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Wässerung versteht. — Unbestreitbar verändert sich
die Construction. Zwischen xojXo und psxpt ist nur
Raum für zwei, höchstens drei Buchstaben, */.o)IÖ[c|isv
daher graphisch, wie überdies sachlich unstatthaft,
weil nicht der Verpachtende, sondern der Pächter,
und dieser allein verhindern könnte. Dem Raume
nach an sich möglich wäre xcüXö[|iY) oder xü)AÖ[oet,
sei es vom Pächter gesagt, sei es impersonell ge-
dacht ;2S) wahrscheinlicher ist aber doch wohl trotz
des oo ein Infinitiv xtoAu[eiv, xu>Aö[aat,, was sich
durch Coalition der Begriffe zu sav, wie bei oux
äöcv zu xcükösiv, "28 9) entschuldigen ließe.
Das Datum der Neugründung von Ephesos ist
noch unermittelt. Den terminus ante quem gibt die
Schlacht von Korupedion im Jahre 281 v. Chr., in
welcher Lysimachos gegen Seleukos fiel, eine oberste
Grenze seine spätestens 298 v. Chr. erfolgte Ver-
mählung mit Arsinoe, nach der er die neue Stadt
benannte. In sicherem Besitz scheint aber Lysimachos,
wie Erwin Rohde30) ausführte, Ephesos erst nach
dem Sturze des Demetrios 287 v. Chr. gehabt zu
haben, und erst dann ist glaubhaft, dass er das große
Werk der Umsiedlung in Angriff nehmen konnte.
28) Vgl. die Interpreten zu Aristophanes Vögeln 463.
29) Meisterhans, Grammatik der attischen Inschriften 2 215.
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In dieser Zeit ist begreiflich, dass die Inschrift noch
soviele ionische Formen aufweist. Ihr Hauptwert
ist aber topographischer Natur. Neben dem Namen
für die beiden Hügelkuppen bezeugt sie am Fuße
der Stadt das Meer, das in noch älterer Zeit sogar
das Artemision bespülte.31) Es ist kundigen Be-
suchern von Ephesos noch neuerdings unfassbar er-
schienen, dass die großartig weite Thalebene des
Kaystros ein Werk historischer Zeit sein solle: ein
Zweifel ist nach dieser Urkunde nicht mehr möglich.
Sie eröffnet einen überraschenden Einblick in die
damaligen Naturverhältnisse des Thaies, aus denen
die Maßregel des Lysimachos, die man für einAVerk
königlicher Laune halten konnte, als ein von Weit-
blick zeugender praktischer Plan begreiflich wird,
und macht die fortificatorische Anlage, die er dem
neuen Platze gab, erst voll verständlich. Der Zug
der Stadtmauer, die von Küste zu Küste lief, glich
einem offenen O. Auf der weiten Strecke zwischen
ihren beiden Enden bedurfte es keiner durchlaufen-
den Befestigung, da hier durch Untiefen und vor-
liegende Flachinseln, überhaupt durch Unsicherheit
der Anfahrt, das Meer die Stadt schützte.
OTTO BENNDORF.
30) Rohde, Der griechische Roman 75, 1.
31) Plinius, Natur, historia II 201.
Fig. 9 Kuppe des Astyageshügels mit dem Paulusthurme, aus Südost gesehen.
Wässerung versteht. — Unbestreitbar verändert sich
die Construction. Zwischen xojXo und psxpt ist nur
Raum für zwei, höchstens drei Buchstaben, */.o)IÖ[c|isv
daher graphisch, wie überdies sachlich unstatthaft,
weil nicht der Verpachtende, sondern der Pächter,
und dieser allein verhindern könnte. Dem Raume
nach an sich möglich wäre xcüXö[|iY) oder xü)AÖ[oet,
sei es vom Pächter gesagt, sei es impersonell ge-
dacht ;2S) wahrscheinlicher ist aber doch wohl trotz
des oo ein Infinitiv xtoAu[eiv, xu>Aö[aat,, was sich
durch Coalition der Begriffe zu sav, wie bei oux
äöcv zu xcükösiv, "28 9) entschuldigen ließe.
Das Datum der Neugründung von Ephesos ist
noch unermittelt. Den terminus ante quem gibt die
Schlacht von Korupedion im Jahre 281 v. Chr., in
welcher Lysimachos gegen Seleukos fiel, eine oberste
Grenze seine spätestens 298 v. Chr. erfolgte Ver-
mählung mit Arsinoe, nach der er die neue Stadt
benannte. In sicherem Besitz scheint aber Lysimachos,
wie Erwin Rohde30) ausführte, Ephesos erst nach
dem Sturze des Demetrios 287 v. Chr. gehabt zu
haben, und erst dann ist glaubhaft, dass er das große
Werk der Umsiedlung in Angriff nehmen konnte.
28) Vgl. die Interpreten zu Aristophanes Vögeln 463.
29) Meisterhans, Grammatik der attischen Inschriften 2 215.
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In dieser Zeit ist begreiflich, dass die Inschrift noch
soviele ionische Formen aufweist. Ihr Hauptwert
ist aber topographischer Natur. Neben dem Namen
für die beiden Hügelkuppen bezeugt sie am Fuße
der Stadt das Meer, das in noch älterer Zeit sogar
das Artemision bespülte.31) Es ist kundigen Be-
suchern von Ephesos noch neuerdings unfassbar er-
schienen, dass die großartig weite Thalebene des
Kaystros ein Werk historischer Zeit sein solle: ein
Zweifel ist nach dieser Urkunde nicht mehr möglich.
Sie eröffnet einen überraschenden Einblick in die
damaligen Naturverhältnisse des Thaies, aus denen
die Maßregel des Lysimachos, die man für einAVerk
königlicher Laune halten konnte, als ein von Weit-
blick zeugender praktischer Plan begreiflich wird,
und macht die fortificatorische Anlage, die er dem
neuen Platze gab, erst voll verständlich. Der Zug
der Stadtmauer, die von Küste zu Küste lief, glich
einem offenen O. Auf der weiten Strecke zwischen
ihren beiden Enden bedurfte es keiner durchlaufen-
den Befestigung, da hier durch Untiefen und vor-
liegende Flachinseln, überhaupt durch Unsicherheit
der Anfahrt, das Meer die Stadt schützte.
OTTO BENNDORF.
30) Rohde, Der griechische Roman 75, 1.
31) Plinius, Natur, historia II 201.
Fig. 9 Kuppe des Astyageshügels mit dem Paulusthurme, aus Südost gesehen.