A. DIE BAUTEN
II
Dadurch bildete die neue Außenböschung an der Ecke zunächst eine windschiefe Fläche:
die neuen Steine waren vorn schon im Neigungswinkel der neuen Böschung unter 6o° ab-
geschrägt und waren doppelt so hoch wie die alten Steinschichten, so daß je zwei alte
mit einer neuen Schicht fortgesetzt wurden (Taf. 5,a ganz links).
Gleichzeitig mit dem Erweiterungsbau III fand eine neue Regulierung des Nilufers
vor III und II statt. Das letzte 20 m lange Stück der neuen Südmauer mit dem unregel-
mäßigen Nilturm hatte an beiden Seiten Turmvorsprünge, beschützte also auch das Hafen-
gelände vor dem neuen Stadtteil. Vor dem Nilturm ragt noch eine Steinmauer in das ab-
fallende Ufergelände hinaus, von der aber nur noch ein drei Meter langes Stück festgestellt
werden konnte. Das Ufer vor der „Neustadt“ III wurde durch eine etwa 3 m dicke Mauer
befestigt, die gegen den Nil noch durch Bastionen verstärkt war, also nicht nur als Ter-
rassenstützmauer diente, sondern verteidigungsfähig erhöht und mit einem Wehrgang ver-
sehen war. Zwei Bastionen sind nachgewiesen, möglicherweise waren es aber mehr, denn die
beiden erhaltenen sind 90 m voneinander entfernt, so daß sich zwanglos in dem üblichen
Abstand von je 30 m zwei weitere Bastionen ergänzen lassen, zumal die Mauer an den be-
treffenden Stellen stark zerstört ist. Ein schmales Risalit nicht ganz in der Mitte der Mauer
hat vielleicht ein Tor zum Nil umrahmt.
Von dem alten Südostturm aus wurde gegen den Nil eine neue Hafenmauer gebaut in
einer Breite von 6 m, die Türme an beiden Seiten mitgerechnet. Diese Mauer beginnt noch
als reine Lehmziegelmauer, geht aber, nachdem die Ufermauer vor der ,,Neustadt“, die
ebenfalls bis unten nur aus Lehmziegeln besteht, sich mit ihr vereinigt hat, in vier Ab-
sätzen in eine Bruchsteinmauer über (Blatt 6, Abb. 12; Taf. 2,a). Diese Mauer ist nur bis
zur dritten Nische erhalten und bricht dann ab, wahrscheinlich noch im Altertum zerstört.
Besonders wichtig ist dieses Mauerstück durch eine Wasserstandsmarke (Taf. 2,1 links) aus der
Zeit Sesostris’ II., die einen Hochwasserstand aus dem Ende des 2. Jahrtausends v. Chr.
anzeigt. Dieinschrift (Taf. 2,b) lautet nach Georg Steindorff: „Jahr sechs unter der Majestät
des Königs von Ober- und Unterägypten Cha-cheper-re (d. i. Sesostris II. um 1900 v. Chr.),
der ewig lebt. Mund (-Rand, Höhe) des Nils. Der Gefolgsmann (oder Offizier) Senwosret.“
In den Jahren 1914 bis 1930 ist dieser Stein mit anderen verschleppt worden, wohl zum
Bau eines nubischen Schöpfrades zerschlagen und vermauert. Diesen verdrießlichen Verlust
müssen die Photographien von 1914 so gut es geht ersetzen; auf zwei Bildern ist deutlich
zu erkennen, daß der Stein vorn und an der Seite ursprünglich nur mit dem Hammer roh
bearbeitet war und erst zur Anbringung der Inschrift vorn geglättet wurde, wobei oben am
Rande noch ein Streifen ungeglättet blieb, weil die nächsthöhere Quader etwas überkragte
und daher eine Bearbeitung des oberen Randes behinderte. Damit ist die Bauperiode III
datiert und mit ihr auch die Errichtung der Festung II auf die Zeit zwischen 1950 und 1900
v. Chr. festgelegt.
Die Oberkante dieses Inschriftsteines ist als Nivellementsnullpunkt genommen worden.
Wie hoch er über dem Meeresspiegel liegt, war leider mit den vorhandenen Instrumenten
nicht meßbar. Wie Uvo Hölscher vermutet, handelt es sich, falls der Stein wirklich in erster
Verwendung in situ lag, um die Verzeichnung eines außergewöhnlichen Hochwassers, wäh-
rend in normalen Jahren der Hochwasserspiegel etwa 2 m tiefer lag, so daß grundsätzlich
alle Mauerfundamente und Grabensohlen über dem Wasserspiegel lagen.
