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Tempeln in Segesta und Pästum diese Stücke, während die Giebelgesimsplatten
noch unverrückt am Platze sind; wären diese Ecksteine als nothwendige Last
aufgelegt gewesen, um dem Schube der schräg insteigenden Gesimsplatten als
Widerlager entgegenzuwirken, so hätten diese bei Wegnahme der ersteren
nachrutschen müssen, was nicht der Fall war, und was vermöge der Construction
des Giebelanfängers und des Verbandes, der Form und der Lage der Zwischen-
stücke nicht möglich ist. Am Parthenon liegt der Untersatzstein in der Ecke der
ausgehöhlten Marmorrinne, diese beschwerend, aber als Übergewicht eher zum
Umkippen der vorkragenden Theile als zur Festigung derselben beitragend. Das
Gleiche fand bei der Mittel-Akroterie statt, indem auch hier der Sockelstein in
der Sima lag, auf dem frei schwebenden und nicht auf dem unterstützten Theile
der Gesimsplatten.“ Pliernach erscheint der Gedanke Böttichers nicht haltbar.
Aber auch wenn er es wäre, oder wenn er durch wesentliche Einschränkungen
eine überzeugendere Kraft erhalten könnte, würde er lediglich die Umbildung
erklären, welche die Akroterien im Steinbaue erfuhren, und für ihre Entstehung
nichts lehren, nur für ein letztes Stadium ihrer Formengeschichte zu berücksich-
tigen sein.
Auf den historischen Weg wies Durm a. a. O. mit der evidenten Bemer-
kung, dass den Steinakroterien des Marmordaches die thönernen des Ziegel-
daches und diesen die hölzernen des Sparrengesimsdaches vorangiengen, mithin
der Eigenthümlichkeit dieser verschiedenen Materialien — Holz, Terracotta,
Stein — die formalen Durchbildungen entsprechen mussten. Eine erläuternde
Darlegung dieses Processes hat er jedoch im Rahmen seines Handbuches nicht
gegeben, nur berührt, dass Proben von hölzernen Akroterien in Nachbildung
vorlägen an den phrygischen Felsgräbern, bei denen die Stirnbretter der
vordersten Sparrenpaare weit über die Kreuzungspunkte im Scheitel hinaus-
ragen und eine charakteristische Verzierung bilden, wie sie an den Tiroler
Holzhäusern noch heute zu sehen sei. Diesen Hinweis verdeutlichte aber unlängst
Franz von Reber in seinen von vorzüglichen Reproductionen unterstützten Unter-
suchungen über Stil und Entstehungszeit der phrygischen Eelsendenkmäler5)
durch eine Zusammenstellung dort vorkommender Giebel- und Akroterienformen
und technische Erklärungen derselben. Fig. 2 wiederholt jene lehrreiche Zu-
sammenstellung; Fig. 3 und Fig. 4 fügen weitere Beispiele hinzu, welche
°) F. von Reber, Die phrygischen Felsendenk- Yergl. die vorzüglichen Untersuchungen über den-
miiler, Abhandl. d. bayr. Akademie III. CI. XXI. Bd. selben Gegenstand von A. Körte, Athen. Mitth.
III. Abth. 573 ff. Fig. 6 (45 ff. des Sonderdruckes). XXIII So ff.
Tempeln in Segesta und Pästum diese Stücke, während die Giebelgesimsplatten
noch unverrückt am Platze sind; wären diese Ecksteine als nothwendige Last
aufgelegt gewesen, um dem Schube der schräg insteigenden Gesimsplatten als
Widerlager entgegenzuwirken, so hätten diese bei Wegnahme der ersteren
nachrutschen müssen, was nicht der Fall war, und was vermöge der Construction
des Giebelanfängers und des Verbandes, der Form und der Lage der Zwischen-
stücke nicht möglich ist. Am Parthenon liegt der Untersatzstein in der Ecke der
ausgehöhlten Marmorrinne, diese beschwerend, aber als Übergewicht eher zum
Umkippen der vorkragenden Theile als zur Festigung derselben beitragend. Das
Gleiche fand bei der Mittel-Akroterie statt, indem auch hier der Sockelstein in
der Sima lag, auf dem frei schwebenden und nicht auf dem unterstützten Theile
der Gesimsplatten.“ Pliernach erscheint der Gedanke Böttichers nicht haltbar.
Aber auch wenn er es wäre, oder wenn er durch wesentliche Einschränkungen
eine überzeugendere Kraft erhalten könnte, würde er lediglich die Umbildung
erklären, welche die Akroterien im Steinbaue erfuhren, und für ihre Entstehung
nichts lehren, nur für ein letztes Stadium ihrer Formengeschichte zu berücksich-
tigen sein.
Auf den historischen Weg wies Durm a. a. O. mit der evidenten Bemer-
kung, dass den Steinakroterien des Marmordaches die thönernen des Ziegel-
daches und diesen die hölzernen des Sparrengesimsdaches vorangiengen, mithin
der Eigenthümlichkeit dieser verschiedenen Materialien — Holz, Terracotta,
Stein — die formalen Durchbildungen entsprechen mussten. Eine erläuternde
Darlegung dieses Processes hat er jedoch im Rahmen seines Handbuches nicht
gegeben, nur berührt, dass Proben von hölzernen Akroterien in Nachbildung
vorlägen an den phrygischen Felsgräbern, bei denen die Stirnbretter der
vordersten Sparrenpaare weit über die Kreuzungspunkte im Scheitel hinaus-
ragen und eine charakteristische Verzierung bilden, wie sie an den Tiroler
Holzhäusern noch heute zu sehen sei. Diesen Hinweis verdeutlichte aber unlängst
Franz von Reber in seinen von vorzüglichen Reproductionen unterstützten Unter-
suchungen über Stil und Entstehungszeit der phrygischen Eelsendenkmäler5)
durch eine Zusammenstellung dort vorkommender Giebel- und Akroterienformen
und technische Erklärungen derselben. Fig. 2 wiederholt jene lehrreiche Zu-
sammenstellung; Fig. 3 und Fig. 4 fügen weitere Beispiele hinzu, welche
°) F. von Reber, Die phrygischen Felsendenk- Yergl. die vorzüglichen Untersuchungen über den-
miiler, Abhandl. d. bayr. Akademie III. CI. XXI. Bd. selben Gegenstand von A. Körte, Athen. Mitth.
III. Abth. 573 ff. Fig. 6 (45 ff. des Sonderdruckes). XXIII So ff.