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Grothe, Hugo [Bearb.]
Orientalisches Archiv: illustrierte Zeitschrift für Kunst, Kulturgeschichte u. Völkerkunde der Länder des Ostens — 2.1911/​1912

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Brepohl, Friedrich Wilhelm: Eine Freudenfeier im türkischen Heerlager zu Ofen am Ende des 16. Jahrhunderts
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https://doi.org/10.11588/diglit.69723#0097

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Eine Freudenfeier im türkischen Heerlager zu Ofen am Ende des 16. Jahrhunderts.

an der Stirn und an den Schläfen eröffnet und
durchlöchert. Vnd trugen daselbst in die Haut
hineingestoßene Kranichsfedern. Nach diesen
Buben gingen vier Mannspersonen, mit durch-
schnittenen Seiten. Die zween ersten trugen
ein jeder ein eisenen Streitkolben, Pusdikan ge-
nannt: die nechsten zween, ein jeder ein bloßen
Säbel. Vnd waren beides, die Pusdikan, und
die Säbel durch die Haut herdurch gestoßen.

Es waren die Haar auff den Köpffen, vnnd
gleicher Gestalt auch die Bärt, jedoch die Kne-
bel ausgenommen, mit dem Scheermesser ab-
geschoren. Sie trugen gleich wie unsere Schiff
oder Bossleut, lange weite Hosen, wie dann
die Türken im Sommer pflegen zu tragen und
gemeiniglich aus Leinwaht gemacht. Vber der
Gürtel oder Weich, waren sie gantz vnnd gar
bloss vnd nackend: allein dass sie oben auffm

Abb. 24. Lewenklaws bildliche Darstellung des „Spektakels“ (in der deutschen Ausgabe Neuwe Chronica
Türckischer Nation).


Abermals folgten zween andere, deren einer
trug ein Vngarisch Hacken, so man der Ort
zum Streit pflegt zu gebrauchen, und werden
von ihnen Tschakan genannt: der andere ein
langes Rohr oder Büchsen, wie die Genitscharen
bey ihnen pflegen zu tragen. Vnd waren gleich-
falls so wol der Tschakan, als die Büchsen, ihnen
durch die eröffnet Seiten in den Leib gesteckt.
Zuletzt ward dies Spektakel durch zween starke
Mann beschlossen und geendet, welchen die
Schläfe mit breiten vnd langen Klingen, bei den
Vngarn Palast genannt, deren Spitz vber sich
gekehrt, durchstochen waren. Das Hefft dieses
Schwert hielt ein jeder in der Hand. Auf der
Spitz war ein Apfel gesteckt, und im Apfel steck-
ten Kranichsfedern.

Kopff wie auch zuvor gemeldt, ein rohtes enges
Häublein, bei ihnen halt Takia genannt, vnnd
vom Hals vber die Schultern herab hangende
Tieger thier Heut trugen. Sie theten auch anders
nichts, dann für vnd für hüpffen, tantzen, vnnd
springen. Das Blut sähe mann aus den Wun-
den herab fliessen vnnd rinnen. Trugen darumb
in Henden ihre Schwämm, dasselb damit hin-
weg zu wischen. Diese Leut werden von den
Türken Delilar, das ist närrisch und tolle Leut,
genannt, weil sie in toller unsinniger Weiss,
sich unerschrocken allerley gefährlicher Sachen
dürfen unterwinden.“1
1 Neuwe ChronicaTürckischer Nation von Türcken selbs
beschriben .... durch Hansen Lewenklaw von Amel-
beurn, Frankfurt 1590 Andrea Wechels selg. Erben. S. 118/9.

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