wenigstens theilweise
auch die des Kaisers noch keineswegs die damals einreißende Nachlässigkeit,
sondern verhältnismäßig gute Arbeit verrathen würden.

Aus alledem möchte ich den Schluss ziehen, dass Dryantilla nicht die Ge-
mahlin, sondern die Mutter Regalians war. Sie wird sich zur Zeit seiner Er-

23) Prosopogr. III 287 n. 730.

21) Prosopogr. III 254 n. 557.

‘5) Saloninus, der jüngere Valerian, der jüngere
Macrianus, Quietus, Tetricus der Sohn.

26) Nur auf der S. 214 wiedergegebenen Regali-
anusmünze n. 4 a (n. 11 bei Rohde) lässt sich, wie mir

scheint, ein leichter Bartanflug constatieren, was natür- .
lieh erst recht für die Jugend des Usurpators spräche.—
Die Bezeichnung Regalians als in Illyrico ducatum

gerens (Trig. tyr. 10) kann bei der bekannten unge-
nauen und oft irrigen Ausdrucksweise der hist. Aug.
auch so aufgefasst werden, dass er damals Officier ir-
gend einer pannonischen oder moesischen Legion war.

2|) Vgl. die Abbildungen auf der Rohdes Ab-
handlung beigegebenen Tafel; namentlich die Ähn-
lichkeit der Münzporträts von n. 6 und 8, 3 und 11
(hier auf S. 213 ff. unter n. 2/ und 4 b, 2 c und 4 a
abgebildet) ist frappant.
 
Annotationen