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Prähistorische Blätter — 7.1895

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Heft Nr. 2
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Weinzierl, Robert von: Drei ornamentirte, neolithische Urnen
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https://doi.org/10.11588/diglit.32434#0044
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Drei ornamentirte, neolithisohe Urnen.

ßnden sich Kiesgruben, in denen man deutliche Spuren
einer Ansiedelung wahrnimmt.
Die Taf. IV, Fig. 1 abgebildete Urne hat eine Höbe von
11 cm, einen oberen Durchmesser von 12 und einen Boden von
4 cm. Der mittlere Durchmesser beträgt 10,5 cm. Die reich
ornamentirte Fläche ist in acht horizontale Felder getheilt
und wechseln dicht, schräg und parallel strichlirte mit solchen
ab, wo die schräg gestellten Punktreihen etwas entfernter
gestellt und mit senkrecht darauf geführten in Quadrate ge-
theilt erscheinen, Taf. V, Fig. 2. Die omamentirten Bänder
sind durch horizontale Punktlinien, die mit demselben Stempel
erzeugt wurden, und schmale, leere Bänder bilden, von
einander getrennt. Das ganze Ornament ist nur mit einem
Stempel, der die Länge eines schräg gestellten Striches hat,
erzeugt und erscheint im Detail als eine polygone, dicht
punktirte Linie.
Der Verbreitungsbezirk dieser glockenförmigen, rothen,
omamentirten Becher ist ein ziemlich bedeutender, wiewohl
diese Urne doch im Ganzen sehr selten vorkommt, ln Böhmen
allein sind mir 14 solcher Fundorte, mit 24 ganzen und frag-
mentirten Exemplaren bekannt. Mähren weist 7 Funde auf.
Soweit mir die Details der Ornamentik bekannt geworden
sind, werde ich diese schematisch zur Abbildung bringen,
um zu vergegenwärtigen, wie sinnreich die gerade und die
Zickzacklinie zu Ornamentenbändern combinirt wurde und
um anderseits zu beweisen, wie eng verwandt die Fabrikation
der einzelnen, wenn auch weit von einander gefundenen
Becher ist. ^ Selten sind die Ornamente mit Kreide aus-
gestrichen (Oaslau.)
Um Prag, als Oentrum von Böhmen, haben wir fünf
Funde zu verzeichnen:
1. Buben". Die oben beschriebene, in meinem Besitze
befindliche, wohl erhaltene, mit ziemlich einfachem Band-
ornament (Tafel V, Fig. 2) versehene Urne. Gefunden im
Jahre 1890 in einem neolithischen Skeletgrabe.
2. Smichov. Dasselbe Ornament, jedoch mit am oberen
Rande und in der Bauchrundung eingelegtem Zickzackbande,
Tafel V, Fig. 3. Höhe = 17, oberer Durchmesser = 18,
Boden = 8,8 cm. Wohl erhalten und in einem neolithischen
Skeletgrabe gefunden.'*)
3. Lieben-Balabenka. Das Ornament ist mit Quadraten
combinirt, aus tiefen, eingestochenen Punkten bestehend.
4) Jelinek, B. Materialien zur Vorgeschichten. Volkskunde Böhmens.
I. Theil m. Illustr. Wien 1891. p. 28. — Der Autor spricht sich l'iir den
rein neolithischen Charakter aus.
 
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