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Dominikaner- und Franciskanerkirchen.
wurden, die Mittel fehlten. Ohne Zweifel war derselbe noch nicht vollendet,,
als im Jahre 1258 das Kloster sammt einem grossen Theile der Stadt ein
Raub der Fammen wurde.1) Ueber den Umfang der Zerstörung im
Dominikanerkloster wird nichts gemeldet, doch scheint die Kirche wenigstens
nur theilweise von derselben betroffen worden zu sein, da sechs Jahre
später schon von der Weihe und Vollendung derselben die Rede ist.2)
Sehr wahrscheinlich ist es ferner, dass zur Zeit jener Katastrophe die öst-
lichen Theile noch nicht begonnen, oder nur in einer provisorischen Her-
stellung vorhanden waren, denn erst im Jahre 1261 wird von der Grund-
steinlegung des Chores3) und 126g, wahrscheinlich nach Vollendung des-
selben, von einer nochmaligen Weihe der Kirche berichtet.4) Ueber die-
weiteren Schicksale dieses Gebäudes sind keine Nachrichten bekannt; wie-
wohl noch einmal eine bedeutende Unternehmung, der Bau des gegen-
wärtigen Schiffes, stattgefunden haben muss. Die ganze Erscheinung des-
selben deutet auf eine spätere Entstehung, etwa nach einer durch das
Erdbeben von 1356 erfolgten Zerstörung hin. Der Chor, der einzige Rest
der 1269 geweihten Kirche, besteht aus drei rechteckigen Jochen, und
einem fünfseitigen Abschlüsse. Die westliche Hälfte ist von schmalen.
Nebenräumen begleitet, die sich als Fortsetzung der Seitenschiffe bis zum
Beginne des dritten Joches erstrecken und zu beiden Seiten desselben
horizontal abschliessen. Die Entwickelung der Gothik ist hier als eine
vollendete zu betrachten. Alles Schwerfällige und Lastende im Aufbau ist
vermieden. Die Verhältnisse sind kühn und schlank, und die spärlichen
Details zeigen die edelsten Formen frühgothischen Stiles. Sämmtliche
Räume sind mit Kreuzgewölben bedeckt, deren Rippen im Chorhaupte
von dünnen Ecksäulen getragen werden, während die schlanken Dienste
der westlichen Joche auf den oberhalb der Pfeiler vorspringenden Con-
solen ruhen. Zwischen diesen Stützen, die durch ungegliederte Spitz-
bögen verbunden sind, öffnen sich die den Chor begleitenden Neben-
1) Annciles Colmarienses minores bei Pertz, Mon. Scr. XVII. p. 191. Com-
bustum est 'monasterium Basiliense et magna pars civitatis. Mit Recht betonen
die Herausgeber des oben citirten Werkes (S. 4), dass der Ausdruck monasterium
unmöglich (wie auch schon geschehen, S. 213 oben) auf das Münster anzu-
wenden sei. Letzteres wird stets ecclesia rnajor oder cathedralis genannt.
2) Burclihardt und Riggenbach S. 4.
3) Annales Colm. a. a. O. S. 191.- Anno 1261. Fundamentum nostri chori.
4) Annales Basilienses bei Pertz, XVII p. 197. Ebendaselbst ein Beitrag Jaffe’s-
aus einem Carlsruher Codex: 1269 dedicatum fuit monasterium. Zum Jahre 1273
findet sich in den Annalen a. a. O. p. 195 die Notiz: circa festum sancti Dominier
fratres Predicatores perfeceiunt suum Campanile, doch ist darunter nicht der jetzige
zierliche Thurm mit seinem durchbrochenen Spitzhelme zu verstehen, der erst im
Jahre 1423 errichtet wurde (Basel im XIV. Jahrh. S. 125).
Dominikaner- und Franciskanerkirchen.
wurden, die Mittel fehlten. Ohne Zweifel war derselbe noch nicht vollendet,,
als im Jahre 1258 das Kloster sammt einem grossen Theile der Stadt ein
Raub der Fammen wurde.1) Ueber den Umfang der Zerstörung im
Dominikanerkloster wird nichts gemeldet, doch scheint die Kirche wenigstens
nur theilweise von derselben betroffen worden zu sein, da sechs Jahre
später schon von der Weihe und Vollendung derselben die Rede ist.2)
Sehr wahrscheinlich ist es ferner, dass zur Zeit jener Katastrophe die öst-
lichen Theile noch nicht begonnen, oder nur in einer provisorischen Her-
stellung vorhanden waren, denn erst im Jahre 1261 wird von der Grund-
steinlegung des Chores3) und 126g, wahrscheinlich nach Vollendung des-
selben, von einer nochmaligen Weihe der Kirche berichtet.4) Ueber die-
weiteren Schicksale dieses Gebäudes sind keine Nachrichten bekannt; wie-
wohl noch einmal eine bedeutende Unternehmung, der Bau des gegen-
wärtigen Schiffes, stattgefunden haben muss. Die ganze Erscheinung des-
selben deutet auf eine spätere Entstehung, etwa nach einer durch das
Erdbeben von 1356 erfolgten Zerstörung hin. Der Chor, der einzige Rest
der 1269 geweihten Kirche, besteht aus drei rechteckigen Jochen, und
einem fünfseitigen Abschlüsse. Die westliche Hälfte ist von schmalen.
Nebenräumen begleitet, die sich als Fortsetzung der Seitenschiffe bis zum
Beginne des dritten Joches erstrecken und zu beiden Seiten desselben
horizontal abschliessen. Die Entwickelung der Gothik ist hier als eine
vollendete zu betrachten. Alles Schwerfällige und Lastende im Aufbau ist
vermieden. Die Verhältnisse sind kühn und schlank, und die spärlichen
Details zeigen die edelsten Formen frühgothischen Stiles. Sämmtliche
Räume sind mit Kreuzgewölben bedeckt, deren Rippen im Chorhaupte
von dünnen Ecksäulen getragen werden, während die schlanken Dienste
der westlichen Joche auf den oberhalb der Pfeiler vorspringenden Con-
solen ruhen. Zwischen diesen Stützen, die durch ungegliederte Spitz-
bögen verbunden sind, öffnen sich die den Chor begleitenden Neben-
1) Annciles Colmarienses minores bei Pertz, Mon. Scr. XVII. p. 191. Com-
bustum est 'monasterium Basiliense et magna pars civitatis. Mit Recht betonen
die Herausgeber des oben citirten Werkes (S. 4), dass der Ausdruck monasterium
unmöglich (wie auch schon geschehen, S. 213 oben) auf das Münster anzu-
wenden sei. Letzteres wird stets ecclesia rnajor oder cathedralis genannt.
2) Burclihardt und Riggenbach S. 4.
3) Annales Colm. a. a. O. S. 191.- Anno 1261. Fundamentum nostri chori.
4) Annales Basilienses bei Pertz, XVII p. 197. Ebendaselbst ein Beitrag Jaffe’s-
aus einem Carlsruher Codex: 1269 dedicatum fuit monasterium. Zum Jahre 1273
findet sich in den Annalen a. a. O. p. 195 die Notiz: circa festum sancti Dominier
fratres Predicatores perfeceiunt suum Campanile, doch ist darunter nicht der jetzige
zierliche Thurm mit seinem durchbrochenen Spitzhelme zu verstehen, der erst im
Jahre 1423 errichtet wurde (Basel im XIV. Jahrh. S. 125).