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Strzygowski, Josef; Strzygowski, Josef [Hrsg.]
Die Baukunst der Armenier und Europa: Ergebnisse einer vom Kunsthistorischen Institute der Universität Wien 1913 durchgeführten Forschungsreise (Band 1) — Wien: Kunstverl. Schroll, 1918

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https://doi.org/10.11588/diglit.47010#0299
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282

ZWEITES BUCH: WESEN


lieh unberücksich-
tigt (Abb. 251). Von
den Nutzbauten
mögen zwei beson-
ders hervorgehoben
werden, so das in
der Südostecke der
Stadt gelegene Bad
(Nr. 7 im Plane auf
S. 64) von dem
Alischan, »Schirak«,
Seite 82, einen
Grundriß gibt (Abb.
unten). Es hat die
Grundform des

Abb. 316. Ani, Ausgrabung: Eingang eines Verkehrsgebäudes. Aufnahme Marr. griechischen Kreu-
zes mit einer Kuppel
über der Mitte und vier Kuppeln in den Ecken, die durch feste Wände vom Raumkreuz ge-
trennt und nur durch Türen in den Ecken des Mittelquadrates zugänglich sind. Ich werde
darauf unten zurückkommen, wenn die Beziehungen Leonardos zu Armenien, bzw. Konstantinopel
zu besprechen sind. An zweiter Stelle stehen die im Stadtplane nicht eingetragenen unter-
irdischen Straßen und Bazare. Sie gewinnen auch wieder bei Leonardo Bedeutung. Thoramanian
hat sie genau aufgenommen, doch möchte ich ihm in der Veröffentlichung nicht vorgreifen. Sie
ziehen sich von der Apostelkirche und dem achteckigen Turm in den Raum zwischen Kathedrale
und Erlöserkirche und bilden eines der Wunderwerke der Bagratidenstadt. Über die Paläste, S. 272 f.
Zum Schluß ein Blick auf die Mauern und Tore, die sich in mannigfacher Hinsicht unterscheiden
von denen von Dijarbekr, die ich »Amida«, Seite 277 f. beschrieben habe. Abbildung 313 gibt eine
Ansicht des Haupttores von außen. Man sieht die Doppelmauer: Die niedrige Vormauer zeigt
ganz rechts zwischen Rundtürmen das Außentor. Hat man dieses durchschritten, so erscheint auf
der hohen Hauptmauer zunächst ein schreitender Löwe gerahmt (Abb. 322) und von einem Kreuz
überragt. Dann wendet man sich links um den zur Hälfte eingestürzten Torturm herum zum Innentor,
durch dessen Rundbogen das einzige stehende Minaret der Seldschukenzeit und die Burg sichtbar werden
(Abb. S. 20). Der Turm links ist noch bis zum Gewölbe des Obergeschosses erhalten, die hohe Mauer
läuft dann weiter bis zum nächsten Turme. Ich gebe Abbildung 314 eine Ansicht der Nordecke
der Mauern am Ende des Blumentals, da wo sie gegen den Nordpalast (S. 273) zu einspringen. Das
Bild von Vor- und Hauptmauer mit runden Türmen ist das gleiche, man sieht auch die Gußtechnik
mit Plattenverkleidung, von der Stephan von Taron spricht. Hie und da Kreuze aus farbig gelegten
Tuffsteinen, seltener Inschriften. Abb. 315 führt die Nordostecke der Landmauern vor mit der Gregor-
kirche des Honentz. Im Stadtplane S. 64 unter Nr. 8 eingetragen. Vgl. ihre Beschreibung S. 201 f. Die
Mauern steigen hier in das Achureanertal hinab und öffnen sich neben der Kirche mit einem Tore.
Aus Schutt und Trümmern entwickelt sich manches malerische Bild, besonders auch an der Burg-
mauer da, wo sie steil nach dem Blumental abfällt (Abb. 311). Zum schönsten gehört die außerhalb
des Stadtgebietes liegende sogenannte Jungfernfestung am Zusammenfluß der beiden Täler jenseits
im Süden der Burg (Abb. S. 27).

6. Ausstattung: Gegenständliche Bedeutung.
Es wird sich später zeigen, daß die älteste armenisch-christliche Kunst die »Darstellung« nicht
kannte, es sei denn für das Stifterbild und soweit der griechisch-syrische Strom auch in Armenien
seine Wirkung tat. Im übrigen bestreitet sie die gesamte Ausstattung durch Verzierung geometrischer
Art, vor allem durch das Bandgeflecht und die geometrische Ranke, worüber bereits mein »Altai-
Iran« handelte. Daneben aber kommen ausgesprochen Tier- und Pflanzenbildungen vor, die gegen-
ständliche Bedeutung haben dürften, daher schon hier heranzuziehen sind.
 
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