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Prähistorische Blätter — 7.1895

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Heft Nr. 6
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Litteratur
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https://doi.org/10.11588/diglit.32434#0126
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96

Litteratuf.

mentirtenBronzegürtel aus transkaukasischen Gräbern.
4". IX, 66 8. m. 4 Tafein und nrehreren Textabbildgen. (Aus den Abhand-
lungen der Kgl. preuss. Akademie d. Wissenschaften zu Berlin vom
Jahre 1895.)
Der Altmeister der vorgeschichtlichen Archäologie unterzieht in dieser
Abhandlung die zahlreichen, mehr oder weniger verzierten Bronzegürtel,
welche in neuerer Zeit transkaukasischen Gräbern entnommen wurden, einer
eingehenden und interessanten Untersuchung.
Das durchforschte Gebiet umfasst das Gebirgsland, welches vom Süd-
rande des Kura-Thales bis zum Göktschai-See reicht. Die hier geöffneten
Gräber belaufen sich auf 275 und können nach den Beigaben, die aus
Bronze und häufig auch aus Eisen bestehen, als der ältesten Eisenzeit ange-
hörend betrachtet werden. Die Bronzeblechgürtel wurden bei den Skeleten,
und zwar den männlichen, noch in situ um die Gegend des Unterleibes
gefunden. Die grössten Exemplare erreichen eine Länge von 72—90 cm
bei einer Breite (Höhe) von 8—15 cm. Die Enden sind meistens abge-
rundet und mit Löchern versehen, welche zur Befestigung des Gurtes dienten.
Von diesen Bronzeblechgürteln lassen sich nach der Art der Bearbeitung
drei Gruppen unterscheiden: 1. ganz glatte ohne alle Verzierung, 2. Bleche
mit gravirten oder auch gepunzten Verzierungen von mehr geometrischem
Charakter und 3. Bleche mit figürlichen Darstellungen in Gravirung, am
häufigsten Thiere, selten Menschen darstellend. Die Mehrzahl der 2. Gruppe
zeigt das Flechtornament, neben dem aber auch andere Motive verwendet
wurden. Die Gürtel der 3. Gruppe, welche den reichsten und nach jeder Be-
ziehung wichtigsten Schmuck aufweisen, und nach unserer Ansicht nicht
allein für den prähistorischen, sondern auch für den klassisch-archäologischen
Forscher von grossem Interesse sein dürften, werden im vorliegenden Werke
am eingehendsten behandelt. Mit vollem Rechte wird ihnen der grösste
Theil der Untersuchung gewidmet.
Bei den meisten dieser mit figürlichen Darstellungen gezierten Gürtel
und Gürtelfragmente bemerken wir zwei bis vier übereinandergestellte Thier-
reihen, nur zwei Stücke zeigen die Thiere in einer Reihe. Sämmtiiche Dar-
stellungen sind von gravirten, mehr oder minder breiten Ornamentbändern
eingerahmt. Die Gravirungen sind mit grosser Sicherheit ausgeführt und
zeugen von langer Schulung.
Auf einem beinahe vollständig erhaltenen Gürtel, Taf. I, Nr. I, ist eine
Reihe hintereinander laufender oder springender Hirsche dargestellt, von
denen vier anstatt der Goweihsprossen punktirte Dreiecke haben. Ob damit
eine eigene Hirschart bezeichnet werden sollte, konnte der Verf. trotz allen
Forschens nicht feststellen. Möglicherweise wollte der die Hirschzeichnungen
ausführende Künstler eine Abwechslung in den oberen Theil seiner Com-
position bringen und griff desshalb zu jener phantastischen Geweihbildung.
Jedenfalls ist es ein charakteristisches Zeichen fast sämmtlicher Thier-
figuren dieser Gürtel, dass sie in phantastischer Weise dargestellt werden,
in Folge dessen es schwer fällt, eine sichere Bestimmung der einzelnen
Thiere zu geben. Schon das zweite Gürtelfragment mit einer Reihe springender,
doppeltgehörnter Thiere mit langen Schwänzen (Taf. IV, Nr. XVIII) liefert
dafür den Beweis. Wir haben hier eine Mischgestalt von Pferd und Büffel,
weshalb der Verf. diese häufig wiederkehrenden Thiere auch als Büffelpferde
bezeichnet.
Zwei Reihen unbestimmbarer Thiere finden wir auf dem Gürtel
Taf. II, Nr. V. Die Darstellung derselben unterscheidet sich wesent-
lich von allen übrigen und scheint auf eine andere Kunstübuog hinzu-
weisen, wofür auch die ruhige Composition — die Thiere sind stehend dar-
gestellt — sprechen dürfte.
 
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