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Prähistorische Blätter — 7.1895

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Heft Nr. 4
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Naue, J: Ausgrabungen und Funde
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https://doi.org/10.11588/diglit.32434#0081
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Ausgrabungen und Funde.

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Die Sammlung vaterländischer Alterthünier des grossherzogl. Museums
in Schwerin hat folgende neue Eingänge zu verzeichnen, welche wir nach
der zeitlichen Stellung der Funde aufzählen:
1. Herr Hofgraveur Lenthe ubergab eine Anzahl von Feuersteinsplittern,
welche in dem Garten seiner Villa in Rabensteinfeld nahe dem Seeufer
gesammelt sind. Es sind Spähne von dreieckigem Durchschnitt, wie sie in
den ältesten Perioden der Vorgeschichte durch Abstemmen oder Abschlagen
von einem Feuersteinblock in Massen hergestcllt wurden und durch ihre
gleichmässige, zweckentsprechende Form eine erstaunliche Sicherheit in der
Herstellung aus dem spröden Materiale verrathen. Die beiden Seitenkanten
sind meist haarscharf und zum Schneiden sehr wohl verwendbar; so hat
sich denn auch für diese Geräthe der Name ,.prismatische Feuersteinmesser"
eingebürgert. Man findet sie gewöhnlich in grosser Zahl zusammen; und
sie geben einen Anhalt für die älteste Besiedelung einer Gegend. Ganz
überwiegend liegen ihre Fundstellen am Wasser; solche sind z. B. bei
Schwerin das Rabensteinfelder und Görslower Ufer, der Eaninohenwerder
und die Lieps; auch bei dem Baue der Villa Suhrland am Ostorfor See
sind sie beobachtet, nicht aber bisher bei den jetzigen Neubauten daselbst;
ferner hat die kleine Insel im Ostorfer See neben anderen interessanten
steinzeitlichen Funden auch solche Splitter ergeben. Diese Vorliebe für
Ansiedelungen am Wasser (oder sogar in ihm; wir haben bekanntlich stein-
zeitliche Pfahlbauten) berechtigt uns, in der ältesten Bevölkerung ein über-
wiegend vom Fischereibetriebe lebendes Volk zu sehen.
2. Herr Bürgermeister Dr. König in Goldberg übersendet ein kleines
Thongefäss, welches in dem städtischen Torfmoor an dor Lüschow (ein See
nördlich von der Stadt) aus der untersten Torfschich't ca. 2% m tief mit der
Maschine heraufgeholt ist. Dasselbe hat eine zierliche Becherform; von
einer schmalen Grundfläche (3 cm) steigt die Wandung in stumpfem Winkel
auf und bildet einen breiten (4 cm), schräg nach aussen gebogenen Hals
von 11% cm Durchmesser; es ist nur 10 Gentimeter hoch. Der Form
nach gehört das Gefäss in die Steinzeit. Sehr ähnliche sind in Hünengräbern
bei Molzow (bei Malchin), auf der steinzeitlichen Wohnstätte von der Tafel
im Ostorfer See bei Schwerin und in einem Moore bei Penzin (bei Bützow)
gefunden. Da nach freundlicher Mittheilung der Herren Präpositus Linde-
mann und W. Jantzen in Goldberg an der Fundstelle noch mehr Soherben-
stücke zu Tage gefördert sind, ist es wohl möglich, dass in oder an der
Lüschow alte steinzeitliche Ansiedelungen (Pfahlbauten) bestanden haben;
von den) benachbarten Dobbertiner Moor ist dieses nach dort gemachten
Funden schon längst vermuthet worden. Die weiteren Arbeiten bei der
Torfgewinnung werden ja Sicherheit schaffen.
3. Herr v. Kolhans auf Golchon schenkte ein sehr hübsch gearbeitetes
kleines Feuersteingeräth, welches man gewöhnlich als ,,Keil" bezeichnet,
trotzdem es auch zum Schneiden, Schlagen, Schaben u. s. w. benutzbar ist.
Das vorliegende Exemplar ist von grauschwarzem Steine, 11 cm lang und
bei Güstrow, wahrscheinlich in der Klues, gefunden. Merkwürdig ist die
unregelmässige Bildung; die eine Breitseite ist ganz Hach, die andere flach
gewölbt, so dass die Bestimmung dieses einen Stückes zum Schaben oder
Glätten deutlich hervortritt.
4. Am riauer See (nähere Fundangaben sind nicht bekannt geworden)
ist ein starkes schneidendes Geräth von Diorit gefunden und der Sammlung
überwiesen. Dasselbe ist 21 cm, lang von dem 8% cm auf ein handgriff-
ähnliches Ende gehen. Die Schneide ist rundiioh, dünn und scharf. Die
beiden Seiten sind ungleich, die untere flach uud wenig bearbeitet. Man
hat früher solche Geräthe, deren unsere Sammlung 10 besitzt (lauter Einzel-
 
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