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Strzygowski, Josef; Strzygowski, Josef [Hrsg.]
Die Baukunst der Armenier und Europa: Ergebnisse einer vom Kunsthistorischen Institute der Universität Wien 1913 durchgeführten Forschungsreise (Band 1) — Wien: Kunstverl. Schroll, 1918

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https://doi.org/10.11588/diglit.47010#0030
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DIE BISHERIGE FORSCHUNG ÜBER ARMENISCHE BAUKUNST

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Abb. 12. Garni, Syrisch-römischer Tempel: Vorderansicht.


wie es die Gräfin Uwarov für Georgien geworden ist. Möchte eine der Früchte des Krieges sein,
daß die Armenier in die Lage kämen, ihr völkisches Leben im vollen Ausmaße pflegen und den
erhaltenen wertvollen Denkmälern einer großen Vergangenheit die nötige Beachtung und Obsorge
zuwenden zu können. Sie sind von Haus aus Arier und sollten, auf dem alten Arierwege nach Iran
und Indien liegend, mit unserer Unterstützung rechnen können. Wenn es gelänge, ein unabhängiges
Armenien erstehen zu lassen, so würden die Armenier sicher bald in Massen Träger jener hohen Kultur
werden, die sie in Tiflis so glänzend anzubahnen wußten.
Während des Krieges sind zwei Arbeiten erschienen, die auf die armenischen Denkmäler Bezug
nehmen, G. Millet, »L’ecole grecque dans l’architecture byzantine«, 19161) und Th. Kluge, »Versuch
einer systematischen Darstellung der altgeorgischen Kirchenbauten«, 1918 2). Ich habe beide noch
während der Drucklegung benutzen können. Millet hat ganz recht, wenn er (Seite IX) beklagt, daß
wir den Euphrat und Tigris entlang gegangen seien, »mais ils ont ä peine effleure une region des
plus riches, des plus instructives pour nous; ils ont laisse dans l’ombre un autre passe glorieux, qui
eveille aussi dans nos coeurs une emotion douleureuse, celui de l’Armenie«. Millet konnte die Licht-
bilder Jermakovs benutzen, aber seine Mitarbeiter, Macler und Maxudiantz, haben ihn nur notdürftig
über das Alter der bekanntesten Bauten und deren Grundformen aufklären können. Infolge
dessen zeigt sich in seinem Buche die armenische Kunst zwar wertvoll verwebt in die Entwicklung
des Hellenischen, wie ich es schon in meinem »Amida« mit dem Orient überhaupt tat, aber die Bauten
sind vielleicht noch weniger als bei Kluge irgendwie in der geschichtlichen Abfolge erfaßt. Man
erhält auf diese Art nicht im entferntesten eine Ahnung ihrer auch für Europa so bahnbrechenden
Bedeutung. Das vorliegende Werk hofft, diese Lücke so gründlich als es heute in schwerer
Zeit möglich ist, auszufüllen.
*) Bibliotheque de l’ecole des hautes etudes, Sciences religieuses, Vol. XXVI.
2) Inaugural-Dissertation der technischen Hochschule zu Braunschweig, 1918.
 
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