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Rahn, Johann Rudolf
Geschichte der bildenden Künste in der Schweiz: von den ältesten Zeiten bis zum Schlusse des Mittelalters ; mit 2 Tafeln und 167 in den Text gedruckten Holzschnitten — Zürich, 1876

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https://doi.org/10.11588/diglit.29817#0278

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S. Maurice.

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Fig. 77.

die einzigen Reste, welche errathen lassen, wie mancher romanische Bau
der Neuerungssucht zum Opfer gefallen sein mag. Zu den bedeutendsten
derselben gehört der Glockenthurm von S. Maurice. Eine Reihe von
Nachrichten schildern die Bauthätigkeit,
die fast ohne Unterbrechung vom Anfänge
des XL bis zum Schlüsse des XVII.

Jahrhunderts fortdauerte. Dreimal inner-
halb dieses Zeitraumes ward das Kloster
durch Feuersbrünste und wenigstens vier-
mal durch Felsstürze zerstört. Im Jahre
1627 endlich wurde ein Neubau auf anderer
Stelle, die jetzige Klosterkirche, geweiht.

Als Rest einer älteren Anlage ist der
Glockenthurm stehen geblieben, ein statt-
licher Bau mit vier kapellenartigen Ge-
schossen, deren zwei mit halbrunden Ap-
siden versehen und mit rippenlosen Kreuz-
gewölben auf rechtwinkeligen Diensten
ohne Basen und Gesimse bedeckt sind.

Ein achteckiger Steinhelm, von kleinen
Rundpyramiden umgeben, bekrönt das
Ganze. Am Aeusseren, wo schlanke
Dreiviertelssäulen die Ecken begleiten,
ist jede Seite durch acht Compartimente
von Lesenen und Rundbogenfriesen ge-
gliedert, die paarweise in einer Etage
übereinander geordnet sind. Dazwischen
enthalten die unteren Geschosse ein-
fache, die beiden oberen paarweise ge-
kuppelte Rundbogenfenster. Die meisten
Details, einige Masken ausgenommen, die
zufällig am Aeusseren vorspringen, sind
zerstört. Was noch vorhanden ist, weist
grösstentheils auf die Benutzung antiker
Spolien hin. Das Erdgeschoss des Thurmes, das sich mit einer grossen Rund-
bogenthüre nach Aussen öffnet, scheint den Durchgang zu der früheren
Kirche gebildet zu haben, während die jetzige sich im rechten Winkel
dem Thurme anschliesst. Sie ist in bescheidenen Dimensionen halb gothisch,
halb barock gebaut, wie es scheint mit Benutzung älterer Reste, wenigstens
deuten die Rundpfeiler, welche die Schiffe trennen, auf früheren
Ursprung hin. Sie sind aus einzelnen Trommeln gemauert, und mit

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* Thurm dc-r Stiftskirche von S. Maurice.
 
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