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Repertorium für Kunstwissenschaft — 1.1875

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Janitschek, Hubert: Zur Charakteristik der palermitanischen Malerei der Renaissance-Zeit, 1, Antonio Crescenzo und seine Schule
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https://doi.org/10.11588/diglit.61801#0371

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der palermitanisehen Malerei der Renaissancezeit. 357
Es ist dies Antonio Grescenzo.
Bis jetzt ist es noch nicht gelungen, ein schriftliches Document
aufzufinden, welches auf ein oder das andere Ereigniss seines Lebens
oder seines Schaffens directen Bezug nähme.
In der Tradition und Localforschung spielt der Name Grescenzo
in Bezug auf Malerei dieselbe Rolle, wie ungefähr später der Name
Gagini in der Bildhauerei Palermo’s. Um so schwieriger wird da der
Versuch einer kritischen Sichtung. Die Localforschung eignet dem An-
tonio Grescenzo folgende Werke zu:
1) Als frühestes Werk ein Bild aus dem Jahre 1417, das noch
existiren aber in fremde Hände übergegangen sein soll. Di Marzo sagt,
es sei mit dem Namen des Künstlers gezeichnet8).
2) Circa 1440 die beiden monumentalen Werke im Ospedale
Nuovo (o Grande), wovon das »Ultimo Giudizio« zerstört ist, der
Trionfo della Morte noch heute bewundert wird.
3) Circa 1466 eine Darstellung der Jungfrau im Tempel; verloren
oder zerstört.
4) Circa 1476, die 7 Tafeln mit Darstellungen heiliger Jungfrauen;
davon nur Eine noch vorhanden, jetzt im Dom.
5) Wahrscheinlich dann eine Gonversazione, jetzt Museo Nr. 85.
Was nun gleich das erste Werk betrifft, so möchte ich dabei die
Autorschaft des Malers des Ultimo Giudizio und der Tafeln von 1476
stark anzweifeln; selbst angenommen, dass diese Tafel existire, dass
sie mit dem Namen Antonio Grescenzo gezeichnet sei, wäre dies noch
kein Beheben unseres Zweifels. Thatsache ist es, dass Glieder der
Familie Grescenzo mit den Vornamen Antonio oder Antonello mehrere
Generationen hindurch wirken; man kann darnach die Tafel immerhin
einem anderen Grescenzo zuweisen. Dafür sprechen auch chronologische
Erwägungen; eignet man die Tafel von 1417 unserem Grescenzo zu, so
umfasste seine künstlerische Thätigkeit zum Mindesten 60 Jahre, wozu
noch käme, dass er gerade in einem kaum normalen Greisenalter die
umfangreichste Thätigkeit entfalten würde.
Ist nun seine erste beglaubigte Leistung nach dem Jahre 1440
festzustellen, so kann man seine Geburt zwischen dem ersten und
zweiten Jahrzehnt des 15. Jahrhunderts setzen (und zwar näher dem
ersten als dem zweiten Jahrzehnt). Alle Schriftsteller, die über Gres-
cenzo berichten, sind einig, dass die Familie eine erbansässige in Pa-

8) Di Marzo o. c. III. p. HO. Der Autor beschreibt weder das Bild, noch
giebt er an, wohin es gekommen. Er scheint diese Nachricht nur vom Hörensagen
zu besitzen.
 
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