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Österreichisches Archäologisches Institut [Hrsg.]
Jahreshefte des Österreichischen Archäologischen Institutes in Wien — 2.1899

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Beiblatt
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Weißhäupl, Rudolf: Funde in Pola und Umgebung
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Domaszewski, Alfred von: Ephesische Inschrift eines Tribunen der Legio VI Macedonia
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https://doi.org/10.11588/diglit.22624#0326

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zu erläutern, welche die hiesige Genie -Direction
auf mein Ersuchen bereitwilligst in Aussicht ge-
stellt hat.

Seit langem wusste man, dass in der an der
Ostküste der Insel gelegenen Yal Catena zu Zeiten
starker Ebbe eine größere Zahl römischer Mauerzüge
über den Wasserspiegel emporragen. Nach Mosaik-
resten, die man auf dem Meeresgründe wahrnehmen
kann, wird es sich nur um Hausmauern handeln;
theilweise mochten sie aber die Bucht gegen die See
hin abschließen. Denn es ist nicht unmöglich, dass
in dem Namen Val Catena, wie der Besitzer der
Insel, Herr Kuppelwieser, meint, noch eine Erinnerung
an einen ehemaligen Kettenverschluss des so gebil-
deten Kanals fortlebt. Am nördlichen Ufer der Bucht
fand man kleine Cisternen, angeblich eine Wanne
für ein Seebad und einen kurzen kellerähnlichen
Gang. Außerdem weisen auch zahlreiche Ziegel-
fragmente auf eine Besiedlung hin. Auf einem hoch-
gelegenen Punkte im Innern der Insel fand man eine
große, angeblich dreitheilige, mit zwei Filtern ver-
sehene Cisterne. Ein nebenan in die Erde gebohrter
Stollen könnte nach der Ansicht von Fachleuten von
einem Schöpfwerk herrühren, durch welches das
erwähnte Reservoir und durch dieses auch andere
Punkte der Insel mit Wasser versorgt wurden.
Darauf deuten auch große Fragmente von Blei-

röhren, welche in der Richtung gegen diese Anlage
hin zum Vorschein kamen.

Zu diesen Zeugnissen, die sich aus CIL V ver-
mehren lassen, traten nun unlängst an der Val Catena
folgende neue Funde :

a) Reste von verschiedenen Brachsteinmauern

und Mosaikfußböden. Einer der letzteren zeigt ein
schwarzes Vierpunkt-Muster auf weißem Grund. Die
aufgegrabene Erde ist durchsetzt von schwarzen und
weißen Mosaikwürfeln und Ziegelstückchen. In einem
Ziegelfragment mit AFAES ist der Anfang des in Pola
bereits mehrfach vertretenen Stempels A{uli) Faesoni
A(uli) erhalten, vgl. CIL V 8110, 8l a; b.

b) Rest einer kleinen Badeanlage, eines Rund-
baues mit vier Eingängen, ebensovielen Wandnischen
und mit Hypokausten, über welchen sich ein Stück
des Fußbodens erhielt.

c) Rest einer gewerblichen Anlage, vielleicht

einer Walkerei: in einem gestreckten Oblongum

liegen einreihig nebeneinander, durch Steinplatten
getrennt, drei rechteckige, bloß ca. 0'08m tiefe Stein-
wannen. Längs des Oblongums läuft beiderseits eine
seichte AVasserrinne. Nebenan sieht man deutlich
die Standplätze für drei große, runde Kübel.

Da die Erdarbeiten auf Brioni fortgeführt werden,
sind weitere Funde noch zu erhoffen.

Pola Jänner 1899.

RUDOLF WEISSHÄUPL.

\

Ephesische Inschrift eines Tribunen der Legio VI Macedonica.

In der Nordmauer des oberen byzantinischen Ca-
stells von Ajardluk fand Otto Benndorf im Juni 1895
eine 0‘49m hohe Inschrift aus weißem Marmor, die
Schriftfläche nach unten, verbaut und ließ sie zum
Behufe von Copie und Abklatsch aus dem Verband
herausnehmen. Sie hat oben und zu beiden Seiten
freien Rand und ist vollständig. Das folgende Facsi-
mile ist nach dem Abklatsch hergestellt und gibt
nur die Schriftfläche.

In bemerkenswerter Weise schließt die legio
VI Macedonica, die in dieser Inschrift zum ersten-

male genannt wird, die Reihe der Legionen gleichen

*

*) Die IV und V Macedonica haben diesen Beinamen
immer behalten. Die VII, welche später den Beinamen
Claudia erhielt, heißt Macedonica CIL X 1711; 4723;
8241; III Suppl. 7386. Die VIIII Macedonica, schon unter
Augustus Hispana genannt, ist nur durch CIL III 551 bezeugt.

2) Für Officiere von Ritterrang ist in dieser Zeit das
Cognomen bereits gewöhnlich. Das bekannteste Beispiel ist
Jahreshefte des österr. archäol. Institutes Bd. II Beiblatt.

Namens, so dass die Ziffern dieser Legionen — IV,
V, VI, VII, VIIII — beinahe lückenlos fortschrei-
ten.1) An Bedeutung gewinnt dieses Zeugnis, weil es
die Zeit, in der dieser Beiname entständen ist, be-
stimmt. Denn das Fehlen des Cognomens2) im
Namen3) des tribunus militum Quintus Pinarius zeigt,
dass dieser Officier im Heere der Triumvirn gedient
hat. Dadurch erhält die tiefgehende Bemerkung
Mommsens, dass den Legionen dieser Name zur
Erinnerung an den Sieg von Philippi verliehen
wurde,4) eine wesentliche Stütze. Bei der Bildung
seines Heeres, in der Zeit von Caesars Tod bis zur

Quintus Horatius Flaccus. Ebenso CIL V 50. Vgl. dazu
Neue Heidelberger Jahrb. IV 188.

3) Das Praenomen seines Vaters, Lucius, beweist, dass
das Geschlecht der Pinarii dieses Praenomens sich bedient
hat, so dass die leider verschollene Münze Eckhel D. n. V 272,
welche Pinarius Scarpus ,Lucius“ nennt, vielleicht doch echt war.

4) Res gestae divi Augusti 69.

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