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Strzygowski, Josef; Strzygowski, Josef [Hrsg.]
Die Baukunst der Armenier und Europa: Ergebnisse einer vom Kunsthistorischen Institute der Universität Wien 1913 durchgeführten Forschungsreise (Band 1) — Wien: Kunstverl. Schroll, 1918

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https://doi.org/10.11588/diglit.47010#0115
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ERSTES BUCH: DIE DENKMÄLER

Von besonderem Wert ist
die Ausstattung der Pfeiler und
die Art, wie die Räume hinter
ihnen gegen die Ecken des
Quadrates zu eingewölbt sind.
An der Ostseite wurden dafür
zwei Kreuzgewölbe verwendet,
im Westen dagegen gekünstelte
Steinfügungen, bestehend aus
parallel geführten Leisten, Wül-
sten und einem Schlußstein,
die zusammengenommen im
Spitzbogen übereinander auf-
steigen. Da Inschriften Erneue-
rungen aus dem 13. Jahrhundert
melden, könnten diese Wöl-
bungen vielleicht dieser späten
Zeit angehören1). Das kleine
Gewölbequadrat dieser Ecken
(Abb. 8g) nimmt das hintere
Pfeilerviertel mit in Anspruch,
die seitlichen Gurtbogen sind
nur halb so breit wie der Pfeiler
selbst. Die Verzierung des In-
neren von Bagaran ist eine
ungewöhnlich zarte, meist ist
nur die übliche Hohlkehle,
stellenweise an der Deckplatte
ein Zickzack oder Zickzack-
mäandermitoder ohne Knöpfen
verwendet (unten in einer Abb.
der Nordwestpfeiler). Der
Schmuck des Äußern besteht
in einer Art schrägem Zahn-
schnitt, an den Apsiden und den die Kreuztonnen darüber abschließenden Giebeln, die Quadrat-
ecken zeigen Kehlen oder drei abgestufte Bänder (Abb. 34). Die Fenster sind rundbogig und sämt-
lich etwa i'2o m breit von den typischen Bogenbändern
umzogen, die bald einen Wulst allein oder den Wulst
mit der Kehle oder die Weinlaubranke, bisweilen mit
nach oben eingerollten Enden zeigen.
Diese Bauform ist, so viel ich weiß, durch Bagaran
allein vertreten. Haben sich die Vierpaßkirchen ohne
Mittelstützen, von denen gleich zu reden sein wird, und
der Hripsimetypus noch bis um die Jahrtausendwende
erhalten, so scheint der Bagarantypus nur eine Über¬
gangsform zur längstgerichteten Kreuzkuppel darzu¬
stellen. Davon unten. Immerhin spricht eine seltsame
Tatsache dafür, daß auch der Bagarantypus Verbreitung
gefunden haben dürfte, besonders im Reiche der Ru-
beniden in Kilikien: Leonardo, dessen Aufenthalt in
diesen Gegenden von mehreren Seiten als wahrschein¬
lich angenommen wird, hat gerade den Bagarantypus Abb. 89. Bagaran, Kathedrale:
*) Vgl. dazu jedoch die Türhalle von Irind, S. 131. Gewölbe hinter dem Südostpfeiler.


Abb. 88. Bagaran, Kathedrale: Strebenische der Ostseite (Apsis).
 
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