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Prähistorische Blätter — 6.1894

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Nr. 3
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Haxthausen, Elmar v.: Der Kupferfund bei Gross-Heubach a/M., 1892
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https://doi.org/10.11588/diglit.32977#0059
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Der Kupferfund bei Gross-Heubach a/M., 1892.

37

Mangel an Kohle und Küchenabfällen diirfte eine Mardelle
hier bei Gross-Heubach wohl nicht anzusprechen sein.
Möglicherweise diente derseibe ehemals zur Aufbewahrung
des Getreides oder er wurde zur Benutzung für eine Be-
stattung ersehen, die bei unverbrannter Leiche erfolgte. Will
man zu den zahlreichen Waffen mehrere Köpfe rechnen,
hätten wir ein Sammelgrab. Für ein Grab sprechen ferner
die angetroffenen Raumverhältnisse uncl die für andere Fälle
nicht erklärbare, regelmässige Aufiage der Beile. Skeletttheile
liegen nicht vor, da der poröse, lockere Boden die Erhaltung
von Knochen versagt.

Sämmtiiche verzeichnete Waffen sind der prähistorischen
Sammlung des Staates in München übergeben. Eine Ana-
lyse der Königl. Akademie dortselbst resültirte, dass der
besprochene Kelt aus ziemlich reinem Kupfer ohne irgend
welche Legirung von Zinn oder Zink besteht. Soweit be-
kannt, tritt er als der erste seiner Art in Bayern auf. Sich
in der Gestalt an die Form der Steinbeile anschliessend,
möchte auch hiernach seine Herstellung vor die Zeit der
Benutzung der Bronze festzustellen sein. Es liegen aber
Bronzekelte seiner Art vor. Raum 1 Nr. 158 stellt das Kgl.
Museum in Wiesbaden z. B. eine Reihe von Bronzekelten
zusammen, deren Form noch ganz der Gestalt von Stein-
beilen entspricht. Ein Kelt darunter ist auch von Kupfer;
leider ist seine Herkunft unbekannt. —- Berücksichtigen wir
alle vorstehenden Auseinandersetzuugen, können wir auch
zu dem Schluss gelangen, dass der fragliche Kelt entweder
bei zufälligem Mangel an Zinn oder in derAbsicht, letzteres
zu sparen, da es bedeutend theurer als Kupfer war — heute
ist es doppelt so theuer als Kupfer — in unlegirtem Kupfer
gegossen wurde.

Es möge die Beschreibung der bei Gross-Heubach ge-
hobenen Geräthe folgen:

1. Kupferkelt in Form eines Steinbeiles, nicht durch-
bohrt, Tafel VII, la bis c. Gewicht: 522 gr.; specifisches
Gewicht incl. der Patina 8,57 ; Länge: 13 cm; Breite an
der Sclmeide: 472, am Griff: 273 cm ; Dicke: 2 cm; Seiten,
eben : 178 cm ; Farbe: hellgelb-röthlich; Substanz: sehr hart,
schwer zu schneiden, ohne Zusatz von Zinn oder Zink.
Patina: dunkel, malachitgrün. Der Kelt ist ziemlich reines
Kupfer mit Sclilackengehalt verschiedener Zusammensetzung.

2. Steinbeil: Augit; Länge 24 cm; Breite unten: 7 cm,
oben spitz zulaufend; Dicke: 3 cm; Seiten, eben: P/3 cm.
 
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