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Prähistorische Blätter — 7.1895

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Heft Nr. 5
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Benz, ...: Die Ausgrabungen bei Zöschingen im Jahre 1894
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https://doi.org/10.11588/diglit.32434#0094
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68

Die Ausgrabungen bei Zöschingen im Jahre 1894.

(IV—VI) einer grösseren, zwei fast parallele Reihen bildenden
Gruppe von etwa zehn dicht aneinander liegenden Gräbern
im Erlhau angehört — eine Tliatsache, welche im Voraus
geeignet wäre, die Bestimmung des Alters der letzteren
Hügel im Zweifelsfalle zu Gunsten einer früheren Zeitrech-
nung zu entscheiden.
Der zuerst geöffnete Hügel IV ist über Meter hoch
und von 60 Meter Umfang, und überragt durch diese ge-
waltigen Dimensionen alle übrigen.
Leider hat er die Hoffnung, auch eine entsprechende
reiche Ausbeute darinnen zu ßnden, nicht erfüllt.
Schon nach wenigen Spatenstichen stiessen wir auf Steine
— eine seltsame Erscheinung, welche in diesem Falle, nach-
dem bisher nur Grabstätten mit Lehmauffüllung beobachtet
waren, erstmals zu Tage trat. Bald zeigte sich ein die Mitte
des Hügels in nordsüdlicher Richtung durchziehender, mehr
als meterbreiter, regelloser Steinbau aus Findlingen der ört-
lichen Umgebung, vielfach von lehmigen Erdschichten durch-
brochen. Gegen die Sohle hin wurden die Steine häuhger,
grösser und mehr plattenartig, waren wie ineinander ge-
schoben und schienen ein zusammengesunkenes Gewölbe zu
bilden, dessen Hohlraum fast verschwunden und mit schwarzer,
fettiger Culturschicht angefüllt war. In letztere eingebettet
lagen mit nördlicher Richtung die letzten Ueberreste eines
heinahe vermoderten Menschenskeletes — nämlich Wirbel-
theile und das linke Wadenbein. Asche und Kohle fehlte
fast ganz, ebenso waren die das ständige Grabinventar
bildenden Gefässfragmente nur äusserst spärlich vertreten.
Die Beigaben mögen, wie viele Oxydationsspuren in dem
rötlilich gefärbten Erdreiche erraten lassen, zumeist in Eisen
bestanden haben; erhalten hat sich davon nur ein kleines
Stückchen, 50 mm lang und 42mm breit — Theil einer
Schwertklinge mit Mittelrippe. Auch Bronze wurde, wenn
auch nur in Atomen, festgestellt.
Damit war die Ausbeute dieses Riesenhügels erschöpft,
in dessem Innern — nebenbei bemerkt —- Füchse sich einen
wohnlichen Bau eingerichtet hatten.
Der hierauf in Angriff genommene Hügel V erreicht
bei 40 m Umfang eine Höhe von kaum 2 m.
Sein Centrum war schon äusseriich markirt durch die
hervorragende Spitze von drei grösseren Findlingen, um
welche unmittelbar unter der Wölbung ein einreihiger Stein-
kreis von etwa metergrossem Radius aufgeführt war, der den
Hügelmantel bis zur Sohle durchzog.
 
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