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Prähistorische Blätter — 7.1895

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Heft Nr. 2
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Ausgrabungen und Funde
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https://doi.org/10.11588/diglit.32434#0050
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Ausgrabungen und Funde.

sie nach der andern unter einem Ackerfeld weitergeht, dessen für die
nächste Zeit beabsichtigte Tieferleguug voraussichtlich weitere Aufschlüsse
über die Niederlassung bringen wird.
2. Während aus den Pfahlbauten des Bodensees unseres Wissens im
vergangenen Jahr wesentlich Neues nicht zu Tage trat, stiess man nord-
östlich von Ueberlingen im Walddistrikt „Degenhardt" bei Wegbauten
auf eine eiserne Speerspitze und den seltenen Bronzegriü eines Dolches
aus der sog. Hallstattperiode, beides wahrscheinlich Fundreste aus einem
früher eingeebneten Hügelgrab, die sich jetzt in der städtischen Samm-
lung in Ueberlingen befinden.
3. Im Wald von Iffezheim (A. Rastatt) fand man bei Einebnung
eines grösseren Grabhügels anlässlich des Baues der strategischen Bahn
Karlsruhe—Rösch woog eine noch gut erhaltene etruskische sog. Schnabel-
kanne aus Bronze mit Scherben von Thongefässen. Ob ein beim Abladen
des Füllmaterials noch gefundener menschlicher Schädel zum Grabfund
gehörte, musste offene Frage bleiben. Derselbe Bahnbau lieferte, nicht
allzuweit entfernt im Niederwald der Gemarkung Sandweier, das Mund-
stück einer grossen römischen Amphora.
4. Anlässlich der vom Deutschen Reich betriebenen Untersuchung
des römischen Grenzwalls stiess der badische Streckenkommissär, Pro-
fessor Dr. Schumacher, im Odenwald auf einige Grabhügel, welche von
ihm ausgegraben wurden. Zwei derselben befinden sich bei Götzingen
(A. Buchen); der eine, im Walde am Ostabhang des Hembergs, wurde bis
dahin für den Schutthügel eines römischen Wachthauses gehalten. Bei
21 m Durchmesser und 1 m 60 cm Höhe enthielt er zwei von einer Stein-
setzung umgebene Skelete, dabei die Scherben einer grösseren Urne und
eines kleineren Trinkgefässes mit nicht mehr weiter zu bestimmenden
Eisenstücken. Auch der andere, im „Breitenbüschle" westlich von Götzingen
(Durchm. 17—18 m), galt erst als römische Anlage, zeigte sich aber bei
der Ausgrabung als vorgeschichtlicher Grabhügel mit grosser innerer
Steinsetzung, welche ein Skelet, etliche verbrannte Knochen, die Scherben
zweier roher, ziemlich grosser Thongetässe, zwei massive, glatte Bronze-
ringe (Durchm. 13 cm), einige zerstreute rundliche, durchbohrte Perlen
von Koralle und einige Stücke von Eisen (Messer oder Dolch ?) umschloss.
Weitere drei Grabhügel stehen unweit des römischen Kastells von Oster-
burken im „Förstlein". Die Untersuchung führte bei zweien derselben
auf kleinere Steinsetzungen, Knochenreste (vielleicht verbrannte?), Scherben
von Thougefässen und kleinere Schmuckstücke aus Bronze (Haarnadeln,
Ringe); der dritte ergab wenigstens einige Thonscherbeu und gelegent-
lich Kohle.
5. Im Gemeindewald von Moos, (A. Bühl), befindet sich mitten in
der Ebene ein ziemlich umfangreicher Hügel, der „Heiden bu ekel",
auf welchen, als aut einen vorgeschichtlichen Grabhügel, in letzter Zeit
die Aufmerksamkeit gerichtet wurde. Eine Untersuchung desselben ist
für das nächste Jahr in Aussicht genommen.
Alemannische oderFränkische Friedhöfe, sogenannte Reihen-
gräberfelder, aus der Zeit des 4. bis 8. Jahrhunderts n. Chr. wurden 1894
theils neu entdeckt, theils weiter untersucht:
In Tauberbischofsheim, anlässlich des Baues der evangelischen
Kirche; Fundstücke kamen zum Theil in die Grossherzogliche Staats-
sammlung. Bei Freudenheim, Amt Mannheim, Wertergrabungen des
Mannheimer Alterthumsvereins. Bei Offen bürg, zwischen der Stadt
und der Eisenbahn; Fände in der dortigen städtischen Sammlung. Bei
Donaueschingen „auf der Tafel", Berührung eines schon bekannten
Reihengräberfeldes im September beim Aufwerfen von Schützengräben
 
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