Münsterthal und Bergeil.
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stifte gehörig, nächst derjenigen zu Stürvis unter allen Graubündens die
schönste.1) Ein kleinerer, ebenfalls in beiden Theilen gewölbter Bau ist
die Kirche S. Blasius in dem hochgelegenen Schl eins, der Chor derselben
ist auffallender Weise halbrund geschlossen. Wie endlich selbst in den
einsamsten Thalschaften der Baueifer des XV. Jahrhunderts sich geltend
machte, zeigt die Kirche zu Co mpatsch im Samnaun. Das Innere, ur-
sprünglich gewölbt, ist leider im Barockstile vollständig erneuert, dagegen
hat das Aeussere die alte Gliederung mit übereck gestellten Streben be-
wahrt, die unterhalb der giebelförmigen Bedachungen mit Maasswerken
geschmückt sind. Auch im Münsterthale sind zwei ansprechende Monu-
mente erhalten. Das Eine, die Kirche zu S. Maria, zeigt die gewöhn-
liche Form der bündnerischen Gewölbebauten,2) das Andere ist die Stifts-
kirche zu Münster, in ihrer äusseren Erscheinung ein romanischer Bau,
ursprünglich von einschiffiger Anlage, flach gedeckt und mit drei halb-
runden Apsiden versehen, dann aber wahrscheinlich nach der Zerstörung
des Klosters im Schwabenkriege (1499)3) mit Beibehaltung der alten Um-
fassungsmauern in eine zierliche Hallenkirche verwandelt. Vier Stützen-
paare, schlanke Rundpfeiler, aus denen die Rippen und Gurtungen der
kunstreichen Gewölbe wie Palmen fächerartig sich ausbreiten, trennen die
Schiffe, deren mittleres annähernd die doppelte Breite der Abseiten hat.
Im Westen nimmt der Nonnenchor in Form einer Empore mit reichen
spätgothischen Balustraden die ganze Breite der Kirche ein, darunter Öffnet
sich eine gedrückte mit spitzbogigen Kreuzgewölben bedeckte Halle. Gegen-
über, im Osten, ist die romanische Choranlage erhalten geblieben, sie be-
steht aus drei halbrunden Apsiden, deren Breite den unmittelbar sich an-
schliessenden Schiffen entspricht.4)
Die letzten Ausläufer der bündnerischen Bauschule finden sich in den
italienischen Thalschaften Bergell und Puschlav. Dort, am Fusse des
Maloja, liegt die Kirche S. Gaudentius von Casaccia, jetzt eine Ruine.
Sie hat an beiden Langseiten drei kräftige nach Innen vortretende Strebe-
pfeiler, an denen hochschwebende Consolen die Gewölbe trugen. Der Chor
ist zwei Joche lang, dreiseitig geschlossen und mit einfachen Dreiviertels-
säulen versehen, welche die Function der Dienste vertraten. Gegenüber,
T) Seite 541 Note 3: Schuls: A. 27,25. B. 8 m. C. 7,52. D. 18,55. E. 10,13.
Remüs: A. 24,87. B. 7,05. C. 7,80. D. 17,12. E. 10,95. Sins: A. 25,57. 7>2°-
C. 6,45. D. 17,70. E. 9,63.
2) Haupttnaasse (Seite 541 Note 3): A. 18,87. 6,83. C. 5,45. D. 11,40. E. 8 m.
3) v. Moor a. a. O. I. S. 430.
4) Hauptmaasse: A. 22,90. B. (Tiefe der Hauptapsis) 3,95. D. 18,96. E. 12,65.
Breite des Mittelschiffes (aus dem Mittel in der Längenachse der Pfeiler gemessen)
5,50, Höhe desselben 11,50.
Rahn, Gesch. d. bild. Künste. -2C
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stifte gehörig, nächst derjenigen zu Stürvis unter allen Graubündens die
schönste.1) Ein kleinerer, ebenfalls in beiden Theilen gewölbter Bau ist
die Kirche S. Blasius in dem hochgelegenen Schl eins, der Chor derselben
ist auffallender Weise halbrund geschlossen. Wie endlich selbst in den
einsamsten Thalschaften der Baueifer des XV. Jahrhunderts sich geltend
machte, zeigt die Kirche zu Co mpatsch im Samnaun. Das Innere, ur-
sprünglich gewölbt, ist leider im Barockstile vollständig erneuert, dagegen
hat das Aeussere die alte Gliederung mit übereck gestellten Streben be-
wahrt, die unterhalb der giebelförmigen Bedachungen mit Maasswerken
geschmückt sind. Auch im Münsterthale sind zwei ansprechende Monu-
mente erhalten. Das Eine, die Kirche zu S. Maria, zeigt die gewöhn-
liche Form der bündnerischen Gewölbebauten,2) das Andere ist die Stifts-
kirche zu Münster, in ihrer äusseren Erscheinung ein romanischer Bau,
ursprünglich von einschiffiger Anlage, flach gedeckt und mit drei halb-
runden Apsiden versehen, dann aber wahrscheinlich nach der Zerstörung
des Klosters im Schwabenkriege (1499)3) mit Beibehaltung der alten Um-
fassungsmauern in eine zierliche Hallenkirche verwandelt. Vier Stützen-
paare, schlanke Rundpfeiler, aus denen die Rippen und Gurtungen der
kunstreichen Gewölbe wie Palmen fächerartig sich ausbreiten, trennen die
Schiffe, deren mittleres annähernd die doppelte Breite der Abseiten hat.
Im Westen nimmt der Nonnenchor in Form einer Empore mit reichen
spätgothischen Balustraden die ganze Breite der Kirche ein, darunter Öffnet
sich eine gedrückte mit spitzbogigen Kreuzgewölben bedeckte Halle. Gegen-
über, im Osten, ist die romanische Choranlage erhalten geblieben, sie be-
steht aus drei halbrunden Apsiden, deren Breite den unmittelbar sich an-
schliessenden Schiffen entspricht.4)
Die letzten Ausläufer der bündnerischen Bauschule finden sich in den
italienischen Thalschaften Bergell und Puschlav. Dort, am Fusse des
Maloja, liegt die Kirche S. Gaudentius von Casaccia, jetzt eine Ruine.
Sie hat an beiden Langseiten drei kräftige nach Innen vortretende Strebe-
pfeiler, an denen hochschwebende Consolen die Gewölbe trugen. Der Chor
ist zwei Joche lang, dreiseitig geschlossen und mit einfachen Dreiviertels-
säulen versehen, welche die Function der Dienste vertraten. Gegenüber,
T) Seite 541 Note 3: Schuls: A. 27,25. B. 8 m. C. 7,52. D. 18,55. E. 10,13.
Remüs: A. 24,87. B. 7,05. C. 7,80. D. 17,12. E. 10,95. Sins: A. 25,57. 7>2°-
C. 6,45. D. 17,70. E. 9,63.
2) Haupttnaasse (Seite 541 Note 3): A. 18,87. 6,83. C. 5,45. D. 11,40. E. 8 m.
3) v. Moor a. a. O. I. S. 430.
4) Hauptmaasse: A. 22,90. B. (Tiefe der Hauptapsis) 3,95. D. 18,96. E. 12,65.
Breite des Mittelschiffes (aus dem Mittel in der Längenachse der Pfeiler gemessen)
5,50, Höhe desselben 11,50.
Rahn, Gesch. d. bild. Künste. -2C