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Prähistorische Blätter — 6.1894

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Nr. 2
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Ausgrabungen und Funde
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https://doi.org/10.11588/diglit.32977#0046
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26

Ausgrabungen und Funde.

Wie uns unser verehrter Freund Dr. Arthur J. Evans von
Finalbergo (Ligurien) mittheilt, hat or kürzlich das grosse Gliick gehabt,
bei Mentone in der ltöhle Barma Grande ein neues Skelet zu finden.
Dasselbe lag, wie die früheren, wie schlafend, auf der linken Seite. die
eine Hand unter dem Kopfe; die Beine waren gekreuzt.. Auf dem Schüdel
fanden sich verscbiedene Ornamente von Hirschzähnen und gebohrte Cy-
prea und nassa neritoidea, wie bei den früher gefundenen Skeleten. In der
Nähe des Kopfes lag ein kleines Steinmesser, bei den Schultern ein Stück
Eisen-peroxid und auf der Brust ein grosser Bergkrystall, wahrscheinlich
ein Amulet. Von Thongefässen fand sich gar nichts vor. Die Ueberein-
stimmung dieses Skelet-Fundes mit den vor einigen Jahren gemachten
(vergl. „Prähistorische Blätter“ IV. Jhrgg. S. 33/40) ist eine ganz gleiche.
Es ist ausserordentlich wichtig, dass der bewährte Forscher selbst die
Ausgrabung vornehmen konnte, da wir dadurch eine ganz sichere und feste
Basis für die Lage des Skelets und sämmtlicher Beigaben erhalten haben.
Wir beglüekwünschen Herrn Dr. Arthur Evans herzlichst zu diesem schönen
Erfolge.

Neuerdings ist im Mainthal in der Gemarkung Schwanheim ein
Urnenfriedkof aufgefunden worden. Derselbe liegt nahe dem Main, ungefähr
den Höchster Farbwerken gegentiber, an einer wenig vorspringenden, aber
hochwasserfreien Stelie. Er hat eine dreieckige Gestalt. Der Platz ist
schon dadurch auffallend, dass er bei Anlegung der Gemarkung offenbar
ausgespart worden ist; drei Gewanne ziehen in. eigenthümlicher Weise um
ihu herum, eins davon sogar im Bogen, was in ebenen Gemarkungen sonst
nicht leickt vorkommt; er hat auch seit Menschengedenken brach gelegen.
Im Laufe dieses Jabres ist er durch eine Sandgrube angeschnitten worden,
die dicht an seinem Rande vorbeigeht; seitdem sind schon 5—6 Urnen
zum Vorschein gekommen, alle zerbrochen und sehr grob gearbeitet, ohne
Verzierung und schlecht gebrannt; nur eme kleine Urne ist gut erhalten,
durch gute Arbeit, Verzierungen und regeimässige Gestalt ausgezeichnet.
Mit den Urnen zusammen finden sich in Menge Knochenstiicke; von Bei-
gaben sind bis jetzt nur ganz wenige gefunden worden, darunter ein
bronzener Armring einfachster Art. Die Begräbnissstätte stcht jedenfalls in
Beziehungen zu der uralten Ansiedelung an der Fähre bei Sindlingen, wo
später die Martinskirche erbaut wurde, und sie muss nock im Gebrauch
gewesen sein, als die fränkischen Kolonisten in das Mainthal einriickten
und die heutige Gewanneintheilung aolegten. Es wäre sehr zu wünschen,
dass dieselbe bald einer s'achverständigen Untersuchung unterworfen würde.
Die seitherigen Funde verwahrt soweit möglich Herr Dr. Kobelt in
Schwanheim.

Herr Generalintendant Dr. Franz v. Pulszky hat die Freundlichkeit,
uns mitzutheilen, dass in der Herrsckaft der Fürstin Metternich im Stuhl-
weissenburger Comitate vor kurzem ein grosser Bronzefund von mehr als
100 Armringen, zerbrockenen Celten, einer grösseren Zierscheibe u. s. w.
gemacht wurde und dass man eine Gussstätte dabei entdeckte. In Kerepes
fand man ferner sieben Kupfergegenstände.

Aus Arnswalde in der Neumark sind dem Museum fiir Völkerkunde
kostbare Funde zugegangen. Man stiess dort dicht am Bahnhofe, wo man
die Erde fiir Aufschüttung der Rampe für die Ueberführung einer Strasse
 
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