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Repertorium für Kunstwissenschaft — 1.1875

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Karabacek, Joseph von: Ein damascenischer Leuchter des XIV. Jahrhunderts
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https://doi.org/10.11588/diglit.61801#0295

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Ein darnascenischer Leuchter des 14. Jahrhunderts.

281

Safedi’s ist nur zufällig; sie ist auch belanglos gegenüber der bestimmten
Erzählung von Toka Timur’s häuslicher Zurückgezogenheit in Damascus.
Der Beginn derselben ist, da wir sie vom April 1348 zurückdatiren
müssen, in die erste Hälfte des Jahres 1345 zu setzen: somit genau
in die Zeitepoche, von welcher an wir aus der Combination mit anderen
Nachrichten das Emirat im Staatsrathe unserem Emir zugewiesen
haben. Nicht nur, dass gerade diese Würde mit lediglich consultativer
Funktion (in politischen Dingen) mit dem körperlichen Gebrechen Toka
Timur’s vereinbarlich ist und gewissermassen als die natürliche Com-
pensation für den unverschuldeten Entgang an Dienstesfähigkeit er-
scheinen muss; sondern wir finden auch noch anderwärts die Bestäti-
gung für diese unsre Annahme. Im Codex CXLV1I der Königl. Bib-
liothek zu Kopenhagen, BL 17a., wird nämlich ausdrücklich gesagt,
dass gerade dem Vicekönig von Damascus vier hohe Würdenträger,
und darunter eben auch ein Emir des Staatsrathes, in der Admi-
nistration beigegeben waren40). Wenn man sich nun erinnert, dass
Toka Timur bald wieder von der Statthalterschaft in Rahaba, die sein
Emirat im Staatsrathe unterbrach, nach Damascus zurückkehrte: so
wird man annehmen müssen, dass dies entweder mit Rückversetzung
in seine frühere Stellung oder mit Aufsteigung in eine nächst höhere
Würde geschah. Für die erstere Annahme findet sich nun nirgends
ein Anhaltspunkt, wohl aber für die letztere. Unter den erwähnten
vier damascenischen Administrativ-Beamten nimmt nämlich die nächst
höhere Stelle nach dem Staatsrath der Emir Siläh (Emir der Waffen)
ein. Ihm oblag die Inspection des Arsenals (Silähchänäh); er war
das Oberhaupt derjenigen Emire, welche dpn Titel Silahdär (Waffen-
träger) führten, wobei zu bemerken kommt, dass dieser Titel in der spätem
Zeit auch auf die Person des Chefs (als Oberstwaffenträger) ■ überge-
gangen ist. Und so4wird uns mit einem Male klar, dass unser Toka
Timur vor seinem Lebensende auch noch dieses Amt bekleidet habe,
denn einer seiner Biographen hat uns wirklich den entsprechenden
Titel überliefert, wie aus der Anmerkung 6) dieser Abhandlung er-
sichtlich ist. Die Datirung unseres Leuchters vom J. 1345—1348 wird
daher ebenso wenig mehr einem Zweifel unterliegen, als es aus Safedi’s
Bericht gewiss wird, dass der fromme Stifter des Kunstdenkmals eben
an den Folgen seines schweren Leidens — der sogen, ägyptischen
Augenentzündung — unter völliger Erblindung eines frühzeitigen Todes
starb. —

40) Es sind dies der Atabek (Generalissimus) des Heeres, der Emir Siläh, der
Emir des Staatsrathes und der Emir ächör Kebir (Oberststallmeister).
 
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