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Grothe, Hugo [Bearb.]
Orientalisches Archiv: illustrierte Zeitschrift für Kunst, Kulturgeschichte u. Völkerkunde der Länder des Ostens — 2.1911/​1912

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Cárdenas, Antonio Almagro: Die Alhambra im Lichte der Kunstgeschichte: Beziehungen zwischen der Architektur Granadas und der nordafrikanischen
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https://doi.org/10.11588/diglit.69723#0145

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Orientalisches Archiv
II. Jahrgang, vavavavavavavavavavavavavavav Heft 5.

Die Alhambra im Lichte der Kunstgeschichte.
Beziehungen zwischen der Architektur Granadas und der nordafrikanischen.
Von Antonio Almagro Cärdenas-Granada.
Mit 8 Abbildungen auf 2 Tafeln (XVII—XVIII).

Kohl sind alle Kunstverständigen einig
in der hohen Wertschätzung des un-
vergleichlichen Königsschlosses in der
Alhambra, aber über die Originalität ihrer Archi-
tektur und die Zugehörigkeit ihres Stils gehen die
Meinungen weit auseinander.
Wir fragen uns daher: welcher Platz gebührt
der Alhambra in der Geschichte der islamischen
Baukunst?
Sehr häufig findet man eine Einteilung der
spanisch-arabischen Bauwerke in drei Klassen,
die ebensovielen Entwicklungsstufen entsprechen;
man spricht von der frühen Kunst, welche in
Cordova vertreten ist, von der goldenen Zeit der
höchsten Blüte in Granada und der Entartung
oder doch dem Niedergang in Sevilla (s. Con-
treras, Del arte ärabe en Espafia). Innerhalb dieser
Einteilung lassen sich zwei Tendenzen ver-
folgen, deren eine die künstlerische Bedeutung
des arabischen Elements übertreibt, während die
andere die Behauptung aufstellt, daß die Archi-
tektur wie die anderen bildenden Künste, die
Wissenschaften und die Literatur ihr Aufblühen
dem entscheidenden Einfluß des eingeborenen
Volkes auf den fremden Eroberer verdanken1.
Auch in diesem Falle liegt wohl die Wahrheit
in der Mitte zwischen den entgegengesetzten
Meinungen, da beide Rassen sich wohl in den
verschiedenen Zeitabschnitten unserer Geschichte
auch künstlerisch Geltung verschaffen konnten.
1 Diese Meinung vertritt u. a. Simonet in allen seinen
Werken.

Ohne auf die obige Einteilung der islamischen
Baukunst in Spanien einzugehen, glaube ich, daß
es eine andere gibt, welche der Wahrheit näher-
kommt.
Zweifellos sind die Bauwerke der spanischen
Mohammedaner in zwei Perioden einzuordnen,
welche den beiden Phasen der arabischen Herr-
schaft in Spanien entsprechen. Eine ist die
spanisch-orientalische, welche die Bauten Spaniens
zur Zeit des Chalifats einbegreift. Die zweite oder
spanisch-afrikanische umfaßt alles, was zur Zeit
der Eroberungszüge der Benimerinen und Almo-
haden sowie zur Zeit der Taifakönigreiche ent-
stand, zu denen auch das granadinische zu rech-
nen ist.
Betrachten wir nun, welche Eigenschaften
jede der beiden Stilrichtungen kennzeichnen. Das
Wesen der Architektur Cordovas trägt den Cha-
rakter einer innigen Fühlung mit der byzanti-
nischen und östlichen Kunst, weshalb sie auch
am richtigsten als spanisch-orientalische Baukunst
zu bezeichnen ist. Diese ist hauptsächlich durch
die Entwicklung des Bogens in allen seinen
Formen gekennzeichnet, besonders aber feiert hier
der Hufeisenbogen seine glänzendsten Triumphe
und auch seine Ornamentierung ist großartig in
ihrer Gesamtwirkung (Abb. 1). Alle Inschriften
wurden in kufischen Buchstaben ausgeführt.
Die spanisch-afrikanische oder maghrebinische
(der Maghreb umfaßte damals nicht nur Marokko,
sondern auch Spanien) Baukunst unterscheidet
sich wesentlich von der cordovanischen durch

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