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Rahn, Johann Rudolf
Geschichte der bildenden Künste in der Schweiz: von den ältesten Zeiten bis zum Schlusse des Mittelalters ; mit 2 Tafeln und 167 in den Text gedruckten Holzschnitten — Zürich, 1876

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https://doi.org/10.11588/diglit.29817#0214

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Drittes Kapitel.

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malige Schlosskapelle. Endlich hat sich im Schlosse Mörspurg bei Winter-
thur eine schmuckvolle Schlosskapelle erhalten, die zwar allem Anscheine
nach erst aus dem XIII. Jahrhunderte stammt, in ihrer Ausstattung dagegen
noch völlig romanische Formen zeigt. Der einschiffige Raum ist mit zwei
•spitzbogigen Rippengewölben bedeckt, die von zierlichen Wanddiensten ge-
tragen werden. Die sämmtlichen Details, das Blattwerk an den Schildbögen
und die Masken und Blattornamente, welche die Kapitale schmücken; sind
von Stuck gebildet. Die Wände sind von hohen Rundbogenfenstern durch-
brochen und das Ganze war ehedem, wie sich aus einzelnen Resten ergiebt,
mit Wandmalereien geschmückt.

Was endlich die städtischen Gebäude betrifft, so besass Zürich
-ehedem in dem Hause zum „Loch“ eine sehr stattliche romanische
Fa^ade, die indessen wiederholt ihrer wichtigsten Details beraubt worden
ist, nachdem schon früher die alten Wandmalereien, welche das Innere ge-
schmückt hatten, zerstört worden waren.z) Aus dem Ende des XII. oder Anfang
des XIII. Jahrhunderts stammen sodann die altertluimlichen Arcaden unter
■dem W ettingerhause, deren rundbogige Gewölberippen und derb verzierte
Schlusssteine auf eine annähernd gleiche Bauzeit wie das nahe Grossmünster
schliessen lassen. Einzelne Kunstformen endlich, Fenster mit spitzbogigen
Blendarcaden und romanischen Ornamenten finden sich an der Facade des
Hauses Nr. 25 an der Ivirchgasse.

DRITTES KAPITEL.

DIE MONUMENTE IN DEN DEUTSCH-SCHWEIZERISCHEN

GEGENDEN.

Die Entwickelung der Baukunst in diesen Gegenden fällt zum grössten
Theil zusammen mit derjenigen der benachbarten schwäbisch-alamannischen

z) Ferd. Keller, 'Wandverzierungen in einem zürcherischen Chorherrenhause.
-Mittheilungen der antiquarischen Gesellschaft in Zürich. Band III. Heft 4. Eine
-Abbildung des Erdgeschosses giebt Arter's Sammlung Zürcherscher Alterthümer.
1837 Heft 4. Auch in Schaffhausen ist erst vor wenigen Jahren ein Denkmal
romanischer Architektur, das Souterrain des alten Gerichtshauses, der Neuerungs-
sucht zum Opfer gefallen. Einer Zeichnung zufolge war der viereckige Raum
durch mehrere Säulen mit rundbogigen Archivolten in zwei Gänge getheilt. Die
Schmalseite des einen öffnete sich mit zwei rundbogigen Pfeilerarcaden nach einem
zweiten, tiefer gelegenen Raume. Die Säulen waren mit schmucklosen Würfel-
kapitälen bedeckt und von attischen Basen mit Eckblättern getragen, die Pfeiler
mit einfachen Schmiegen und abgeschrägten Scckeln versehen, das Ganze flach
.gedeckt.

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