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Rahn, Johann Rudolf
Geschichte der bildenden Künste in der Schweiz: von den ältesten Zeiten bis zum Schlusse des Mittelalters ; mit 2 Tafeln und 167 in den Text gedruckten Holzschnitten — Zürich, 1876

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https://doi.org/10.11588/diglit.29817#0089

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Die Alamannen.

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solche Werke in grosser Zahl in Constantinopel angefertigt und dann in die
Provinzen verschickt worden sind.T) Von grösseren Monumenten, baulichen
Resten etwa, die man nachweissbar dieser Epoche zuschreiben könnte, ist
nichts mehr erhalten geblieben. Die einzige positive Nachricht, welche von
einer Bauthätigkeit der christlichen Römer in unseren Gegenden meldet, ist
in einer vom Jahre 377 datirten Inschrift erhalten, die gegenwärtig im Rath-
'hause von Sitten eingemauert ist und welcher zufolge der Praetor Pontius
Asclepiodotus ein öffentliches Gebäude wiederherstellen liess. Die Frage,
ob dasselbe, wie man wohl geltend zu machen versuchte, eine Kirche ge-
wesen sei, wird eine offene bleiben müssen, dagegen beweist das christliche
Monogramm, welches hier zum ersten Male auf einer öffentlichen Inschrift
erscheint, dass das Christenthum im Wallis schon damals ein hohes An-
sehen besass.* 2)

ZWEITES KAPITEL.

ANFÄNGE DER KUNST BEI DEN ALAMANNEN UND
BURGUNDERN.

Die Alamannen,3) welche seit dem Jahre 406 das nordöstliche Hel-
v'etien dauernd eingenommen hatten, erscheinen als ein kriegerisches und
wenig bildsames Volk. Sie verschmähten die römische Cultur und Sprache
und blieben ihrer hergebrachten Gewohnheit getreu in wildem Hasse gegen
den unterliegenden Erbfeind, Alles zerstörend und tilgend was die Römer
Unterlassen hatten. Dauernde Niederlassungen kannten sie für einmal
nicht, sie erscheinen noch während des ganzen V. Jahrhunderts in einem
steten Hin- und Herstürmen begriffen. Auch später verschmähten sie es in
der Regel nach römischer Sitte in fest begrenzten Gemeinden zu wohnen.
Die Städte, so wird berichtet, kamen ihnen vor wie mit Netzen umstellte
Gräber.4) Ihre Niederlassungen bestanden meistens aus vereinzelten und
weit verstreuten Höfen, die sie mit Vorliebe auf Berghohen und in Thal-
gründen anlegten, wo weder römische Wohnungen gestanden, noch Wege
hingeführt hatten, wo aber fette Weidetriften und Reichthum an Wald theils

*) Schnaase, Geschichte der bildenden Künste. Bd. III. S. 74 mit Abbildung.

2) Die Inschrift bei Mommsen, Inscriptiones confoederationis helveticae latinae.
Mittheilungen der antiquarischen Gesellschaft in Zürich." Bd. X. S. 3. Nr. 10.

I) Meyer von Knonau, die Alamannischen Denkmäler in der Schweiz. Mit-
theilungen der antiquarischen Gesellschaft in Zürich. Bd. XVIII, Heft 3.

4) Otte, Geschichte der deutschen Baukunst S. 42.
 
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