2*
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Dadurch bildete die neue Außenböschung an der Ecke zunächst eine windschiefe Fläche:
die neuen Steine waren vorn schon im Neigungswinkel der neuen Böschung unter 6o° ab-
geschrägt und waren doppelt so hoch wie die alten Steinschichten, so daß je zwei alte
mit einer neuen Schicht fortgesetzt wurden (Taf. 5,a ganz links).
Gleichzeitig mit dem Erweiterungsbau III fand eine neue Regulierung des Nilufers
vor III und II statt. Das letzte 20 m lange Stück der neuen Südmauer mit dem unregel-
mäßigen Nilturm hatte an beiden Seiten Turmvorsprünge, beschützte also auch das Hafen-
gelände vor dem neuen Stadtteil. Vor dem Nilturm ragt noch eine Steinmauer in das ab-
fallende Ufergelände hinaus, von der aber nur noch ein drei Meter langes Stück festgestellt
werden konnte. Das Ufer vor der „Neustadt“ III wurde durch eine etwa 3 m dicke Mauer
befestigt, die gegen den Nil noch durch Bastionen verstärkt war, also nicht nur als Ter-
rassenstützmauer diente, sondern verteidigungsfähig erhöht und mit einem Wehrgang ver-
sehen war. Zwei Bastionen sind nachgewiesen, möglicherweise waren es aber mehr, denn die
beiden erhaltenen sind 90 m voneinander entfernt, so daß sich zwanglos in dem üblichen
Abstand von je 30 m zwei weitere Bastionen ergänzen lassen, zumal die Mauer an den be-
treffenden Stellen stark zerstört ist. Ein schmales Risalit nicht ganz in der Mitte der Mauer
hat vielleicht ein Tor zum Nil umrahmt.
Von dem alten Südostturm aus wurde gegen den Nil eine neue Hafenmauer gebaut in
einer Breite von 6 m, die Türme an beiden Seiten mitgerechnet. Diese Mauer beginnt noch
als reine Lehmziegelmauer, geht aber, nachdem die Ufermauer vor der ,,Neustadt“, die
ebenfalls bis unten nur aus Lehmziegeln besteht, sich mit ihr vereinigt hat, in vier Ab-
sätzen in eine Bruchsteinmauer über (Blatt 6, Abb. 12; Taf. 2,a). Diese Mauer ist nur bis
zur dritten Nische erhalten und bricht dann ab, wahrscheinlich noch im Altertum zerstört.
Besonders wichtig ist dieses Mauerstück durch eine Wasserstandsmarke (Taf. 2,1 links) aus der
Zeit Sesostris’ II., die einen Hochwasserstand aus dem Ende des 2. Jahrtausends v. Chr.
anzeigt. Dieinschrift (Taf. 2,b) lautet nach Georg Steindorff: „Jahr sechs unter der Majestät
des Königs von Ober- und Unterägypten Cha-cheper-re (d. i. Sesostris II. um 1900 v. Chr.),
der ewig lebt. Mund (-Rand, Höhe) des Nils. Der Gefolgsmann (oder Offizier) Senwosret.“
In den Jahren 1914 bis 1930 ist dieser Stein mit anderen verschleppt worden, wohl zum
Bau eines nubischen Schöpfrades zerschlagen und vermauert. Diesen verdrießlichen Verlust
müssen die Photographien von 1914 so gut es geht ersetzen; auf zwei Bildern ist deutlich
zu erkennen, daß der Stein vorn und an der Seite ursprünglich nur mit dem Hammer roh
bearbeitet war und erst zur Anbringung der Inschrift vorn geglättet wurde, wobei oben am
Rande noch ein Streifen ungeglättet blieb, weil die nächsthöhere Quader etwas überkragte
und daher eine Bearbeitung des oberen Randes behinderte. Damit ist die Bauperiode III
datiert und mit ihr auch die Errichtung der Festung II auf die Zeit zwischen 1950 und 1900
v. Chr. festgelegt.
Die Oberkante dieses Inschriftsteines ist als Nivellementsnullpunkt genommen worden.
Wie hoch er über dem Meeresspiegel liegt, war leider mit den vorhandenen Instrumenten
nicht meßbar. Wie Uvo Hölscher vermutet, handelt es sich, falls der Stein wirklich in erster
Verwendung in situ lag, um die Verzeichnung eines außergewöhnlichen Hochwassers, wäh-
rend in normalen Jahren der Hochwasserspiegel etwa 2 m tiefer lag, so daß grundsätzlich
alle Mauerfundamente und Grabensohlen über dem Wasserspiegel lagen.
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